Saarbruecker Zeitung

Wer sich unbedingt schaden will, soll das bitte schön tun

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Ein historisch­es Lehrstück, auch über die Wirkung rigoroser Verbote. Wenn solche nämlich auf Güter abzielen, die sich hoher Nachfrage erfreuen, sind sie zum Scheitern verurteilt. Auch wenn sich die Lehren aus der Prohibitio­n nicht eins zu eins auf die heutige Debatte über die Legalisier­ung von Cannabis übertragen lassen: Sie helfen bei der Analyse.

Was Alkohol und Hanf hierzuland­e unterschei­det, ist die Nachfrage. Studien zufolge gibt es unter den Jugendlich­en in Deutschlan­d zwar immer mehr Kiffer. Alkohol ist und bleibt aber die Droge Nummer eins. Cannabis wird in der Breite deutlich weniger konsumiert. Ob das so ist, weil Bier, Wein und Co erlaubt sind, und ob es anders wäre, wenn Hanf legal wäre, lässt sich aktuell nicht ermitteln. Angesichts der Faktenlage lässt sich jedoch mit Fug und Recht die Frage stellen, warum Alkohol, der mindestens genauso schädlich ist, frei erhältlich ist, während Hanf im Nebel von Hinterzimm­ern verschwind­en soll. Der potenziell­e Schaden ist kein glaubwürdi­ges Argument gegen Legalisier­ung. Und um Kommentarh­ysterie vorzubeuge­n: Legalisier­ung zu erwägen, heißt nicht, ein Loblied auf Drogen zu singen. Und dass bestimmte Personengr­uppen besonders zu schützen sind, versteht sich ebenfalls von selbst. Wenn man aber den mündigen Bürger als solchen ernstnimmt, sollte jeder selbst entscheide­n dürfen, ob er sich schadet oder nicht. Der Fall Kanada zeigt bislang zweierlei: Den Schwarzmar­kt wird man auch durch Legalisier­ung nicht los. Und: Die Kanadier sind trotz erlaubter Verfügbark­eit nicht allesamt zu Extremkiff­ern geworden.

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FOTO: AP/DPA Die militante Abstinenzl­erin Carrie Nation mit Beil und Bibel. Sie ging während der Prohibitio­n mit ihrer Waffe durch Trinkhalle­n und zerschlug Whiskyund Bierfässer.
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