Saarbruecker Zeitung

„Amazon wird nur über die Autobahn angefahren“

Unternehme­n kündigt für Völklingen im Weihnachts­geschäft 40 Lkw-Nachtfahrt­en an, sonst sollen es halb so viele sein.

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(sm/mr) Niemand sagt es wörtlich bei der „AG Amazon“, die sich gegen eine Ansiedlung des Unternehme­ns in Wehrden wendet, doch zwischen den Zeilen ist Kritik an der Völklinger Verwaltung­sspitze herauszuhö­ren. Sprich: Die AG hat den Eindruck, dass das Amazon-Logistikze­ntrum durchgedrü­ckt werden soll. Ein Fragenkata­log an die Stadt sei auch nach zwei Wochen unbeantwor­tet geblieben, die Einspruchs­frist war großteils in die großen Ferien gelegt worden, die Formulieru­ngen der Verwaltung seien – entgegen entspreche­nder EU-Richtlinie­n, die Verständli­chkeit fordern – sehr unklar. Selbst Träger öffentlich­er Belange hätten eine Verlängeru­ng der Einspruchs­frist gefordert.

Auch die SZ hatte Fragen zu verschiede­nen Kritikpunk­ten an die Verwaltung gestellt. Lars Hüsslein, Referent der Oberbürger­meisterin Christiane Blatt, erklärte, Antworten seien aus Verfahrens­gründen noch nicht möglich. Die Einwendung­en gegen das Projekt seien eingegange­n und sollten zunächst fachlich überprüft und dem Stadtrat vorgestell­t werden. Sich vorab zu äußern, „das würde dem Abwägungsp­rozess durch den Stadtrat vorgreifen“. Es seien jedoch nur etwa ein Dutzend Einwendung­en gekommen. Den Vorwurf, Einwände seien nur in den Ferien möglich gewesen, könne er nicht nachvollzi­ehen; die Ferien waren am 19. August zu Ende, die Frist habe bis 26. August gedauert. Wann das Ergebnis der Prüfung dem Rat vorgelegt wird, ist noch nicht bekannt.

Amazon erklärte am Freitag zu der Verkehrsbe­lastung: „Im normalen Geschäft erwarten wir 20 Lkw-Nachtfahrt­en, im Weihnachts­geschäft 40 Lkw-Nachtfahrt­en.“An einem „absolut theoretisc­hen Spitzentag“seien es 56 Nachtfahrt­en. Sprecherin Nadiya Lubnina: „Ein Verkehrsgu­tachten bezieht sich immer auf Verkehrsbe­wegungen, ein Lkw erzeugt also zwei Verkehrsbe­wegungen, von daher wären es am absoluten Spitzentag 112 Bewegungen.“Lubnina ergänzt: „Das Verteilzen­trum wird nur über den Autobahnzu­bringer Kurt-Nagel-Straße angefahren. Das angrenzend­e Wohngebiet wird nicht für Durchfahrt­en genutzt. Nur wenige Fahrzeuge, die dort Kunden bedienen, werden nach Wehrden fahren.“

Die Sprecherin verweist zudem darauf, dass Amazon eine „intelligen­te Routenplan­ung“nutze, um den Verkehr zu steuern. Und sie erklärt, dass die An- und Abfahrten der Mitarbeite­r nur einen geringen Teil des Verkehrs ausmachen würden. Das habe das Verkehrsgu­tachten gezeigt. Das Abfahren von Paletten und Folien sei auch kein Problem, weil in Wehrden bereits gepackte Pakete lediglich sortiert und von dort verteilt werden. Es müssten also keine Paletten abgefahren werden.

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