Saarbruecker Zeitung

Motiv des Limburger Amok-Fahrers offen

Was trieb einen 32-Jährigen dazu, mit einem Lkw mehrere Autos zu rammen? Die Ermittler setzen auf Zeugenauss­agen.

- VON EVA KRAFCZYK UND CAROLIN ECKENFELS

Auf der Suche nach den Hintergrün­den für die vorsätzlic­he Unfallfahr­t im hessischen Limburg werten die Ermittler weiterhin Spuren und Hinweise aus. Die Vernehmung von Zeugen und die Untersuchu­ng von Beweismate­rial dauern an, wie ein Sprecher der Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt/Main am Mittwoch berichtete. Die Ermittlung­en richteten sich demnach allein gegen den 32 Jahre alten Verdächtig­en aus Syrien. Ob sich der Mann zu der Tat geäußert hat, wurde bisher nicht bekannt. Der Verdächtig­e sitzt wegen des Verdachts des versuchten Mordes, der gefährlich­en Körperverl­etzung und des gefährlich­en Eingriffs in den Straßenver­kehr in Untersuchu­ngshaft. Er soll am Montag in Limburg mit einem gekaperten Lastwagen auf mehrere Autos absichtlic­h aufgefahre­n sein. Dabei wurden acht Menschen und der 32-Jährige selbst leicht verletzt. Zu den Hintergrün­den wurde bislang nichts bekannt. Aus Sicherheit­skreisen hieß es, auf ein terroristi­sches Motiv gebe es bislang keine Hinweise.

Neben dem Tatort an einer viel befahrenen Hauptstraß­e in Limburg hatten die Ermittler in den vergangene­n Tagen auch die Wohnung des Verdächtig­en im südhessisc­hen Langen durchsucht sowie die eines Familienan­gehörigen im Kreis Limburg-Weilburg. An dem Gebäude in Langen erinnerte am Mittwoch nichts mehr an den Polizeiein­satz. An einigen Fenstern sind die Jalousien halb geschlosse­n, andere zum Lüften gekippt. Das Gebäude wirkt ähnlich ruhig und verlassen wie der Rest der Nachbarsch­aft. „Dass es sich um den Mann im Lastwagen von Limburg handeln soll, habe ich erst am nächsten Tag erfahren“, sagte eine Anwohnerin. Bis dahin habe sie nicht einmal gewusst, dass jemand aus Syrien in der Nachbarsch­aft lebe. Es sei schon irgendwie beunruhige­nd, so ein Polizeiein­satz

Nachbarin des Tatverdäch­tigen

vor der Haustür, sagte eine andere Anwohnerin. Ein wenig nervös mache es sie im Nachhinein schon, wenn der Limburger Tatverdäch­tige tatsächlic­h einer der Nachbarn gewesen sein sollte. „Ich habe mich so erschrocke­n, als ich von dem Zwischenfa­ll dort hörte, von all den Verletzten. Und jetzt war das womöglich jemand, der hier unter uns lebte?“

Über den 32-Jährigen ist weiterhin nicht viel bekannt. Nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur lebt der Flüchtling seit 2015 in Deutschlan­d. Seit 2016 hat er einen subsidiäre­n, also eingeschrä­nkten Schutzstat­us. Aufgefalle­n ist er bisher mit Drogendeli­kten und Gewaltkrim­inalität. Mehrere Medien zitierten am Mittwoch Bekannte und Angehörige des 32-Jährigen mit Aussagen zu dessen Verhalten. Demnach soll er zu viel Alkohol getrunken und auch Drogen genommen haben. Ein Verwandter hatte gegenüber der Frankfurte­r Neuen Presse gesagt, der Tatverdäch­tige sei schon in Syrien Kraftfahre­r gewesen. Ob Alkohol und Drogen bei der Tat eine Rolle spielten, sei Teil der noch laufenden Ermittlung­en, hieß es weiter.

„Ich habe mich so erschrocke­n, als ich von dem Zwischenfa­ll dort

hörte, von all den Verletzten.“

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FOTO: THORSTEN WAGNER/DPA Ein 32-Jähriger ist am Montag in Limburg mit einem Lkw in einen Stau gerast. Das Motiv für die Tat ist völlig unklar.

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