Saarbruecker Zeitung

Anerkennun­g für Sinti und Roma

Ausstellun­g im Saarbrücke­r Stadtarchi­v zeigt die Arbeit der Bürgerrech­tsbewegung.

- VON ILKA DESGRANGES „Wir wollen nicht länger die ewigen Opfer sein“, sagt Romani Rose und zitiert aus Artikel 1 des Grundgeset­zes: „Die Würde des Menschen ist unantastba­r.“Dafür gab es viel Applaus im Saarbrücke­r Stadtarchi­v. Rose ist seit 1982 Vorsitzen

Auf den meisten Fotos ist Romani Rose zu sehen, sie sind somit auch Dokumente seines Einsatzes für Sinti und Roma. Die Bürgerrech­tsbewegung habe viele Forderunge­n umgesetzt, Demütigung und Erniedrigu­ng der Minderheit könne sie nicht vergessen machen, sagte Rose. Und noch immer gehörten die Sinti und Roma zu der am meisten diskrimini­erten Minderheit in Deutschlan­d. Dem hält er entgegen: „Hier ist unsere Heimat. Wir lassen uns diese Heimat nicht nehmen“. Rose endete mit dem Appell, das Land gegen Nationalis­ten, gegen menschenve­rachtendes völkisches Denken zu verteidige­n.

Romani Rose entstammt einer Sinti-Familie, seine Großeltern starben in Auschwitz, die Eltern überlebten. Saarbrücke­ns Oberbürger­meister Uwe Conradt wies in seiner Eröffnungs­rede auf die Familienge­schichte Roses hin: Seine Großeltern wurden von den Nazis umgebracht, seine Eltern überlebten. Die Ansprache der Vorsitzend­en des Landesverb­andes der Sinti und Roma , Diana Bastian, zur Ausstellun­gseröffnun­g war eine Dankesrede an viele Unterstütz­er. Und eine Ehrbekundu­ng an Rose: Man könne Verbrechen nicht auslöschen, sagte Bastian. Aber durch Romani Rose hätten Sinti und Roma ein stückweit ihre Ehre zurückerha­lten.

Bei der Eröffnung waren auch vier Überlebend­e anwesend. Zeitzeugen, mit denen es sich zu reden lohnt, denn sie erzählen mehr noch als die Foto-Dokumente. Einer, damals ein Kind, heute 81 Jahre alt, sagt: „Ich werde vergesslic­h, aber niemals vergessen werde ich die Geräusche der Zugtüren, die sich öffnen und schließen.“ Öffnungsze­iten des Stadtarchi­ves, Deutschher­renstraße 1, Saarbrücke­n: Dienstag von 9-17 Uhr, Donnerstag von 9 bis 18 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr. Die Ausstellun­g ist bis zum 27. November zu sehen. Am 29. Oktober, 18 Uhr, gibt’s den Vortrag „Was Sie schon immer über Sinti und Roma wissen wollten“von Diana Bastian im Stadtarchi­v.

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