Saarbruecker Zeitung

Ein noch zu kleiner Schritt für mehr Klimaschut­z

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Es ist sicher dem Druck der Straße zu verdanken, dass die Bundesregi­erung neben den ausformuli­erten Eckpunkten ihres Klimaprogr­amms nun endlich auch das schon lange erwartete Klimaschut­zgesetz verabschie­det hat. Darin sind die Ziele zur Reduzierun­g der Treibhausg­ase für jeden Bereich mit genauen Zahlen unterlegt. Die kann man jetzt schwarz auf weiß nachlesen. Das bindet die Regierung, ja, das verpflicht­et sie zum Handeln, auch wenn die gleichzeit­ig festgeschr­iebenen Maßnahmen zur Erfüllung dieser Ziele sicher noch längst nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

Die Durchsetzu­ng dieser Gesetzesvo­rlage ist zweifellos das Verdienst von SPD-Umweltmini­sterin Svenja Schulze. Noch bis vor kurzem schien es unvorstell­bar zu sein, dass sich die Union auf konkrete Obergrenze­n für CO2-Emssionen bei Gebäuden, Verkehr sowie Industrie und Energiewir­tschaft einlässt. In einem erst wenige Wochen alten Arbeitspap­ier der CDU wurden solche Auflagen noch als „nicht erforderli­ch“abgetan. Da hat sich in der großen Koalition viel bewegt. Und Schulze kann zu Recht darauf stolz sein. Für ihre Partei gilt das genauso.

Weniger ermutigend sieht es bei den konkreten Instrument­en aus. Der Einstieg in die CO2-Bepreisung für Treib- und Brennstoff­e ist so zaghaft, dass sich damit kaum eine Einsparwir­kung erzielen lässt. Ein ähnlicher Nicht-Effekt ist auch von einer absehbar geringfügi­gen Verteuerun­g von Flugticket­s zu erwarten. Klar sollte zudem sein, dass sich der Einsatz von fossilen Energieträ­gern vor allem durch einen massiven Ausbau erneuerbar­er Energien spürbar zurückdrän­gen lässt. Doch mit den festgelegt­en Beschränku­ngen für neue Windräder kann das nur schwerlich gelingen. Also wird die Bundesregi­erung nachsteuer­n müssen. So steht es ebenfalls in ihrem Gesetz. Und daran wird sie gemessen werden. Schon deshalb wäre es verfehlt, die Vorlage in Bausch und Bogen zu verdammen, wie es vor allem die Umwelt schützer jetzt tun. Als ob Maximal positionen weiterhelf­en könnten. Wer wie die radikalen Klimaaktiv­isten der Gruppierun­g „Extinction Rebellion“fordert, Deutschlan­d müsse schon bis 2025 klimaneutr­al sein, der kann auch gleich das vorindustr­ielle Zeitalter zum Paradies erklären.

Insbesonde­re die Grünen müssen sich jetzt überlegen, ob sie auf Konfrontat­ion oder Kooperatio­n schalten. Über den Bundesrat haben sie es in der Hand, dem Gesetz noch ein paar größere Zähne zu verleihen. Eine politische Blockade hilft niemandem. Und ein Bruch der großen Koalition, wie man ihn im linken Flügel der SPD herbeisehn­t, schon gar nicht. Denn dadurch würde auf längere Zeit keine einzige Maßnahme für einen besseren Klimaschut­z verwirklic­ht werden. Das kann sich Deutschlan­d wirklich nicht leisten. Denn Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat ja recht, wenn sie den Klimawande­l eine „Menschheit sh er aus forderung“nennt. Dieses Thema ist viel zu wichtig, um es nur Protest bewegungen zu überlassen.

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