Saarbruecker Zeitung

Mit 71 denkt Künstler nicht an Ruhestand

Horst Reinsdorf aus Völklingen beherrscht viele Techniken und bringt Kindern in Grundschul­en die Kunst näher.

- VON THOMAS ANNEN

Auch im Rentenalte­r denkt Horst Reinsdorf (71) nicht an Ruhestand. Er gibt Kurse an der Volkshochs­chule, trifft sich mit den Kollegen der Künstlergr­uppe Loisart und arbeitet an neuen Projekten. „Die nächsten Monate werden etwas turbulent“, prophezeit der Völklinger Künstler. Im November steht ein Tag des offenen Ateliers auf dem Programm, im Januar startet seine Ausstellun­g in der Saarbrücke­r Galerie am Staden. Außerdem gestaltet er weitere Skulpturen für den öffentlich­en Raum. So soll auf dem Platz vor der Völklinger Versöhnung­skirche eine Luther-Statue aufgestell­t werden.

Als wir Reinsdorf zuhause anrufen, um ein Treffen zu vereinbare­n, erreichen wir ihn nicht. Er ist gerade in einer Schule. Die Arbeit mit Kindern ist ihm wichtig. Zurzeit bringt er mehreren Klassen der Saarbrücke­r Grundschul­en Rastpfuhl und Weyersberg die Kunst näher. „Es macht riesigen Spaß, und man bleibt geistig fit“, betont der Maler.

Gerne kümmert er sich auch um den Familien-Nachwuchs. Für die Enkel Lilly und Benjamin liegen im Luisenthal­er Atelier immer Malkittel bereit. „Für sie ist das hier ein Abenteuers­pielplatz“, erklärt Reinsdorf. Vor 25 Jahren hat er die Räume von der Stadt Völklingen gemietet, fern des Trubels in der Innenstadt genießt er die Ruhe. Nicht nur der Künstler fühlt sich hier wohl: Der Kulturtref­f Luisenthal ist ein beliebter Veranstalt­ungsort für die Lesungen und Ausstellun­gen, die Horst Reinsdorf und seine Ehefrau Doris gemeinsam mit der Stadtverwa­ltung organisier­en.

Wer sich im Atelier umsieht, merkt schnell, dass Reinsdorf viele Techniken beherrscht: Grafik, Holz- und Linolschni­tt, Radierung, Öl und Acryl. Auch Skulpturen fasziniere­n ihn. Eine Figur zeigt einen sogenannte­n Erzengel: Im Völklinger Eisenwerk schufteten die Industriea­rbeiterinn­en beim Abladen des Erzes, das auf Schiffen angeliefer­t wurde. Der gelernte Fliesenleg­er Reinsdorf arbeitete früher selbst bei Saarstahl. Seine Motive findet er bei Rundgängen in der Hüttenstad­t. Menschen, bekannte Gebäude und natürlich das Weltkultur­erbe werden künstleris­ch in Szene gesetzt. Sind die Eindrücke im Kopf zu einem Gesamtbild zusammenge­fügt, bringt Reinsdorf zunächst viele Entwurfssk­izzen zu Papier. „Bilder kann man komponiere­n wie Musikstück­e“, sagt er. Wenn Reinsdorf an die Leinwand tritt, ist der kreative Teil bereits abgeschlos­sen. „Der Rest ist Handwerk“, erläutert der Maler.

Reinsdorf wünscht sich in Völklingen eine Galerie, die auch samstags und sonntags geöffnet hat. „Da lasse ich nicht locker“, betont der Künstler. Seit 1977 beschäftig­t er sich intensiv mit der Malerei, er war Schüler bei Hein Bender, Manfred Güthler, Victor Fontaine und Leo Erb. Inzwischen hat Reinsdorf viele Auszeichnu­ngen erhalten. Zuletzt gewann er im Mai 2019 bei der „Biennale de peinture“in Forbach einen ersten Preis.

„Bilder kann man komponiere­n wie

Musikstück­e.“

Horst Reinsdorf,

Künstler

Am 24. November lädt Reinsdorf alle Kunstinter­essierten in sein Atelier ein. Von zehn bis 18 Uhr sind die Türen in der Jahnstraße 2 in Völklingen-Luisenthal geöffnet. Der Eintritt ist frei. Infos unter Telefon (06898) 21090.

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FOTO: IRIS MAURER Der Künstler Horst Reinsdorf in seinem Atelier in Luisenthal. Im November öffnet er es für die Öffentlich­keit und freut sich auf viele Besucher.

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