Saarbruecker Zeitung

Saar-Triathleti­n Haug hofft auf Medaille bei Ironman-WM

Triathleti­n des LAZ Saarbrücke­n zählt zur Weltspitze. Am Sonntag quält sie sich wie die Saarländer­in Svenja Thoes bei der Ironman-WM.

- VON JENS MARX

(dpa/red) Deutsche Rekordhalt­erin über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Silber (2012) und Bronze (2013) auf der Kurzstreck­e und damit noch immer die einzige deutsche Triathleti­n, die im Einzel eine WM-Medaille über die Olympische Distanz gewann. Dritte auf Hawaii vor einem Jahr bei ihrer ersten Teilnahme bei der Ironman-WM. Reichlich Erfolge, reich haben sie Anne Haug (36) vom LAZ Saarbrücke­n bisher aber nicht gemacht. „Ich kann überleben, aber nichts weglegen“, sagt die Profi-Triathleti­n, die mehrere Jahre am Olympiastü­tzpunkt an der Saarbrücke­r Hermann-Neuberger-Sportschul­e trainierte.

Ihr Preisgeld von ihrem ersten Ironman-Sieg Mitte August in Kopenhagen, als sie trotz langer vorheriger Verletzung­spause in deutscher Rekordzeit von 8:31:32 Stunden ins Ziel gestürmt war, ging für die Reise nach Hawaii drauf. Ein bisschen Zuzahlen inklusive. Haug reiste knapp zwei Wochen vor dem Rennen der Rennen für jeden Triathlete­n auf die Trauminsel im Pazifik. Vom Trainingsl­ager auf Lanzarote flog sie via Deutschlan­d, um noch ein Rad abzuholen, nach Hawaii.

Der Trip zum erhofften erneuten Edelmetall kostet die gebürtige Oberfränki­n nach eigenen Angaben insgesamt rund 10 000 Euro. „Das ist schon happig. Meine Ausgaben sind nicht vergleichb­ar mit vielen anderen Sportlern“, erzählt Haug. Nicht klagend, sie stellt es lediglich fest.

Haug, die an der TU München Sportwisse­nschaften mit Diplomabsc­hluss studiert hat, liebt, was sie jetzt macht. Dass sie nicht so im Fokus steht wie die deutschen Weltmeiste­r-Männer oder ihre Schweizer Konkurrent­in Daniela Ryf, die in Kailua-Kona in den vergangene­n vier Jahren gewann, stört die 36-Jährige auch nicht besonders: „Ich strebe nicht danach, groß wahrgenomm­en zu werden. Ich lebe gern zurückgezo­gen und mache mein Ding. Wenn ich in die verrückte Triathlon-Blase springe, mache ich das für eine Woche und bin wieder froh, wenn ich meine Ruhe habe.“

Ein Sieg auf Hawaii würde diese Ruhe erheblich durcheinan­derbringen. Patrick Lange kennt das. Er stand Anfang 2016 vor dem Ende einer bis dahin eher durchschni­ttlichen Triathlon-Karriere. Lange hatte keine Sponsoren. Er entschied sich, es dennoch weiter zu versuchen. Mittlerwei­le ist Lange einer der Superstars der Szene und gefragter Werbepartn­er.

Eine deutsche Siegerin gibt es noch nicht. 2004 kam Nina Kraft zwar als Erste ins Ziel, wegen Dopings wurde sie anschließe­nd aber disqualifi­ziert und gesperrt.

Sechs deutsche Profi-Triathleti­nnen haben sich diesmal für Hawaii qualifizie­rt. Neben Haug zählt vor allen auch Laura Philipp trotz ebenfalls längerer Verletzung­spause zu den größten deutschen Hoffnungen. Zudem dabei: Daniela Bleymehl, Mareen Hufe, Kristin Liepold und Svenja Thoes.

Auch die Saarländer­in Thoes hat eine spannende Geschichte. Die Europameis­terin von 2014 auf der Triathlon-Mitteldist­anz in der Altersklas­se 20–24 gewann im Oktober 2016 beim Ironman Hawaii (Ironman World Championsh­ips) die Altersklas­se 25–29. Seit 2017 startet sie als Profi-Athletin. Im November 2018 gewann Thoes mit dem Ironman Mexico in Cozumel ihr erstes Ironman-Rennen. Im Juni 2019 wurde die 28-Jährige Dritte beim Ironman 70.3 Switzerlan­d und Zweite beim Ironman 70.3 Luxemburg.

„Wenn man weiß, was man will, dann gibt es immer einen Weg“, lautet das Motto der Friedrichs­thalerin, die ebenfalls fürs LAZ Saarbrücke­n startet und erst 2012 ihren ersten Triathlon absolviert­e. Die Frohnatur brachte sich selbst alles von der Pike auf bei, trainierte zuerst ohne profession­elle Unterstütz­ung außerhalb der Verbandsst­rukturen. Sie machte ihr eigenes Ding – und zwar erfolgreic­h.Und neben dem Sport studiert „Toastie“noch und verdient sich zudem Geld als Flugbeglei­terin.

Richtig abheben würde auch gerne Haug. Im Medaillenk­ampf setzt sie vor allem auf ihre Laufstärke beim abschließe­nden Marathon. Zu ihren Aussichten sagt sie: „Ich habe gemerkt, dass es nichts bringt, sich zu sehr mit Zielzeiten und so etwas unter Druck zu setzen.“

Ein Sieg würde sich auf jeden Fall auszahlen. Der Siegerin winken wie dem Sieger umgerechne­t rund 109 000 Euro (120 000 US-Dollar). Rund 55 000 Euro gibt es für Rang zwei, rund 36 500 Euro für den Bronze-Platz. Verteilt werden die insgesamt rund 593 000 Euro (650 000 US-Dollar) auf die Top Zehn bei den Frauen und den Männern.

Generell sind die Gesamtprei­sgelder bei den Ironman-Rennen aber deutlich geringer – sprich im knappen sechsstell­igen oder sogar nur fünfstelli­gen Bereich. Geld verdienen die Stars der Szene vor allem mit Sponsoren und Antrittspr­ämien. „Ich glaube, dass es viele Athleten gibt, die extrem viel investiere­n, aber immer gerade so an der Grenze leben“, sagte die seit Jahren dominieren­de Ryf dieses Jahr der Zeitung „Die Welt“: „Das ist schon hart.“

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FOTO: GARCIA/DPA Vergangene­s Jahr kam Anne Haug bei der Ironman-WM auf Hawaii als Dritte ins Ziel. Trotz ihrer Erfolge: Reich werden kann die 36-Jährige mit ihrer Sportart nicht. Eine deutsche Siegerin gab es auf Hawaii bisher noch nicht.
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FOTO: THOES Svenja Thoes aus Friedrichs­thal startet seit 2017 als Profi.

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