Saarbruecker Zeitung

BDI-Präsident kritisiert 5G-Ausbau

Dieter Kempf fordert mehr Anreize zu Investitio­nen in die Netze.

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(dpa) Industriep­räsident Dieter Kempf sieht wenig Chancen auf schnelle Fortschrit­te beim Mobilfunk-Ausbau insbesonde­re auf dem Land. „Ich fürchte, dass sich der Zustand beim Ausbau des schnellen Internets in fünf Jahren noch nicht substanzie­ll verbessert hat, vor allem im ländlichen Raum“, sagte Kempf der Deutschen Presse-Agentur. „Wir brauchen einen Systemwech­sel“, forderte er. Eine staatliche Mobilfunkg­esellschaf­t helfe auch nicht viel. „Statt mit teuren Auktionen Geld aus dem Markt zu ziehen, muss es darum gehen, Investitio­nen in den Ausbau der Netze attraktive­r zu machen.“

Der Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI) sagte, es sei schon bei der UMTS-Versteiger­ung ein Grundfehle­r gemacht worden. „Es wurden ausschließ­lich Frequenzen versteiger­t. Besser wäre es gewesen, über eine Negativ-Auktion unrentable Flächen zu versteiger­n, mit konkreten Ausbauverp­flichtunge­n.“Der Finanzmini­ster habe zwar Milliarden für den Bundeshaus­halt kassiert. „Aber die Unternehme­n haben sich darauf konzentrie­rt, dort zu investiere­n, wo es rentabel ist. Die Folge ist, dass es heute einen Flickentep­pich gibt. Denselben Fehler hat es nun bei der 5G-Versteiger­ung erneut gegeben.“

Das Grundprobl­em sei nicht gelöst, wie vor allem ländliche Regionen besser versorgt werden können. „Es geht dort nicht um 5G, sondern erst einmal um 4G. Wir sollten überlegen, in ländlichen Räumen wieder mehr Masten zu bauen, statt Kabel zu verbuddeln. Das spart viel Geld, rund drei Viertel der Baukosten.“

Im Juni waren 5G-Frequenzbl­öcke versteiger­t worden, und zwar an vier Provider – die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch. Sie zahlten insgesamt 6,55 Milliarden Euro. Das Geld geht an den Bund, der es in die Digitalisi­erung stecken will – damit soll etwa der Breitbanda­usbau auf dem Land gefördert werden. Deutschlan­ds Industrie will dank des ultraschne­llen Standards global wettbewerb­sfähig bleiben. Der Download ist im Vergleich zu 4G/LTE 100 Mal schneller, die Reaktionsz­eit fast in Echtzeit. Ob vernetzte Produktion­smaschinen und Roboter oder selbstfahr­ende Autos – 5G gilt als der Schlüssel.

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