Viele Kinder haben Probleme mit dem Atmen
„Kinder- und Jugendreport 2019“zeigt, dass zwei Drittel der Kinder im Saarland 2017 Atemwegsbeschwerden hatten.
Krankheiten, unter denen Kinder leiden, setzten sich oft im Erwachsenenalter fort und begleiteten die Betroffenen womöglich ein Leben lang. Deshalb sei es besonders wichtig, sich mit der Gesundheit junger Menschen zu beschäftigen. Dies erklärten Vertreter der Universität Bielefeld sowie der Krankenkasse DAK Gesundheit in Saarbrücken jetzt bei der Vorstellung des „Kinder- und Jugendreports 2019“. An der Präsentation war auch die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann beteiligt. „Kinder sind keine kleine Erwachsene“, unterstrich die CDU-Politikerin in einem kurzen Grußwort. Die Gesundheitsversorgung müsse daher speziell auf die Bedürfnisse des Nachwuchses zugeschnitten werden.
In dem Report stellen die Forscher fest, dass die saarländischen Kinderund Jugendlichen unter nichts häufiger leiden als unter Atemwegsbeschwerden. Zwei Drittel von ihnen wurden demnach im Jahr 2017 mindestens einmal wegen solcher Probleme behandelt. Zu diesen gehört die Grippe, wegen der allein 38 Prozent der Kinder- und Jugendlichen einen Arzt aufsuchten. Die Grippe war damit die häufigste Einzeldiagnose. Besonders verbreitet sind zudem Infektionskrankheiten (42 Prozent) sowie Augen- (37 Prozent), Haut- (29) und psychische Erkrankungen (28; die SZ berichtete).
Bei der Verteilung der Leiden unterscheidet sich das Saarland teilweise stark von Gesamtdeutschland. So liegt der Anteil der Kinder mit Atemwegsbeschwerden bundesweit um ein Zehntel niedriger als an der Saar. Hinsichtlich der Augenerkrankungen liegt der Unterschied sogar bei fast einem Fünftel. Madenwurmbefälle und Krätze kommen dagegen im Saarland wesentlich seltener vor (22 Prozent weniger). Die
Ursache für die unterschiedlichen Häufigkeiten der Diagnosen lasse sich jedoch nicht eindeutig aus den Daten herauslesen, erklären die Forscher. Hintergrund könne sein, dass saarländische Kinder etwa tatsächlich häufiger Probleme mit den Atemwegen haben. Aber auch andere Faktoren spielten womöglich eine Rolle: eine gute Versorgungslage oder das Wissen der Eltern zu Gesundheitsthemen.
Ein besonderes Augenmerk legen die Forscher auf den Bereich der psychischen Störungen. 28 Prozent aller Kinder im Saarland leiden daran. Im Schulalter von zehn bis 17 Jahren sind es gut ein Fünftel. Unter diese Auffälligkeiten fallen auch Sprach- und Sprechstörungen, von denen Fünf- bis Neunjährige besonders häufig betroffen sind (21 Prozent). 1,7 Prozent der Schulkinder erhielten die Diagnose Depression,
Mädchen dreimal so oft als Jungen. Die Ursachen für diese Krankheit sehen die Forscher der Uni Bielefeld in zwei verschiedenen Bereichen. Auf der individuellen Seite stechen chronische Erkrankungen (erhöhen Depressionsrisiko um das 4,5-Fache), Adipositas (3-fach) und Schmerzen (Rücken, Kopf, Bauch etc.; 2,3-fach) hervor. Doch auch die Eltern haben einen starken Einfluss auf die psychische Gesundheit ihrer Kinder. Wenn die Eltern selbst unter Depressionen leiden, ist dies auch beim Nachwuchs mehr als dreimal wahrscheinlicher. Sind die Eltern süchtig, beträgt der Faktor 2,4, chronische Erkrankungen schlagen mit 60 Prozent höherem Risiko zu Buche. Die Untersuchung beruht auf den Abrechnungsdaten aller DAK-versicherten Kinder und deren Eltern aus den Jahren 2016 und 2017.