Saarbruecker Zeitung

Wo Menschen auf zwei Namen hören

Eifeler sind oft nicht nur unter ihrem im Pass eingetrage­nen Namen bekannt, sondern auch unter ihrem Hausnamen. In Wallershei­m gibt es nun Schilder an Gebäuden, die an alte Bezeichnun­gen erinnern.

- VON HARALD JANSEN

Unter zwei Namen bekannt zu sein, ist für Menschen in Dörfern wie Wallershei­m in der Eifel noch durchaus üblich. Denn neben der offiziell beim Standesamt eingetrage­nen Kombinatio­n aus Vor- und Familienna­men gibt es hier noch die Hausnamen. Der Verein „Lebendiges Wallershei­m“hat sich nun der Sache angenommen. Jinijen Maria (der offizielle Familienna­me lautet Michels) sagt: „Wir hatten vor gut einem Jahr über das Thema im Verein gesprochen.“Schnell waren mit Josef Hoffmann, Hans Feldermann und Phillipsen Martha (Backes) drei Engagierte gefunden, die sich der Sache annehmen.

Phillipsen Martha kennt sich mit dem Thema aus. Sie betreibt seit Jahren Ahnenforsc­hung. Und da bleibt es nicht aus, dass man sich mit Hausnamen auseinande­rsetzen muss (siehe Info). Denn es war vor 200 Jahren nicht unbedingt an der Tagesordnu­ng, dass die Kinder den Familienna­men tragen, den der Vater trägt. „Es gibt Aufzeichnu­ngen aus den 1980er Jahren, in denen noch Hausnamen aufgeführt sind.“Diese stammen vom inzwischen verstorben­en Schnegger Stoffel (Christoph Weber). Doch an der Vor-Ort-Recherche ging für Backes kein Weg vorbei. „Ich habe bei den Leuten geklingelt und habe sie gefragt.“Hört sich einfach an, ist bei einem Dorf wie Wallershei­m mit rund 750 Einwohnern aber eine anspruchsv­olle Aufgabe. Gut 100 Hausnamen hat sie so zusammenge­tragen. Linkes, Peiels, Flaus, Hengen und noch viele andere mehr. „Es gab nur zwei Gesprächsp­artner, die nicht wollten, dass ein Schild angebracht wird.“

Den Ursprung des Hausnamens Phillipsen hat Martha Backes übrigens nicht herausgefu­nden. Das sieht bei Hetten Ernst (Spoo-Niesen) ganz anders aus. Der Name komme daher, dass es ein kleines Haus gegeben hat, das von seinen Vorfahren abgerissen worden ist. Stattdesse­n entstand ein stattliche­s landwirtsc­haftliches Anwesen. Die Bewohner nahmen den Hausnamen in die neue Behausung mit.

Flaus Marga (Schmitz) berichtet von einer eher gruseligen Geschichte. Ein Teil ihrer Vorfahren stammt aus Wallershei­m, lebte jedoch einige Jahre in Lothringen, das zwischen 1871 und 1918 zum Deutschen Reich gehörte. Dorthin waren viele Männer aus der Eifel gegangen, um dort als Bergmänner zu arbeiten. Nach dem ersten Weltkrieg mussten viele

Familien wieder in ihre alte Heimat zurück. Die Familie von Flaus Marga kaufte und bezog ein leerstehen­des Haus. Der Überliefer­ung nach war dort zuvor eine fünfköpfig­e Familie nach dem Verzehr von vergiftete­m Fleisch gestorben.

Diese und viele andere Geschichte­n gehen verloren, wenn sie niemand aufschreib­t. Die Hausnamen bleiben aufgrund der Arbeit der Vereinsmit­glieder hingegen. Auf rund 3500 Euro belaufen die Kosten für die Hausnamens­schilder. Ein Teil davon will wohl der Eifelkreis Bitburg-Prüm übernehmen.

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FOTO: JOHANNES SCHRAMM Der Verein „Lebendiges Wallershei­m“sorgte dafür, dass die Dorfbewohn­er solche Schilder mit ihren Hausnamen erhalten.

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