Heimat von Sternekoch Erfort wird verkauft
Bei der ersten großen Klimaschutz-Demo 2020 in der Region sind am Freitag 9000 Demonstranten vor allem aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen durch Mainz gezogen.
Die Saarbrücker „Villa Sehmer”, in der Klaus Erfort sein „Gästehaus” betreibt, steht zum Verkauf. Für 2,2 Millionen Euro soll das Gebäude den Eigentümer wechseln. Gourmets müssen aber nicht um das Sterne-Restaurant bangen.
(SZ/dpa/ epd) Die saarländischen Aktivisten von Fridays for Future haben sich am Freitagmorgen am Saarbrücker Hauptbahnhof getroffen und sind gemeinsam zur Großdemonstration ihrer Bewegung nach Mainz gefahren. 47 Schüler und Studenten starteten in der Landeshauptstadt, um in Mainz Flagge zu zeigen. Darunter der 14-jährige Tim Gilzendegen, der seit Gründung der Bewegung vor einem Jahr im Saarland dabei ist und gegenüber der SZ Kritik an der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte. Sie habe sich bei den CO2-Abgaben an der Wirtschaft orientiert und nicht am Klimaschutz. „Diese Selbstinszenierung der Politiker reicht uns nicht“, sagte er vor der Abfahrt am Bahnsteig. Die 23-jährige Studentin Katarina Willems stimmte ihm zu: „Es ist wichtig, sich zu engagieren, denn die notwendigen Ziele sind noch lange nicht erreicht. Das ist alles zu lasch.“Auch sie hatte sich 2019 der Bewegung angeschlossen.
Insgesamt kamen rund 9000 Menschen nach Mainz. In den nächsten Monaten werde die als Schulstreik entstandene Bewegung Antworten auf die Fragen entwickeln, welche Protestformen nötig seien und welche Verbündeten gewonnen werden sollten, sagte der Mainzer Klimaschutzaktivist Maurice Conrad. Es gehe um „eine Symbiose aus zivilem Ungehorsam und der Vernetzung mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, vielleicht auch Parteien“.
Nach einer Auftaktkundgebung vor dem Staatstheater Mainz zogen nach Polizeiangaben etwa 9000 Teilnehmer unter dem Motto „Die Uhr tickt“in einem großen Bogen über die Rheinstraße zum Kundgebungsort zurück. Kurz nach dem Start des Protestzugs legten sich Demonstranten
zu einem „Die-in“auf die Straße, begleitet von Sirenen. Etliche Transparente und Plakate nahmen Bezug auf die verheerenden Brände in Australien. Ein weiterer Schwerpunkt war der Klimawandel als Fluchtursache. Für Musik unterwegs sorgte die Bläsergruppe „Brass for Future“.
„Fridays-for-future“-Sprecher Conrad kritisierte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur die in dieser Woche getroffene Bund-Länder-Vereinbarung zum Kohleausstieg und forderte die Einstellung des Kohlebergbaus und Schließung der Kohlekraftwerke bis spätestens 2025. Die Klimaschutzbewegung müsse den Druck auf die handelnden Politiker verstärken und noch mehr Menschen erreichen als bisher. „Wir wollen zeigen, dass „Fridays
for Future“vielleicht gerade erst richtig angefangen hat.“
Der Mainzer Meteorologe Heiko Bozem sagte, die Vereinbarung zum Kohleausstieg gehe in die richtige Richtung – „aber es wird nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele einzuhalten“. Das Ausmaß der CO2-Emissionen aus dem Verkehr nehme sogar noch zu. Jüngste Untersuchungen zeigten, dass sich die Zahl der heißen Tage mit mehr als 30 Grad im Durchschnitt in Mainz bis zur Mitte des Jahrhunderts auf mehr als 30 verdoppeln werde.
Die ersten Demonstrationen der Bewegung in Deutschland fanden Mitte Januar 2019 statt, fünf Monate nach Beginn des „Schulstreiks fürs Klima“von Greta Thunberg in Stockholm.