Über den Tisch gezogen
„Die Story im Ersten“zeigt Fälle, in denen Banken ihre Kunden geschädigt haben.
SAARBRÜCKEN (ry) Seit der Bankenkrise 2008 gelten sie als besonders seriös: Sparkassen und Volksbanken haben deshalb mittlerweile mehr Umsatz als Deutsche Bank und Commerzbank zusammen. Doch die Kundenklagen häufen sich und mehr noch: Es gibt zahlreiche Geschädigte, die systematisch abgezockt worden sind. Experten beziffern die Schadensumme auf mehrere Milliarden Euro pro Jahr. Was ist da auf den Konten los? Mit dieser Frage befasst sich der Beitrag der ARD.
Der niedersächsische Landwirt Johann G. ist einer der Sparkassen-Geschädigten. Um mehr als 200 000 Euro ist er geprellt worden. Ein Oberlandesgericht hat ihm Recht gegeben und Rückzahlungen verordnet. Der Trick der Sparkasse ist simpel: Zinsveränderungen werden nicht sofort an den Kreditnehmer weitergegeben, wie es der Gesetzgeber vorschreibt. Es kann jeden treffen, beim Dispo etwa, bei Konsumkrediten und sogar beim Sparkonto.
Besonders oft passiert das bei kurzfristigen Überziehungskrediten, dem Standardgeschäft von Mittelständlern. Eine Rechnung muss noch schnell beglichen werden, aber ein Kunde hat noch immer nicht bezahlt. Schon ist das Konto überzogen. Klingt nach einer Kleinigkeit, ergibt aber einen riesigen Schaden: Denn auf jeden Zinsbetrag im Minus zahlt man Zinseszins. „Der Volkswirtschaft können durch Falschberechnungen der Sparkassen jährlich mehrere Milliarden Euro an Schaden entstehen“, sagt Hans-Peter Schwintowski, Professor für Bankenrecht an der Humboldt-Universität Berlin. Der Kreditsachverständige Hans-Peter Eibl stimmt zu. Er beschäftigt sich mit Zinsbetrug durch Sparkassen und Volksbanken. „Ich habe Konten für rund 1000 Klienten geprüft. Und kann sagen: Bei den Sparkassen beträgt der Schaden im Durchschnitt, pro Fall, 170 000 Euro. Das ist Wahnsinn, das kann Unternehmen vernichten.“Die verklagten Banken bestreiten systematische Tricksereien. Es handele sich um Einzelfälle.
Mit Eibl tritt das Filmteam eine Reise an: Vom Nord-Ostsee-Kanal bis nach Karlsruhe trifft es auf Kunden, die ihre Sparkasse verklagen und fassungslos darüber sind, wie die öffentlich-rechtliche Bank mit ihnen umgesprungen ist: Reinhard und Thomas K., die eine familiengeführte Werkstatt besitzen, klagen auf 235 000 Euro Schadensersatz. Gerhard S. hingegen, ehemaliger Geschäftsführer eines Betriebes mit 90 Arbeitsplätzen, sagt, sein Schaden durch diverse Banken belaufe sich auf eine Million Euro. Mit fatalen Folgen: Die Firma musste Insolvenz anmelden, die Arbeitsplätze sind weg.
Die Story im Ersten: Der rote Riese zockt ab, 23.15 Uhr, ARD