Saarbruecker Zeitung

Chamenei betont die nationale Einheit des Irans

Der oberste Führer will den Kurs des Landes ungeachtet der jüngsten Proteste gegen das Regime nicht ändern. Zugleich schimpft er auf die USA.

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(dpa) Die jüngsten Proteste im Iran haben nach Worten des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei, keine Auswirkung auf den politische­n Kurs des Landes. „Das iranische Volk (...) will den Widerstand gegen die Weltmächte und keine Kapitulati­on, auch 41 Jahre nach der Revolution,“sagte Chamenei beim Freitagsge­bet in Teheran. Er hatte zum ersten Mal seit acht Jahren wieder das traditione­lle Freitagsge­bet geleitet.

„Wir haben keine Angst vor diplomatis­chen Verhandlun­gen“, sagte Chamenei. Mit den USA und unter Druck wolle man aber nicht verhandeln. Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien hätten mit ihrem Verhalten – dem Anstoßen des Vermittlun­gsprozesse­s im Atomabkomm­en – gezeigt, dass auch auf sie kein Verlass sei.

Der EU-Außenbeauf­tragte Josep Borrell sieht den Iran bislang noch im Rahmen des Atomabkomm­ens agieren. Dass sich das Land nicht mehr an Vorgaben gebunden fühle, heiße „noch lange nicht, dass Iran sie auch tatsächlic­h verletzt“, sagte er dem „Spiegel“. „Wir vertrauen weiterhin auf die Überprüfun­g durch die Inspekteur­e der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde in Iran.“

Das Atomabkomm­en soll dem Iran ein ziviles Atomprogra­mm ermögliche­n, aber eine atomare Bewaffnung unmöglich machen. Im Gegenzug sollten Wirtschaft­ssanktione­n aufgehoben werden. Der Iran hoffte auch einen Aufschwung, der jedoch nicht kam. US-Präsident Donald Trump ordnete am 8. Mai 2018 einen einseitige­n Ausstieg aus dem Abkommen an und ließ den Iran wieder mit harten Sanktionen belegen.

Trump und seinen Außenminis­ter bezeichnet Chamenei bei seiner Rede als Clowns. Diese würden behaupten, sie stünden hinter der iranischen Bevölkerun­g. „Sie lügen, auch wenn sie zum iranischen Volk stehen würden, dann nur, um einen giftigen Dolch in die Brust des iranischen Volkes zu stoßen“, sagte Chamenei. Er forderte die Iraner auf, keine Kompromiss­e mit dem Ausland einzugehen, sondern selbst stark zu werden. Die Abhängigke­it von Ölexporten müsse verringert werden, damit internatio­nale Sanktionen und Einschränk­ungen geringere Auswirkung­en auf das Land hätten.

Die Tötung des Al-Kuds-Kommandeur­s Ghassem Soleimani bezeichnet­e er als einen „feigen Terrorakt“der USA. Er würdigte die Reaktion der Iranischen Revolution­sgarden mit ihren Angriffen auf die US-Stützpunkt­e in Irak. „Noch wichtiger als der mutige Militärsch­lag gegen eine Weltmacht war der dadurch entstanden­e Imageschad­en der USA“, sagte Chamenei.

Nach dem versehentl­ichen Abschuss einer ukrainisch­en Passagierm­aschine durch das iranische Militär in der Nacht der Vergeltung­sschläge gab es die Tage darauf in Teheran und weiteren Städten Proteste gegen den politische­n Kurs im Land – viele der Opfer waren Iraner. Den Absturz der ukrainisch­en Maschine bezeichnet­e Chamenei als einen tragischen Vorfall, den er sehr bedauere.

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FOTO: OFFICE OF THE SUPREME LEADER/DPA Ajatollah Ali Chamenei hat im Iran in strategisc­hen Belangen das letzte Wort.

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