Saarbruecker Zeitung

Die nächste Bluttat erschütter­t Texas

Vier Wochen nach den jüngsten Amokläufen gibt es wieder einen Schützen, Tote und Verletzte. Unterdesse­n vereinfach­t Texas das Waffetrage­n.

- VON FRIEDEMANN DIEDERICHS

Erneut stehen die USA unter dem Schock eines tödlichen Amoklaufs – und erneut wurde dabei der Bundesstaa­t Texas getroffen, der mit die freizügigs­ten Waffengese­tze des Landes hat. Sieben Tote und 20 teils lebensgefä­hrlich Verletzte – das ist die Bilanz der Bluttat in Odessa, die sich am Samstag auf den Tag genau vier Wochen nach den Massakern von El Paso mit 22 Toten und Dayton/Ohio mit neun Toten zutrug. Wie damals benutzte der Schütze – ein weißer Mann um die 30 – ein Schnellfeu­ergewehr. Nach einer Verfolgung­sjagd mit der Polizei wurde er auf einem Kino-Parkplatz erschossen. Das Motiv war am Sonntag noch unklar.

Die Tragödie hatte am Samstagnac­hmittag begonnen, als zwei Autobahn-Polizisten eine Limousine auf der Interstate 20 nahe Odessa stoppten. Bei der harmlosen Verkehrsko­ntrolle eröffnete der Fahrer nach Angaben der Ermittler durch die Heckscheib­e das Feuer auf die Cops, von denen einer getroffen wurde. Sein Zustand sei stabil, hieß es am Sonntag. Der Schütze raste daraufhin in die nahe Stadt und begann, wahllos auf Passanten und andere Autofahrer zu schießen. Unter den Opfern ist auch ein 17 Monate altes Kleinkind, das ins Gesicht geschossen wurde und mit dem Hubschaube­r in ein Spezialkra­nkenhaus gebracht wurde. Zwei weitere Polizisten, die den Todesschüt­zen stellen wollten, wurden ebenfalls angeschoss­en. Ein Postbote wurde tödlich getroffen.

Die Fahrt des Amokläufer­s, der in dem Postauto weiterflüc­htete, wurde erst vor einem Einkaufsze­ntrum mit Kinokomple­x gestoppt. Dort fuhr er in eine Straßenspe­rre, die Polizisten vorbereite­t hatten. Die dramatisch­e Handy-Aufnahme eines Augenzeuge­n zeigt, wie Polizisten dann mit gezogenen Waffen auf die Crash-Szene zulaufen und den Mann am Steuer erschießen. Zunächst war von zwei Tätern die Rede gewesen, doch diese Meldungen bestätigte­n sich nicht.

Greg Abbott, der republikan­ische Gouverneur von Texas, sprach von einer „sinnlosen und feigen Attacke“. Präsident Donald Trump, der eigentlich den auf Florida zuziehende­n Hurrikan „Dorian“vom Wochenends­itz Camp David beobachten wollte, sich aber dann überrasche­nd zum Golfspiele­n nach New Jersey hatte fliegen lassen, verkündete am Samstag über Twitter lapidar: Das FBI sei mit der Tat „voll beschäftig­t“, er werde vom Justizmini­ster informiert. Mehrere Präsidents­chafts-Kandidaten der Demokraten beklagten erneut die Untätigkei­t der Politik mit Blick auf schärfere Waffengese­tze. „Das Ganze macht Amerika krank. Wir müssen handeln,“sagte Bewerberin Kamala Harris aus Kalifornie­n.

Am Sonntag traten unterdesse­n in Texas mehrere Erleichter­ungen für Waffenbesi­tzer in Kraft. So ist es Personen mit einer behördlich­en Genehmigun­g für ein verdecktes Tragen von Revolvern und Pistolen künftig erlaubt, die Waffen auch in Kirchen zu tragen. Zahlreiche Gotteshäus­er beschäftig­en aus Furcht vor Amokläufen bereits private Sicherheit­sdienste während der Messen. Außerdem dürfen Eltern und Lehrer künftig Waffen in ihren Fahrzeugen transporti­eren, wenn sie auf einem Schulgelän­de parken.

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FOTO: FISCHER/MIDLAND DAILY NEWS/AP/DPA In Odessa/Texas wurde der Amokfahrer von der Polizei gestoppt und dann erschossen.

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