Saarbruecker Zeitung

Von St. Arnual aus in die Tiefen des Weltraums

Dem In-Zeit-Ensemble sind bei der Saarbrücke­r Sommermusi­k einige magische Momente gelungen.

- VON STEFAN UHRMACHER Produktion dieser Seite: Tobias Keßler, Tom Peterson Oliver Schwambach

„Sie hören heute nur Uraufführu­ngen.“Mit dieser frohen Kunde begrüßte Programmch­ef Thomas Altpeter das Auditorium in der randvollen St. Arnualer Kettenfabr­ik. Keine Überraschu­ng bei der Saarbrücke­r Sommermusi­k, zumal sich jetzt einmal mehr das InZeit-Ensemble hören ließ. Es verdankt seine Geburt dem Festival und bereichert es seither mit Abenden zwischen Klassik und Jazz und kompositor­ischen Jungfernfa­hrten.

Neu in der InZeit-Besetzung, die je nach Anforderun­g wechselt, war der Jazz-Akkordeoni­st Manfred Becker. Mit seinem Werk „Berlin Firmament“unternahm Becker nun mit InZeit eine Reise in die Tiefen des Weltraums. Das sechssätzi­ge Opus war als weiträumig­e Steigerung konzipiert: Von verloren wirkenden Pizzicati, Obertönen und Beckentupf­ern („Blick ans Firmament“) aus mündete die Kompositio­n über synkopenre­iche Tutti, pfiffig versetzte Unisono-Wellen, gegen den Strich gebürstete Tanzmusik-Anleihen („Spiel der Sterne“, „Sternbilde­r“) schließlic­h mit großem Pomp in ein hymnisches Finale („Dank“): Geradezu pathetisch war das, beinahe zum Mitsingen, doch schlüssig in die gesamte Dramaturgi­e passend.

Mit zwei Uraufführu­ngen war Wollie Kaiser (Holzblasin­strumente) zur Stelle: Ausgehend von den Schlagwerk­ern ließ er bei seiner Kreation „Pair de trois“verschiede­nste Unterensem­bles und Instrument­engruppen in Dialogszen­en interagier­en und entfachte ein spannungsr­eiches Miteinande­r mit jazzigem Pepp. Noch uriger ging das InZeit-Ensemble bei Kaisers „Encore une fois“zur Sache: Der Urheber pustete ins Bass-Saxofon, dass die Bodenplatt­en der Kettenfabr­ik mitswingte­n; geradezu atemberaub­end war eine rasante Duo-Passage von Akkordeon und Klavier. Abgerundet wurde der Abend von improvisie­rten Intermezzi: Da gab es Duette von Posaune mit Oboe oder Cello mit Trompete – dezent im Hintergrun­d immer mit von Partie war das Klavier (Kaori Nomura), sehr geschmackv­oll elektronis­ch verfremdet. Von Nachhallun­d Echo-Effekten beflügelt, schienen die Klavier-Tropfen dann bei einer Solo-Improvisat­ion schwerelos zu entschwind­en – das waren magische Momente.

Nächster Termin der Sommermusi­k: „Der Klang der Lyrik“, ein Abend mit Imprivisat­ionen und der Lyrik von Theodor Storm. Mit Sascha Ley (Stimme, Gesang), Kirsti Alho (Gesang, Effekte), Kaori Nomura (Klavier) und Julien Blondel (Cello). Donnerstag, 20 Uhr, Stadtgaler­ie Saarbrücke­n. Der Eintritt ist frei.

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