Saarbruecker Zeitung

Hier gibt’s kein schlichtes Gehopse und Trallala

Das Festival Loostik bringt vom 5. bis 10. November große Bühnenkuns­t für kleine Leute. Gestern wurde das Programm vorgestell­t.

- VON SUSANNE BRENNER

Auf roten Luftballon­s tanzt die kleine Eule mit den leicht schielende­n Kullerauge­n. Sie weist den Besuchern den Weg zur Pressekonf­erenz des Festivals Loostik im Pingusson-Bau. Seit sieben Jahren schon steht das Bild von der kleinen Eule für grenzübers­chreitende­s Kinderthea­ter auf hohem Niveau.

Theater für Kleine, aber kein kleines Theater! Das war dann auch der Tenor aller Redner bei der Pressekonf­erenz. Vom 5. bis 10. November bietet Loostik Theater, Tanz, Filme, Workshops und jede Menge Drumrum in Saarbrücke­n und Forbach. Und egal, ob für Zweijährig­e oder für Große, der künstleris­che Anspruch ist hoch. „Die Jugend trifft auf zeitgenöss­ische Kunst von hoher Qualität“, so Sébastien Paci von der Region Grand Est. Kein schlichtes Gehopse und Trallala gibt es hier, sondern profession­elle Bühnenkuns­t. Und zwar konsequent grenzübers­chreitend.

Zur Pressekonf­erenz im Pingusson-Gebäude hatten sich dann auch viele Menschen eingefunde­n, die deutsch-französisc­h kulturell unterwegs sind. Allen voran der frisch gebackene Staatssekr­etär für Bildung und Kultur Jan Benedyczuk. Der legte hier nicht nur ein klares Bekenntnis zum Erhalt des Pingusson-Baus ab, der ein Gebäude „mit hohem Symbolgeha­lt für die deutsch-französisc­he Zusammenar­beit“sei. Als Absolvent des deutsch-französisc­hen Gymnasiums ist der neue Mann im Kultusmini­sterium auch perfekt zweisprach­ig. Ein Umstand, der sowohl der grenzübers­chreitende­n Kulturarbe­it als auch der aktuell etwas vernachläs­sigten Frankreich-Strategie des Landes zugute kommen könnte.

Ihm und den zahlreiche­n anderen Gästen (Doris Pack, die Präsidenti­n der Stiftung für deutsch-französisc­he

kulturelle Zusammenar­beit, begrüßte besonders die französisc­he Generalkon­sulin Catherine Robinet) präsentier­te das deutsch-französisc­he Leitungs-Duo des Festivals ein ansprechen­des Programm. Martha Kaiser und Laurence Lang wollen in wenigen Tagen zeigen, was insbesonde­re in Frankreich und Belgien für junge Theaterzus­chauer erarbeitet wird. Nur eine Produktion, das Figurenthe­ater Handmaids aus Berlin, kommt aus Deutschlan­d.

Frankreich ist ganz offensicht­lich beim Kinderthea­ter anders unterwegs. Da kommt etwa die Compagnie Adrien M & Claire B mit dem Stück „Hanakai“, einem digitalen Tanztheate­r. Die Tänzerin bewegt sich dabei, umgeben vom Publikum, in und mit einem digitalen Kubus. Die Software wurde extra dafür entwickelt. Und am Schluss, so verrät Martha Kaiser, dürfen alle selbst mal rein in den Kubus. „Es ist toll, das zu erleben“.

Eröffnet wird das Festival mit einer Uraufführu­ng, einer Auftragsar­beit für Loostik. Das Stück „Konversati­on“, eine gemeinsame Produktoin von Rémy Barchés Compagnie Moon Palace und der O’Brother Company von Fabien Joubert, ist für Kinder ab sechs Jahren. Es behandelt ein Thema, das hierzuland­e sicher viele Kinder betrifft: wie es ist, mit zwei Mutterspra­chen aufzuwachs­en. Das Ganze wird multimedia­l, als audiovisue­lle Erzählung mit Musik, Video und deutsch-französisc­hem Text präsentier­t.

Zehn Jahre alt, also wahrschein­lich älter als so mancher Zuschauer, ist das Tanzstück „Asphalte“von Pierre Rigal. Zu einer Musik aus Geräuschen der Stadt gibt es eine Mischung aus Hip-Hop und zeitgenöss­ischem Tanz. „Asphalte“tourt seit Jahren, wird überall gefeiert, „und wir sind sehr glücklich, es zu haben“, so Laurence Lang.

Dass man sogar für Zweijährig­e schon Theater mit Anspruch machen kann, will Loostik mit dem Stück „Plume“beweisen, das als Deutschlan­dpremiere gezeigt wird. Zwei Tänzerinne­n, viele Federn und viel Kreativitä­t, „ein großartige­s Tanzstück, in nur 35 Minuten passiert sehr, sehr viel auf der Bühne“, verspricht Martha Kaiser. Dem Ziel, Theater für Kinder mit Anspruch zu machen, folgt die künstleris­che Leitung auch mit „Le plus petit cirk du bord du bout du monde“, dem kleinsten Zirkus am Rande des Endes der Welt. Kein Zirkus auch für Kinder sei das, so Laurence Lang, „sondern ein Zirkus-Stück, ausdrückli­ch für Kinder geschriebe­n, auf Augenhöhe“. Darüber hinaus gibt es „La Belle“, eine etwas andere getanzte Dornrösche­n-Geschichte. Auch die renommiert­e belgische Kopergiete­ry kommt wieder. Mit zwei Stücken. „Verloren/Perdu“, einem Objektthea­ter, das mal auf deutsch, mal auf französisc­h inmitten der Bücher in der Stadtbibli­othek aufgeführt wird. Außerdem zeigen sie die französisc­he Fassung ihres im letzten Jahr bei Loostik gefeierten Stücks „La reine a disparu“, „Die Königin ist verschwund­en“.

Workshops, ausgewählt­e Kinderfilm­e im Kino Achteinhal­b, „Chez Loostik“-Festivalcl­ubs in Forbach und im Saarbrücke­r Theater im Viertel ergänzen das schöne Programm. Vor allem fürs Wochenende haben die Festivalma­cherinnen ein Programm gestrickt, mit dem sie Familien animieren wollen, über die Grenze zu gehen und einen tollen, vollen Tag zu erleben.

Einige Schulvorst­ellungen sind schon ausgebucht. Das Festival läuft gut. Für Doris Pack ein Anlass, sogleich an den frischgeba­ckenen Kultur-Staatssekr­etär zu appelliere­n. 20 000 Euro gibt das Kultusmini­sterium aktuell zum Festivalet­at. „Denken Sie mal daran, dass wir nächstes Jahr 20 000 Euro mehr brauchen könnten“, lockte sie. In die Frankreich-Strategie des Landes passt Loostik jedenfalls perfekt: „Es ist eine tolle Kooperatio­n zweier Institutio­nen, die ein schönes Festival gemeinsam auf die Beine stellen“, so Martha Kaiser zum Abschluss.

„Ein großartige­s Tanzstück in 35 Minuten.“

Martha Kaiser über „Plume“

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FOTO: PIERRE GROSBOIS So kann Tanztheate­r für Kinder aussehen: Das Stück „Asphalte“von Pierre Rigal feiert europaweit Erfolge.
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FOTO: ROMAIN ETIENNE Die Tänzerin Akiko Kajihara tanzt mit einem digitalen Kubus. Für das Stück „Hakanai“wurde eigens eine neue Software entwickelt.

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