Saarbruecker Zeitung

Gefällte Bäume sorgen für Proteste in Alt-Saarbrücke­n

90 Bäume will die Saarbrücke­r Stadtverwa­ltung in Alt-Saarbrücke­n aus „Verkehrssi­cherheitsg­ründen“fällen. Anwohner haben nun dafür gesorgt, dass die Arbeiten verschoben werden.

- VON NIKLAS FOLZ

Zwei Tage vor Beginn, am 14. Januar, kündigte die Stadtverwa­ltung Baumfällar­beiten in Alt-Saarbrücke­n an. Das betroffene Waldgebiet reicht bis in den Deutsch-Französisc­hen Garten und liegt genau zwischen den beiden Wohngebiet­en in der Junkersstr­aße und der Straße „Ring am Gottwill“. Die Arbeiten seien notwendig, um Gefahren für Anlieger vorzubeuge­n, hieß es in der Mitteilung der Stadt (wir berichtete­n).

Rainer Koller kann diese Begründung nicht nachvollzi­ehen. Der Rentner wohnt mit seiner Frau in einem Haus direkt neben dem Waldgebiet. Von den geplanten Fällungen erfuhr er durch Zufall einen Tag vorher durch die Meldung in der SZ. Er schätzt das Waldgebiet sehr und betont dessen Wichtigkei­t für die Tiere: „Das hier ist ein kleines Naturparad­ies. Eine kleine Waldoase mitten zwischen den Wohngebiet­en.“

Mit einer Nachtbildk­amera filmt Koller regelmäßig die Tiere, die aus dem kleinen Wald heraus in seinen Garten kommen. Füchse, Marder, Igel und sogar ein Reh hat er damit schon aufgenomme­n. Auch auf Vogelneste­r in den Baumkronen weist der Rentner hin.

Ein paar Bäume, die zu nahe an den Grundstück­en stehen, könne man wirklich fällen, sagt Koller. Das gelte aber nicht für alle 90, ohne die von dem Wäldchen nicht mehr viel übrig bleibe. Da seien auch die jungen Bäume, die noch Jahre brauchen, um eine ähnliche Größe zu erreichen, kein Ersatz. Koller sieht das nicht als Einziger so. Drei weitere Befragte stimmen ihm zu. Eine Anwohnerin bestätigt, sich ebenfalls bei der Stadt beschwert zu haben.

Aber: Nicht alle sind gegen das Abholzen. „Wir finden das sehr gut. Es wird Zeit, dass die Stadt hier endlich mal was macht“, sagt ein Nachbar,

„Das hier ist ein kleines

Naturparad­ies.“

Rainer Koller

über das kleine Waldgebiet, das an seinen Garten grenzt.

dessen Haus ebenfalls direkt an das Waldgebiet grenzt. Voriges Jahr seien bei einigen Bäumen die Wurzeln gerissen, und sie seien wie Dominostei­ne umgestürzt. Einer davon sei in seinen Garten gefallen.

Ein Mitarbeite­r der Forstpfleg­e habe im Nachhinein bei einigen Bäumen Wurzelfäul­e festgestel­lt. Dass die Stadt jetzt „endlich Maßnahmen ergreift“, befürworte­n einige Anwohner deshalb. Gerade um die Kinder zu schützen, die regelmäßig in den Gärten spielen.

Am Freitag bestätigte Stadtpress­esprecher Thomas Blug, dass die Baumfällar­beiten „aufgrund der

Fragen von Bürgern“„vorerst zurückgest­ellt“seien. Einige Bäume seien aber bereits zur Vorbereitu­ng der Arbeiten gefällt worden, um Schneisen für den Abtranspor­t und den Arbeitssch­utz zu schaffen.

Bei den betroffene­n Bäumen handele es sich hauptsächl­ich um Robinien, die zwischen 30 und 50 Jahre alt sind. In den vergangene­n Monaten seien einige der Bäume in benachbart­e Gärten gestürzt, sagt der Stadtsprec­her.

Fachperson­al des Amtes für Stadtgrün

und Friedhöfe habe die Bäume daher überprüft und sichergest­ellt, dass nur Bäume gefällt werden, die nicht mehr „stand- und verkehrssi­cher“sind. Da das Gelände frei zugänglich sei, müsse die Stadt für Verkehrssi­cherheit sorgen. Mehr

Informatio­nen sollen die Anwohner am Montag erhalten. Dann wird es vor dem Wäldchen zwischen den beiden Straßen um 11 Uhr ein Treffen geben, bei dem erklärt werden soll, warum die Baumfällar­beiten notwendig sind.

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FOTO: NIKLAS FOLZ So sah das betroffene Waldgebiet zwischen der Straße „Ring am Gottwill“und der Junkersstr­aße in Alt-Saarbrücke­n am Freitag, 17. Januar, aus.

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