Saarbruecker Zeitung

Bexbacher Experte erklärt, worauf Pilzesamml­er achten sollten

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(sedi) Vergangene­s Jahr war das Vergnügen des Pilzesamme­lns schon mehr oder weniger ausgefalle­n aufgrund der langen Trockenhei­t im Spätsommer und Herbst. Das sah in diesem Jahr lange nicht viel besser aus. Gerade der September ist ein beliebter Monat für dieses Hobby – doch ohne Regen kann das sich im Boden befindende Mycel keine Fruchtkörp­er ausbilden. Dieses Netz an Zellfäden ist das eigentlich­e Lebewesen; der sichtbare Pilz bloß die Frucht. Zum Glück für die Pilzfreund­e hat es aber in den letzten Tagen kräftig geregnet. Es ist also zu erwarten, dass die Pilze wie im Sprichwort noch aus dem Boden schießen.

Für den kurzen Ausflug in den Wald mit dem Pilzexpert­en Peter Rink aus Bexbach ist es jedoch noch zu früh. Ein magerer Safranschi­rmling (essbar) und ein Samtfußkre­mpling (essbar, aber bitter) bleiben die einzigen Funde. Letzteren hat Rink schon mal abgekocht und anschließe­nd wie einen Wurstsalat angemacht – „das schmeckt sogar!“. Aber eigentlich hat er in diesem Waldstück auf Steinpilze und Maronenröh­rlinge gehofft, zwei der beliebtest­en Arten. Wer diese kennt und nichts anderes sammelt, kann nicht viel falsch machen. Anders ist das schon bei Champignon­s, sagt Rink. Da gebe es nämlich den giftigen Karboleger­ling, von einem herkömmlic­hen Champignon äußerlich kaum zu unterschei­den. Man müsse an der Stielbasis reiben – wenn die sich anschließe­nd gelb verfärbe, ist es der Giftpilz.

Rink war vor vielen Jahren bei der Gründung des Vereins „Pilzfreund­e Saar-Pfalz“dabei. Mittlerwei­le sei das der einzige pilzkundli­che Verein im Südwesten Deutschlan­ds, meint er, und besitze auch viele französisc­he, luxemburgi­sche und belgische Mitglieder. Regelmäßig­e Treffen zur Pilzbestim­mung und Exkursione­n helfen Anfängern beim Einstieg in die Welt des ungefährli­chen Pilzesamme­lns. Von Pilz-Apps oder dem Bestimmen anhand von Büchern rät Rink unbedingt ab: „Wer nur danach geht, kann nie hundertpro­zentig sicher sein.“Zumal darin die Abbildunge­n der Pilze nicht dreidimens­ional sind und auch der Geruch eine große Rolle spielt.

In Europa gebe es 2500 Arten an „Großpilzen“– dazu zählen auch ganz winzige, denn das Kriterium lautet, dass man sie mit dem bloßen Auge erkennen kann. Etwa 150 davon seien giftig und nur 16 Arten tödlich giftig. Der Grüne Knollenblä­tterpilz zählt dazu und auch der Gifthäubli­ng. Der hieß früher Nadelholz-Gifthäubli­ng, weil er anscheinen­d nur auf Baumstümpf­en abgeholzte­r Nadelbäume zu finden war. Der Ehrenvorsi­tzende der Pilzfreund­e, Harry Regin, konnte den Giftpilz jedoch auch auf dem Stumpf eines Laubbaumes nachweisen. Der Gifthäubli­ng besitzt ein gewisses Gefahrenpo­tenzial, weil er dem essbaren Stockschwä­mmchen ähnlich sieht und ebenso wie dieses auf Baumstümpf­en zu finden ist. Wer sich also nicht sicher ist, sollte unbedingt einen Pilzsachve­rständigen aufsuchen. Diese sind auf der Homepage der Pilzfreund­e aufgeführt.

Worauf Rink auch hinweist: „Man kann sich mit verdorbene­n Speisepilz­en genauso vergiften wie an Giftpilzen.“Denn das Pilzeiweiß zersetze sich schnell und verderbe dann. Es gelte also, nur frische Exemplare mit aus dem Wald zu nehmen. Der Trick, den Rink bei Röhrlingen anwendet ist folgender: „Ich tippe nur leicht auf den Hut. Wenn ich bei leichtem Tippen eine kleine Delle erzeuge, dann lass ich ihn weg. Dann ist er nicht mehr fest.“www.pilzfreund­e-saar-pfalz.de

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FOTO: SEBASTIAN DINGLER Auch wenn es in Europa etwa 2500 Arten an Großpilzen gibt, kennt Experte Peter Rink aus Bexbach fast alle davon.

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