Saarbruecker Zeitung

Warum Trier seit 25 Jahren einen Bobby hat

Er sieht aus wie ein britischer Polizist aus vergangene­n Zeiten: Johannes Schneider ist in Trier als Ehren-Bobby für die deutsch-englische Freundscha­ft unterwegs. Zu 25 Jahren Einsatz bekam er nun royale Post.

- VON BIRGIT REICHERT

(dpa) Johannes Schneider ist ein Hingucker. Wenn er in seiner historisch­en britischen Polizei-Uniform mit schwarzem Helm und Polizeifah­rrad in Trier unterwegs ist, zieht er die Blicke nur so auf sich. Touristen machen Halt, zücken ihre Handys und fragen immer wieder, wer er denn sei: „Ich bin ein Ehren-Bobby“, antwortet der 56-Jährige. Seit 25 Jahren ist der gebürtige Eifeler für die Städtepart­nerschaft Triers mit Gloucester „auf Streife“. Das Größte: Zum Jubiläum hat er Glückwunsc­hschreiben von der britischen Königin Elizabeth II. und von Prinz Charles bekommen.

„Das war schon toll“, sagt Schneider. Er habe sich über die Briefe sehr gefreut. Seines Wissens nach ist er der einzige ehrenamtli­che Bobby in Deutschlan­d. Regelmäßig schlüpft er in seine Uniform aus viktoriani­scher Zeit, setzt seinen Helm mit altem königliche­m Wappen auf und zieht sich die weißen Handschuhe an. Er verteilt Prospekte und tauscht sich mit Passanten aus. „Im Herzen bin ich Engländer.“Sein Hobby mache ihm viel Freude. „Vielleicht war ich in meinem Vorleben ein englischer Butler.“

Seit ein paar Monaten ist er zudem noch mit einem persönlich­en Sonderauft­rag unterwegs: Mit einem „Stop Brexit“-Schild an seiner Fahrradtas­che wirbt er für den Verbleib Großbritan­niens in der EU. „Es wird sonst nur Probleme geben“. Es gebe viele Briten, die gegen den Brexit seien. „Es muss ein zweites Referendum geben.“Cornelia Priester aus Idstein bei Frankfurt, die Trier besucht, ist von Schneiders Auftreten begeistert. „Ein Bobby mit „Stop Brexit“ist einfach genial“, sagt sie.

Der Bobby gilt rund um den Globus als Aushängesc­hild für alles Britische. Vermutlich auch deshalb habe ihm die Rolle gut gefallen, meint er. Aus Gloucester­shire und den angrenzend­en Grafschaft­en habe er viel Unterstütz­ung bekommen: Ein „echter“Bobby habe ihm die Uniform und den Helm nach Trier gebracht, andere hätten Pakete geschickt mit Dingen, die zu seinem Outfit passten: Auch 150 Jahre alte Handschell­en oder eine silberne Pfeife, erzählt er. Und das Fahrrad aus den 1920er Jahren habe ihm auch jemand geschenkt.

An sein erstes Jahr als Ehren-Bobby erinnert er sich aber gar nicht mehr gerne. Da habe er etliche Hürden überwinden müssen: Unter anderem sei er wegen unbefugten Tragens von Uniformen und Amtsmissbr­auchs angezeigt worden. „Aber das war dann irgendwann alles erledigt.“Wie lange er noch weiter als „Ehren-Bobby“on Tour sein wird, weiß er nicht. „Vielleicht noch ein, zwei Jahre.“Er sei sich jedenfalls sicher, schon viel bewirkt und die Freundscha­ft zwischen den Ländern verstärkt zu haben. Was sein größter Wunsch wäre? „Ich würde gerne mal bei einer Parade in London in Gedenken an die alte Zeit mitlaufen.“Oder: „Den Prince of Wales mal treffen.“

„Vielleicht war ich in meinem Vorleben ein

englischer Butler.“

Johannes Schneider

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FOTOS: HARALD TITTEL/DPA Johannes Schneider radelt auf seinem alten Fahrrad durchs Trierer Grün. Seit 25 Jahren ist er als Ehren-Bobby für die Städtepart­nerschaft Triers mit Gloucester unterwegs – neuerdings auch mit einem „No Brexit“-Schild.
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Der Ehren-Bobby mit Touristen aus den Niederland­en vor dem Kurfürstli­chen Palais in Trier.

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