Wenn Roboter den Bankberater ersetzen
Jede Bank arbeitet heutzutage mit sogenannten Robo-Advisors, Computersystemen zur Vermögensverwaltung.
SAARBRÜCKEN Die Verwaltung und Anlagestrategie meines mühsam gesparten Geldes einem Computer anvertrauen? Niemals – denken viele. Doch immer mehr machen es. Robo-Advisor – Roboter als Finanzberater – sind aus der Vermögensverwaltung nicht mehr wegzudenken. Jedes Kreditinstitut hat inzwischen einen. Bei den Sparkassen heißt er Bevestor, bei den Volks- und Raiffeisenbanken Visualvest. Die Deutsche Bank hat ihren sinnigerweise Robin getauft und die Commerzbank Cominvest.
Diese digitalen Helfer für die Geldanlage funktionieren alle weitgehend gleich. Der Algorithmus des Computerprogramms orientiert sich daran, wie hoch die Summe ist, die investiert werden soll, wie lange das Geld zur Verfügung steht und welches Risiko der Anleger eingehen will. Sind diese drei Parameter bekannt, schlägt der elektronische Finanzberater Geldanlagen vor, die er auf der Basis von Wahrscheinlichkeits-Annahmen und Risiko-Abschätzungen mehr oder weniger selbstständig verwaltet. Allerdings konzentrieren sich die meisten Robo-Advisors auf relativ einfache Anlageformen wie zum Beispiel Fonds oder so genannte ETFs, wie das Portal Brockervergleich anmerkt.
Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Fund. Dahinter stecken Investmentfonds, die die Entwicklung von Indizes widerspiegeln. Das kann ein Aktienindex wie zum Beispiel der Dax oder der S&P mit den größten 500 US-Unternehmen sein, aber auch solche Indizes, die auf der Bewertung von Rohstoffen, Immobilien oder Anleihen basieren. Von komplexen Finanzprodukten lassen die Robo-Advisors meist noch die Finger. Doch die Künstliche Intelligenz (KI) macht es möglich, dass die Rechenmeister immer besser werden, weil diese inzwischen in der Lage sind, die Daten von bis zu 100 000 Depots auszuwerten und daraus Rückschlüsse für die Zukunft abzuleiten.
In Deutschland wurden die ersten Beratungsprogramme vor sechs Jahren eingeführt. Anfangs waren die Bedingungen so zugeschnitten, dass nur vermögende Privatkunden in den Genuss der elektronischen Finanztipp-Geber kommen konnten. Das hat sich geändert. Inzwischen wird auch kleines Geld akzeptiert. So gibt sich Robin von der Deutschen Bank schon mit monatlich einem Euro zufrieden, wenn man vorher 5000 Euro als Mindestanlage hinterlegt hat.
Doch es sind auch Robo-Advisors im Netz zu finden, die unabhängig von großen Kreditinstituten das Geld ihre Anleger verwalten.
Die meisten haben dennoch eine Partnerbank im Rücken. Das hat den Vorteil, dass ihnen bei der Gründung die aufwendigen Erlaubnispflichten für Finanzgeschäfte durch das Bundesamt für Finanzdienstleistungen (Bafin) erspart blieben, heißt es bei der Anwaltskanzlei Winheller aus Frankfurt, die auf auf Robo-Advisory-Fragen spezialisiert ist. Auf der anderen Seite haftet die Partnerbank dafür, dass die digitalen Vermögensverwalter gesetzestreu bleiben, so dass ihre Seriosität außer Frage steht. Oft werden beim Partnerinstitut auch die Kundendepots verwaltet. Doch das hindert die digitalen Geldfüchse nicht, beim
Vertrieb noch andere Allianzen einzugehen.
So geschehen beim Münchner Start-up Scalable Capital, mit einem Anlagevermögen von rund zwei Milliarden Euro und mehr als 50 000 Kunden Deutschlands Nummer eins unter den Robo-Advisors. Obwohl die Münchner Baader Bank als Partner fungiert, arbeitet Scalable Capital im Vertrieb auch mit dem Online-Geldhaus ING zusammen. Inzwischen buhlen 25 ähnlich gestrickte Unternehmen in Deutschland um die Gunst der Anleger. Die Zielgruppe sind meist junge, aber gut verdienende Berufstätige, die im Durchschnitt 35 000 Euro mitbringen.
Entscheidend für die Auswahl des richtigen Robo-Advisors sind neben der vorgegebenen Mindestanlage die angestrebte Rendite und die Kosten, die durch die Ratschläge der elektronischen Finanzberater fällig werden. Hier finden sich im Netz zahlreiche Test-Resultate, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Digital-Berater detailliert analysieren.
So hebt etwa die Plattform Finanzen-Net hervor, dass die Kosten erheblich schwanken und pro Jahr zwischen 0,25 und 1,5 Prozent der angelegten Summe liegen können. Hinzu kommen noch Gebühren für die gehandelten Fonds. Außerdem will der Wertpapier-Broker, der das Geschäft abwickelt, ebenfalls bezahlt werden. Bei der Depot-Eröffnung wird häufig noch eine einmalige Grundgebühr fällig, die zwischen 300 und 700 Euro liegen kann. Finanzen-Net hat außerdem die Wertentwicklung der Depots verglichen. Diese waren im Jahr 2018 bei einem schwierigen Marktumfeld weitgehend negativ, 2019 schlossen die meisten jedoch positiv ab – mit Plusraten zwischen zwei und mehr als sieben Prozent.
Weitere Tests rund um die Robo-Advisors finden sich unter anderem beim Verbraucher-Ratgeber Finanztip, der Zeitschrift Capital und bei der Stiftung Warentest. www.finanztip.de www.capital.de www.test.de