Saarbruecker Zeitung

Auch Senioren haben Interesse an der Zukunft

SZ-Ältestenra­t diskutiert­e mit Ministerpr­äsident Tobias Hans über Saarbrücke­n und Politik für alte Menschen.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

Wer bei einem Besuch im Ältestenra­t der Saarbrücke­r Zeitung erwartet, auf ältere Menschen zu treffen, die bei einer Tasse Kaffee über früher reden wollen, muss sich auf Überraschu­ngen gefasst machen. Ministerpr­äsident Tobias Hans war vorbereite­t. Und so entwickelt­e sich zwischen dem saarländis­chen Regierungs­chef und den Mitglieder­n des Gremiums, das die Arbeit der SZ-Redaktion mit viel Lebenserfa­hrung begleitet, ein engagierte­s Gespräch über die Zukunft der Landeshaup­tstadt und gutes Leben im Alter.

Zu Letzterem kann auch die Digitalisi­erung beitragen, erklärte Hans. Zum einen könne neue, teilweise an der Saar-Universitä­t entwickelt­e Technik das Leben sicherer und einfacher machen. Hans sprach von Armbanduhr­en, die den Puls messen, merken, wenn jemand hinfällt oder noch im Bett liegt, obwohl er zu dieser Zeit normalerwe­ise schon auf den Beinen ist. Solche elektronis­chen Helfer können aber auch auf Veranstalt­ungen hinweisen, die interessan­t sein dürften und Anlass sind, mal wieder vor die Tür zu gehen. Das Ganze natürlich auf freiwillig­er Basis. Für Menschen, die nicht mehr so mobil sind, könne aber auch das Einkaufen übers Internet interessan­t sein. Man dürfe sich da keine Illusionen machen: Der kleine Laden in jedem Dorf sei Vergangenh­eit. Man müsse damit zurechtkom­men, dass immer mehr dieser Läden verschwind­en, weil Menschen, die mobil sind, lieber in die großen Supermärkt­e einkaufen gehen.

Neulich sei er in einem Seniorenca­fé in Remmesweil­er gewesen, erzählte der Ministerpr­äsident. Dort treffen sich ältere Menschen regelmäßig morgens zu einem Frühstück und holen auch Sachen ab, die zuvor im Internet bestellt wurden. Solche Cafés seien eine gute Verbindung von Digitalisi­erung und persönlich­en menschlich­en Kontakten.

Schön und gut, entgegnete Ältestenra­ts-Mitglied Hildegard Redicker. Aber die Nutzung solcher Angebote müsse man sich ja auch leisten können. Das Problem der Altersarmu­t stehe dem aber entgegen.

Zum einen sei der „flaschensa­mmelnde Senior ja nicht die alleinige Realität“, sagt Hans. Zum anderen sei die Politik dabei, dafür zu sorgen, „dass Altersarmu­t nicht entsteht“. Das könne zum Beispiel durch eine bessere Vereinbark­eit von Familie und Beruf gelingen. So könne verhindert werden, dass insbesonde­re Frauen im Alter wichtige Rentenbeit­ragsjahre fehlen. Die Vereinbark­eit von Familie und Beruf und die Altersarmu­t seien „Themen, die mir sehr nah sind“, sagte Hans und versichert­e: „Wir schauen da hin.“

Dem SZ-Ältestenra­t ging es allerdings nicht nur um Seniorenpo­litik. Die Mitglieder des Gremiums sind auch an der Entwicklun­g der Landeshaup­tstadt interessie­rt. Rüdiger Kaldewey zeigte sich zum Beispiel unzufriede­n damit, dass sich in Sachen Pingusson-Bau „alles ziemlich lange hinzieht“. Das ehemalige Kultusmini­sterium sei „ein besonderer Bau, der es verdient, erhalten zu bleiben“. Er „persönlich“sei auch dieser Meinung, sagte Hans. „Ich wäre froh, wenn es gelingt, ihn zu erhalten“, erklärte er. Das werde aber „nicht billig“. Und es gebe „Sachen, die gerade noch wichtiger sind“. So müsse sich das Land darum kümmern, dass es in Universitä­tsgebäude nicht reinregnet und dort unter guten Bedingunge­n geforscht und gelehrt werden kann.

„Die Landeshaup­tstadt ist Motor für das Saarland“, sagte Ältestenra­st-Mitglied Karin Nehl. Jetzt schon sei es für viele ältere Menschen schwierig, wenn die Kinder wegziehen, weil sie hier keine Zukunft sehen. Also müsse dieser Motor doch verstärkt in Schwung gebracht werden. Ja, stimmte Hans zu, „wer glaubt, dass es ein attraktive­s Saarland ohne eine attraktive Landeshaup­tstadt gibt, der schneidet sich“. Deshalb investiere das Land unter anderem in den neuen Saarbrücke­r Messestand­ort. Und man brauche auch einen Ersatz für die Saarlandha­lle, „so wie man ein Stadion haben muss“.

Auf Nachfrage von Heribert Bernardy versichert­e der Ministerpr­äsident, das sich auch nach dem Weggang von deren Leiter weiterhin etwas in der Modernen Galerie tun werde. Und auch das für ältere Menschen wichtige Thema öffentlich­er Personenna­hverkehr habe die Landesregi­erung „auf der Agenda“. Man werde „das Wabensyste­m über den Haufen werfen“und das gesamte System „auf den Prüfstand stellen“.

Auch der SZ-Ältestenra­t wird an diesem Thema dranbleibe­n. Für seine Februar-Sitzung hat er sich den ehemaligen Saarbrücke­r Oberbürger­meister Hajo Hoffmann eingeladen. Der hat einen wesentlich ambitionie­rteren öffentlich­en Nahverkehr gefordert – mit Seilbahn und weiteren Saarbahnli­nien.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Der Ältestenra­t der Saarbrücke­r Zeitung hatte Ministerpr­äsident Tobias Hans, Mitte, zu Gast.
FOTO: IRIS MAURER Der Ältestenra­t der Saarbrücke­r Zeitung hatte Ministerpr­äsident Tobias Hans, Mitte, zu Gast.

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