Gefällte Bäume sorgen für Proteste in Alt-Saarbrücken
90 Bäume will die Saarbrücker Stadtverwaltung in Alt-Saarbrücken aus „Verkehrssicherheitsgründen“fällen. Anwohner haben nun dafür gesorgt, dass die Arbeiten verschoben werden.
Zwei Tage vor Beginn, am 14. Januar, kündigte die Stadtverwaltung Baumfällarbeiten in Alt-Saarbrücken an. Das betroffene Waldgebiet reicht bis in den Deutsch-Französischen Garten und liegt genau zwischen den beiden Wohngebieten in der Junkersstraße und der Straße „Ring am Gottwill“. Die Arbeiten seien notwendig, um Gefahren für Anlieger vorzubeugen, hieß es in der Mitteilung der Stadt (wir berichteten).
Rainer Koller kann diese Begründung nicht nachvollziehen. Der Rentner wohnt mit seiner Frau in einem Haus direkt neben dem Waldgebiet. Von den geplanten Fällungen erfuhr er durch Zufall einen Tag vorher durch die Meldung in der SZ. Er schätzt das Waldgebiet sehr und betont dessen Wichtigkeit für die Tiere: „Das hier ist ein kleines Naturparadies. Eine kleine Waldoase mitten zwischen den Wohngebieten.“
Mit einer Nachtbildkamera filmt Koller regelmäßig die Tiere, die aus dem kleinen Wald heraus in seinen Garten kommen. Füchse, Marder, Igel und sogar ein Reh hat er damit schon aufgenommen. Auch auf Vogelnester in den Baumkronen weist der Rentner hin.
Ein paar Bäume, die zu nahe an den Grundstücken stehen, könne man wirklich fällen, sagt Koller. Das gelte aber nicht für alle 90, ohne die von dem Wäldchen nicht mehr viel übrig bleibe. Da seien auch die jungen Bäume, die noch Jahre brauchen, um eine ähnliche Größe zu erreichen, kein Ersatz. Koller sieht das nicht als Einziger so. Drei weitere Befragte stimmen ihm zu. Eine Anwohnerin bestätigt, sich ebenfalls bei der Stadt beschwert zu haben.
Aber: Nicht alle sind gegen das Abholzen. „Wir finden das sehr gut. Es wird Zeit, dass die Stadt hier endlich mal was macht“, sagt ein Nachbar,
„Das hier ist ein kleines
Naturparadies.“
Rainer Koller
über das kleine Waldgebiet, das an seinen Garten grenzt.
dessen Haus ebenfalls direkt an das Waldgebiet grenzt. Voriges Jahr seien bei einigen Bäumen die Wurzeln gerissen, und sie seien wie Dominosteine umgestürzt. Einer davon sei in seinen Garten gefallen.
Ein Mitarbeiter der Forstpflege habe im Nachhinein bei einigen Bäumen Wurzelfäule festgestellt. Dass die Stadt jetzt „endlich Maßnahmen ergreift“, befürworten einige Anwohner deshalb. Gerade um die Kinder zu schützen, die regelmäßig in den Gärten spielen.
Am Freitag bestätigte Stadtpressesprecher Thomas Blug, dass die Baumfällarbeiten „aufgrund der
Fragen von Bürgern“„vorerst zurückgestellt“seien. Einige Bäume seien aber bereits zur Vorbereitung der Arbeiten gefällt worden, um Schneisen für den Abtransport und den Arbeitsschutz zu schaffen.
Bei den betroffenen Bäumen handele es sich hauptsächlich um Robinien, die zwischen 30 und 50 Jahre alt sind. In den vergangenen Monaten seien einige der Bäume in benachbarte Gärten gestürzt, sagt der Stadtsprecher.
Fachpersonal des Amtes für Stadtgrün
und Friedhöfe habe die Bäume daher überprüft und sichergestellt, dass nur Bäume gefällt werden, die nicht mehr „stand- und verkehrssicher“sind. Da das Gelände frei zugänglich sei, müsse die Stadt für Verkehrssicherheit sorgen. Mehr
Informationen sollen die Anwohner am Montag erhalten. Dann wird es vor dem Wäldchen zwischen den beiden Straßen um 11 Uhr ein Treffen geben, bei dem erklärt werden soll, warum die Baumfällarbeiten notwendig sind.