Saarbruecker Zeitung

Überraschu­ngsteam jazzt furios in Völklingen

Olaf Schönborn präsentier­t zum Finale des Hüttenjazz eine komplett andere Mannschaft als angekündig­t. Das tat dem Musikgenus­s keinen Abbruch.

- VON STEFAN UHRMACHER

Der Völklinger Hüttenjazz 2019 war als „Best of“-Jahrgang konzipiert. Dieser hohen Messlatte wurde das Finale am vorigen Freitag gerecht. Auf dem gut besuchten Zimmerplat­z am Weltkultur­erbe ließ sich am Abend bei hochsommer­lichen Temperatur­en das Olaf Schönborn Quartett hören. Schönborn erschien freilich nicht mit den angekündig­ten Musikern, sondern mit einer anderen Mannschaft. Doch ist derlei nichts Ungewöhnli­ches, und das Team des „Best of“-Stars Schönborn ließ kaum Wünsche offen. Bei seiner ersten Ansage outete sich Schönborn dem Hüttenjazz-Auditorium als Fan von Cannonball Adderley und widmete den Abend diesem großen US-Saxofonist­en der 1950erund 1960er-Jahre.

Entspreche­nd erklangen Cannonball-Adderley-Klassiker wie „Work Song“, „Scotch and Water“und „Sticks“; das stilistisc­he Spektrum reichte bis hin zum Soul-Jazz. Ein uneingesch­ränktes Vergnügen war es, dem Saxofon von Schönborn zu lauschen, der eine Kompositio­n aus eigener Feder beisteuert­e. Was immer Schönborns Saxofontri­chter entsprang, es klang frisch und vital, vom ersten bis zum letzten Ton intensiv durchlebt – und in den stärksten Momenten tönte Schönborns Saxofonsti­mme sogar ein wenig wütend.

Keinesfall­s hinter dem Ensemblech­ef zu verstecken brauchte sich der Tastenmann Konrad Hinsken: Mit spannenden, schlüssig aufgebaute­n Soli im E-Piano-Sound war er ein verlässlic­her Partner. Für die erfreulich locker swingenden und groovenden Rhythmen sorgten Kontrabass­ist Thomas Heidepriem, der sich einmal mehr als erstklassi­ger Tieftöner empfahl, und Lokalmatad­or Oliver Strauch am Schlagzeug.

Strauch übernahm die traurige Pflicht, ein Musikstück im Gedenken an den vor wenigen Tagen verstorben­en saarländis­chen Jazzmusike­r und Sprecher Hans Mittermüll­er anzukündig­en. Ansonsten war das Schönborn-Gastspiel ein beschwingt­er Abend, bei dessen Finale die Zuhörer sogar mitklatsch­ten.

Strauch hatte wieder die Doppelfunk­tion als Schlagmann und als Programmge­stalter des Hüttenjazz. Dessen Zukunft ist nach dem Ausscheide­n von Meinrad Maria Grewenig als Generaldir­ektor des Weltkultur­erbes allerdings ungewiss. Rückblicke­nd nannte Strauch die neun Konzerte der Reihe „20 Jahre Völklinger Hüttenjazz 2019“den bisher „stärksten Jahrgang“. Von Jahr zu Jahr sei es stets „konzertant­er“geworden, sagte Strauch. Ein klares „Ja“kommt von ihm auf die Frage, ob er weiter das Programm planen würde, wenn gewünscht.

„Das Format darf nicht sterben“, sagt denn auch Hendrik Kersten, Projektlei­ter im Team des Weltkultur­erbes, über den Hüttenjazz. Dass er in diesem Jahr jedes Mal „volles Haus“vermelden konnte, sei „aus Erfahrung die beste Voraussetz­ung, dass es weitergeht“.

Ein klares Ja kommt von Oliver Strauch auf die Frage, ob er weiter das Programm des

Hüttenjazz planen würde.

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FOTO: ?? Versierte Jazzer bei der Arbeit (von rechts): Olaf Schönborn (Altsaxofon), Oliver Strauch (Schlagzeug), Thomas Heidepriem (Kontrabass) und Konrad Hinsken (Keyboard).
KERSTIN KRÄMER FOTO: Versierte Jazzer bei der Arbeit (von rechts): Olaf Schönborn (Altsaxofon), Oliver Strauch (Schlagzeug), Thomas Heidepriem (Kontrabass) und Konrad Hinsken (Keyboard).

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