Gesucht: Neuer Museumschef und neue Ideen
Der zukünftige Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (SSK) soll das Saarlandmuseum „neu positionieren“und ihre Häuser besser vermarkten. So steht es in der Stellenausschreibung.
April Direktor des Von-der-Heydt-Museums in Wuppertal zu werden. Ab sofort sucht das Kulturministerium einen Nachfolger oder – „bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung“– bevorzugt eine Nachfolgerin. So steht es in der Stellenausschreibung, die heute in diversen Zeitungen erschienen ist. Der oder die Neue solle ein „ausgewiesenes Interesse an zielgruppenorientierter Weiterentwicklung
des Angebotsportfolios“haben, „innovative Ausstellungskonzepte, interessante analoge sowie digitale Vermittlungsangebote und neue Zugangsformen“entwickeln und so auch „neue Besuchergruppen“begeistern. Von einer zu entwickelnden „Marketingstrategie“ist in der Ausschreibung zu lesen, auf Erfahrungen im „Kulturmarketing“wird Wert gelegt.
Fähigkeiten, die dem amtierenden Vorstand Mönig nicht unbedingt zugeschrieben werden. Der fachlich hoch angesehene Experte steht eher für konservative Ausstellungskonzepte, und er hielt sich auch bei der Kunstvermittlung weitestgehend an Bewährtes. Wer aber heutzutage mehr Menschen ins Museum locken will, muss sich was einfallen lassen. Doch unkonventionelle, aufregende „Events“vermisst man, gute Führungen allein reichen nicht mehr aus. Und auch digital rüsten moderne Museen immer mehr auf. Vor allem das Saarlandmuseum mit seinem neuen Erweiterungsbau bleibt hier unter seinen Möglichkeiten. Regelmäßige „After work“-Termine, ein paar Workshops und sehr seltene Aktionen wie zum Beispiel die gut angenommene multimediale Installation „Rotationen“im Sommer 2018, ändern nichts an der Unscheinbarkeit des Baus im Herzen der Landeshauptstadt, der nachts nicht einmal eine adäquate Außen-Beleuchtung hat und dessen Gastronomie bisher ebenfalls keine Anziehungskraft entwickeln konnte, wie es in vergleichbaren Museen der Fall ist. Es gibt also viel zu tun für die neue Leitung, die auf Mönigs unterm Strich solidem Fundament aufbauen kann.
Kulturministerin Christine Streichert-Clivot
„Dabei gilt es, interessante analoge
sowie digitale Vermittlungsangebote ... zu entwickeln, um bestehende und neue Besuchergruppen zu
begeistern.“
(SPD) will daher nichts weniger als eine „Neupositionierung des Saarlandmuseums und des Museums für Vor- und Frühgeschichte“. Und auch das Zeitungsmuseum in Wadgassen wird explizit genannt beim Thema „Neupositionierung“, der Stiftung und ihrer Häuser insgesamt. Die ist auch deshalb dringend geboten, weil die Besucherzahlen insgesamt rückläufig sind. Rund 120 000 Besucher zählte man 2018 in allen SSK-Häusern, 2019 waren es 113 000, wie die Stiftung mitteilte. Im Rekordjahr 2010 kamen 243 000 Besucher. Dass die Besucherzahlen besser werden müssen, weiß auch die Ministerin.
Streichert-Clivot arbeitet derzeit an zwei Personal-Baustellen, denn auch der seit Sommer 2019 vakante Chefposten im Weltkulturerbe Völklinger Hütte muss neu besetzt werden. Auswahlgespräche laufen immer noch, wie zu hören ist. Ursprünglich wollte man Anfang dieses Jahres eine Entscheidung fällen. Dass die Ministerin nun auch den Chefsessel bei der Stiftung samt Saarlandmuseums-Leitung neu besetzen muss, sorgt zwar für noch mehr Unruhe im Museumsbereich, bietet aber wiederum Chancen, die Streichert-Clivot, die noch kein halbes Jahr im Amt ist, zur Akzentsetzung und auch zur eigenen Profilierung nutzen kann.
Dass sie sich ein offeneres Museumskonzept wünscht, bei dem sich die Häuser „verschiedene Zielgruppen“erarbeiten und sowohl bei der Kommunikation als auch in der Werbung „kreativ“sind, sagte sie zu Anfang ihrer Amtszeit. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen in der Großregion, speziell mit Luxemburg und Frankreich, soll die neue Leitung laut Ausschreibung weiter verfolgen, wenn nicht intensivieren.
Gesucht wird also nicht nur ein Mensch mit kunsthistorischer Expertise, sondern ein frankophiler, teamfähiger, digital afiner, kreativer Kopf mit Management-Fähigkeiten und vielen guten Ideen zur strategischen Vermarktung der Stiftungs-Häuser und -Schätze. Nicht leicht zu finden, aber auch nicht unmöglich. Wann es soweit ist, ist noch nicht abzusehen.