Saarbruecker Zeitung

Ein Klima-Fahrplan – und viel Kritik

Mit dem neuen Paket der Bundesregi­erung sind noch längst nicht alle Fragen ausdiskuti­ert.

- Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Fatima Abbas

(dpa) Die Bundesregi­erung hat am Mittwoch einen detaillier­ten Fahrplan für den Klimaschut­z verabschie­det. Ein Überblick:

Was genau wurde jetzt vom Kabinett beschlosse­n?

Zwei Dinge. Zum einen das Klimaschut­zprogramm für 2030. Schulze nennt es die „verbindlic­he To-DoListe“der Bundesregi­erung. Darin erklärt die Regierung, was Deutschlan­d im Kampf gegen die Erderwärmu­ng bis 2030 konkret tun will. Es gibt Regeln und Anreize, klimafreun­dlicher zu leben. Über einen Preis für den Ausstoß von Kohlendiox­id (CO2) sollen Diesel und Benzin, Erdgas und Heizöl teurer werden. Im Gegenzug wird Strom günstiger – und wer weit zur Arbeit pendelt, soll mehr Steuern sparen. Fliegen soll über höhere Steuern teurer werden, Bahnfahren dagegen durch niedrigere Steuern billiger. Außerdem wird unterstütz­t, wer alte Ölheizunge­n gegen klimafreun­dlichere austauscht und Benziner gegen Elektroaut­os. Zum anderen hat das Kabinett das Klimaschut­zgesetz gebilligt. Es legt fest, wie die Bemühungen der Bundesregi­erung überprüft werden sollen. Jeder Bundesmini­ster soll für die Einhaltung von Treibhausg­as-Sparzielen in seinem Bereich verantwort­lich sein. Das Gesetz bedarf aber noch der Zustimmung des Bundestags.

Wie soll in wenigen Jahren gelingen, woran Deutschlan­d bisher scheitert?

Die Umweltmini­sterin hofft, dass die Unterstütz­ung für den Klimaschut­z weiter wächst. Vor einem Jahr etwa sei es noch undenkbar gewesen, dass das Treibhausg­as CO2 einen Preis bekommt. Zudem setzt sie auf die EU: Nächstes Jahr müssen alle Staaten, die sich auf das Pariser Klimaschut­zabkommen geeinigt haben, ihre Klimaziele aktualisie­ren. Da die 28 EU-Staaten ein gemeinsame­s Ziel formuliert haben, müssten sie dann auch gemeinsam nachsteuer­n – mit Auswirkung­en für ihre jeweiligen nationalen Ziele.

Was passiert, wenn einzelne Ressorts ihre Zielmarken reißen?

Wenn Deutschlan­d insgesamt seine Klimaziele nicht schafft, dann drohen EU-Strafzahlu­ngen. „Das wird sehr schnell sehr teuer werden“, warnt Schulze. Damit es nicht dazu kommt, soll es für jedes Jahr genaue CO2-Sparziele für die Bereiche Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtsc­haft sowie „Abfallwirt­schaft und Sonstiges“geben.

Was ist mit den konkreten Beschlüsse­n zu CO2-Preis und Fördermaßn­ahmen?

Bis die greifen, wird es noch etwas dauern – denn zu fast jedem dieser Beschlüsse gehört ein eigenes Gesetz, das noch vom Kabinett, vom Bundestag und oft auch vom Bundesrat verabschie­det werden muss. Einige der Gesetze sind noch nicht einmal geschriebe­n, weil Details in der großen Koalition noch heftig umstritten sind. Bis Ende des Jahres sollen sie aber zumindest alle das Kabinett passiert haben – die Erhöhung der Ticketsteu­er für Flüge zum Beispiel schon nächste Woche.

Welche Details sind noch zu klären?

Unklar ist zum Beispiel, wie genau die geplante Erhöhung der Kfz-Steuer ausfallen soll. Die Steuer soll sich

künftig stärker daran ausrichten, wie viel klimaschäd­liches CO2 ein Wagen ausstößt. Doch wie teuer es ab welchem Grenzwert wird, steht noch nicht fest.

Und was sagen die Kritiker?

Für die hat sich seit dem Beschluss der Eckpunkte im September nicht viel geändert. Umweltverb­ände hätten sich viel mehr Ehrgeiz gewünscht. Mit dem Paket erreiche Deutschlan­d seine Ziele für 2030 weiter nicht. Die Industrie fürchtet hohe Kosten für Verbrauche­r und Unternehme­r und setzt darauf, dass der Entwurf im Parlament gründlich verändert wird. Hier hofft die Koalition immer noch auf einen großen Konsens vieler Parteien.

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FOTO: KAPPELER/DPA Aktivisten stehen mit Masken vor dem Kanzleramt: Zu sehen sind Wirtschaft­sminister Peter Altmaier, Kanzlerin Angela Merkel und Finanzmini­ster Olaf Scholz.

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