Auch Senioren haben Interesse an der Zukunft
SZ-Ältestenrat diskutierte mit Ministerpräsident Tobias Hans über Saarbrücken und Politik für alte Menschen.
Wer bei einem Besuch im Ältestenrat der Saarbrücker Zeitung erwartet, auf ältere Menschen zu treffen, die bei einer Tasse Kaffee über früher reden wollen, muss sich auf Überraschungen gefasst machen. Ministerpräsident Tobias Hans war vorbereitet. Und so entwickelte sich zwischen dem saarländischen Regierungschef und den Mitgliedern des Gremiums, das die Arbeit der SZ-Redaktion mit viel Lebenserfahrung begleitet, ein engagiertes Gespräch über die Zukunft der Landeshauptstadt und gutes Leben im Alter.
Zu Letzterem kann auch die Digitalisierung beitragen, erklärte Hans. Zum einen könne neue, teilweise an der Saar-Universität entwickelte Technik das Leben sicherer und einfacher machen. Hans sprach von Armbanduhren, die den Puls messen, merken, wenn jemand hinfällt oder noch im Bett liegt, obwohl er zu dieser Zeit normalerweise schon auf den Beinen ist. Solche elektronischen Helfer können aber auch auf Veranstaltungen hinweisen, die interessant sein dürften und Anlass sind, mal wieder vor die Tür zu gehen. Das Ganze natürlich auf freiwilliger Basis. Für Menschen, die nicht mehr so mobil sind, könne aber auch das Einkaufen übers Internet interessant sein. Man dürfe sich da keine Illusionen machen: Der kleine Laden in jedem Dorf sei Vergangenheit. Man müsse damit zurechtkommen, dass immer mehr dieser Läden verschwinden, weil Menschen, die mobil sind, lieber in die großen Supermärkte einkaufen gehen.
Neulich sei er in einem Seniorencafé in Remmesweiler gewesen, erzählte der Ministerpräsident. Dort treffen sich ältere Menschen regelmäßig morgens zu einem Frühstück und holen auch Sachen ab, die zuvor im Internet bestellt wurden. Solche Cafés seien eine gute Verbindung von Digitalisierung und persönlichen menschlichen Kontakten.
Schön und gut, entgegnete Ältestenrats-Mitglied Hildegard Redicker. Aber die Nutzung solcher Angebote müsse man sich ja auch leisten können. Das Problem der Altersarmut stehe dem aber entgegen.
Zum einen sei der „flaschensammelnde Senior ja nicht die alleinige Realität“, sagt Hans. Zum anderen sei die Politik dabei, dafür zu sorgen, „dass Altersarmut nicht entsteht“. Das könne zum Beispiel durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingen. So könne verhindert werden, dass insbesondere Frauen im Alter wichtige Rentenbeitragsjahre fehlen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Altersarmut seien „Themen, die mir sehr nah sind“, sagte Hans und versicherte: „Wir schauen da hin.“
Dem SZ-Ältestenrat ging es allerdings nicht nur um Seniorenpolitik. Die Mitglieder des Gremiums sind auch an der Entwicklung der Landeshauptstadt interessiert. Rüdiger Kaldewey zeigte sich zum Beispiel unzufrieden damit, dass sich in Sachen Pingusson-Bau „alles ziemlich lange hinzieht“. Das ehemalige Kultusministerium sei „ein besonderer Bau, der es verdient, erhalten zu bleiben“. Er „persönlich“sei auch dieser Meinung, sagte Hans. „Ich wäre froh, wenn es gelingt, ihn zu erhalten“, erklärte er. Das werde aber „nicht billig“. Und es gebe „Sachen, die gerade noch wichtiger sind“. So müsse sich das Land darum kümmern, dass es in Universitätsgebäude nicht reinregnet und dort unter guten Bedingungen geforscht und gelehrt werden kann.
„Die Landeshauptstadt ist Motor für das Saarland“, sagte Ältestenrast-Mitglied Karin Nehl. Jetzt schon sei es für viele ältere Menschen schwierig, wenn die Kinder wegziehen, weil sie hier keine Zukunft sehen. Also müsse dieser Motor doch verstärkt in Schwung gebracht werden. Ja, stimmte Hans zu, „wer glaubt, dass es ein attraktives Saarland ohne eine attraktive Landeshauptstadt gibt, der schneidet sich“. Deshalb investiere das Land unter anderem in den neuen Saarbrücker Messestandort. Und man brauche auch einen Ersatz für die Saarlandhalle, „so wie man ein Stadion haben muss“.
Auf Nachfrage von Heribert Bernardy versicherte der Ministerpräsident, das sich auch nach dem Weggang von deren Leiter weiterhin etwas in der Modernen Galerie tun werde. Und auch das für ältere Menschen wichtige Thema öffentlicher Personennahverkehr habe die Landesregierung „auf der Agenda“. Man werde „das Wabensystem über den Haufen werfen“und das gesamte System „auf den Prüfstand stellen“.
Auch der SZ-Ältestenrat wird an diesem Thema dranbleiben. Für seine Februar-Sitzung hat er sich den ehemaligen Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann eingeladen. Der hat einen wesentlich ambitionierteren öffentlichen Nahverkehr gefordert – mit Seilbahn und weiteren Saarbahnlinien.