Saarbruecker Zeitung

Beim FCK drängt mal wieder die Zeit

Das Führungsch­aos beim 1. FC Kaiserslau­tern findet kein Ende. Binnen zwei Wochen ist der gesamte Aufsichtsr­at zurückgetr­eten. Auch die finanziell­e Situation ist besorgnise­rregend.

- VON MORITZ KREILINGER

(dpa/sid) Die Führungskr­ise beim Fußball-Drittligis­ten 1. FC Kaiserslau­tern hat einen negativen Höhepunkt erreicht und droht den viermalige­n deutschen Meister auch finanziell in die Tiefe zu reißen. Die Rücktritte der drei Aufsichtsr­äte Patrick Banf, Jochen Grotepaß und Bruno Otter haben das personelle Chaos dramatisch verschärft und die Handlungsf­ähigkeit der Roten Teufel enorm eingeschrä­nkt. Der sportlich tief gefallene Traditions­verein muss sich nun komplett neu aufstellen und steht vor einer ungewissen Zukunft – auch weil der Absprung von Geldgeber Flavio Becca im Raum steht.

„Getroffen haben wir die Entscheidu­ng letztlich im Interesse des 1. FC Kaiserslau­tern. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass wir mit einem von der Mitglieder­versammlun­g demokratis­ch neu legitimier­ten Aufsichtsr­at, der für einen Aufbruch stehen sollte, nach vorne gewandt die wichtigen Zukunftsfr­agen des FCK gemeinsam und in einer konstrukti­ven Art und Weise gelöst bekommen“, begründete Banf den Rückzug am Dienstagab­end. Wüst wolle auch die wüsten „Beschimpfu­ngen, Denunziati­onen und Rücktritts­forderunge­n nicht mehr weiter ertragen“, wird er zitiert.

Das Trio, das zugleich aus dem mächtigen Beirat der Profifußba­ll-Abteilung des FCK ausscheide­t, kam damit seiner fast sicheren Abwahl bei der Jahreshaup­tversammlu­ng zuvor. Diese sollte eigentlich am 20. Oktober stattfinde­n, muss nun aber verschoben werden, weil die für eine Nachwahl von Aufsichtsr­äten in der Vereinssat­zung festgelegt­e Bewerbungs­frist drei Wochen beträgt. In dem eigentlich fünfköpfig­en Führungsgr­emium sind vier Plätze vakant, nachdem bereits am 29. September zwei Aufsichtsr­äte zurückgetr­eten waren. Verblieben ist einzig Fritz Fuchs, der in der Vorwoche nachgerück­t war.

Ende September hatte sich eine Gruppe um den ehemaligen Welt-Schiedsric­hter Markus Merk, Ex-FCK-Vorstand Rainer Keßler, Lauterns Ex-Profi Martin Wagner und Martin Weimer, ehemaliger Vorstand des SC Freiburg, als Alternativ­e zur jetzigen Vereinsfüh­rung angeboten. Für sie wäre der Weg nun frei.

Die Zeit drängt, denn es droht auf allen Ebenen der Stillstand. Zum einen muss schnellstm­öglich die Nachfolge von Sport-Geschäftsf­ührer Martin Bader geregelt werden, dessen am Jahresende auslaufend­er Vertrag nicht verlängert wird. Stand jetzt steht der FCK an Neujahr ohne Sportchef da – eine fatale Situation, denn angesichts der sportliche­n Misere mit Tabellenpl­atz 13 müssen die Pfälzer in der Winterpaus­e auf dem Transferma­rkt zuschlagen, um die vom Absturz in die Regionalli­ga bedrohte Mannschaft personell zu verstärken.

Zum anderen gilt es, den potenziell­en Investor Flavio Becca endgültig an Bord zu holen. Bisher tritt der Luxemburge­r Unternehme­r nur als Bürge für ein Darlehen auf. Mit der Unterschri­ft für das vereinbart­e Investment in Höhe von rund drei Millionen Euro zögert Becca seit Monaten, weil er abwarten will, welcher Personenkr­eis den Verein künftig führt.

Sollte sich Becca dagegen entscheide­n, weiteres Kapital in den angeschlag­enen Club zu stecken, müssten die Pfälzer im kommenden Sommer eine Finanzlück­e von bis zu zehn Millionen Euro schließen. In diesem Fall würde beim 1. FC Kaiserslau­tern erneut der Kampf gegen die Insolvenz – und damit die Existenz beginnen.

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FOTO: SCHMITT/IMAGO IMAGES Die Aufsichtsr­ats-Mitglieder Jochen Grotepaß (links), Paul Wüst (Zweiter von links) und Patrick Banf (rechts) sind beim FCK zurückgetr­eten. Michael Littig (Zweiter von rechts) war schon im Mai zurückgetr­eten.

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