Saarbruecker Zeitung

Die digitale Kluft der Geschlecht­er

Frauen schätzen ihre Internet- und Computerfe­rtigkeiten laut einer Untersuchu­ng meist schlechter ein als Männer.

-

Frauen schätzen ihre Fähigkeite­n im Umgang mit digitaler Technologi­e schlechter ein als Männer. Das hat eine Umfrage der Digitalini­tiative D21 ergeben, einem gemeinnütz­igen Verein, in dem sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenscha­ft zusammenge­schlossen haben. Die Erhebung errechnet den sogenannte­n Digitalisi­erungs-Index aus. Er soll Auskunft darüber liefern, wie gut die Deutschen in einer digitalisi­erten Welt zurechtkom­men. Auf einer Skala von null bis 100 liegt der Index bei Frauen mit 51 im Mittelfeld, während Männer auf 61 Punkte kommen.

Diese Ungleichhe­it zeigt sich laut der Umfrage bereits bei grundlegen­den digitalen Kompetenze­n. 71 Prozent der Frauen unter 25 Jahren gaben an, dass sie Büroprogra­mme beherrsche­n, bei Männern sind es 85 Prozent. Dieser Unterschie­d wird mit zunehmende­m Alter größer. So erklärten nur 17 Prozent der Frauen über 66 Jahren, dass sie am Computer Texte schreiben oder Präsentati­onen erstellen können. Bei Männern waren es mit 41 Prozent deutlich mehr. Zwei von zehn Frauen über 66 Jahren gaben an, Dateien von einem Gerät auf ein anderes übertragen zu können, während knapp die Hälfte der Männer dazu in der Lage sei. Anders bei den Jüngeren: 14- bis 24-Jährige könnten nahezu ohne Ausnahme Daten zwischen zwei Geräten übertragen.

In sozialen Netzwerken kommen die 14- bis 24-Jährigen fast ausnahmslo­s zurecht. So gaben 92 Prozent der Männer und 81 Prozent der

Frauen an, bei Facebook und Co. Inhalte einstellen zu können. Deutlicher wird die Kluft zwischen den Geschlecht­ern beim Einrichten eines Heimnetzwe­rks. Lediglich 37 Prozent der Frauen bis 24 Jahren können nach eigenen Angaben Zuhause ein Netzwerk einrichten. Bei Männern erklärten drei Viertel der Befragten, dass sie in den eigenen vier Wänden Geräte mit dem Internet verbinden könnten. Die Diskrepanz zeigt sich ebenso deutlich beim Begriff Künstliche Intelligen­z, der selbstlern­ende Computerpr­ogramme bezeichnet. Nur die Hälfte

der Frauen bis 24 Jahren konnte nach eigenen Angaben mit dem Ausdruck etwas anfangen, während wieder drei Viertel der Männer wussten, was hinter dem Begriff steckt. Ebenso viele konnten definieren, was ein Algorithmu­s ist. Auch 60 Prozent der Frauen wussten, dass es sich dabei um „die eindeutige Folge von Anweisunge­n zur Lösung eines Problems“handelt.

Durch alle Altersgrup­pen hinweg gaben die Befragten an, sich im Bereich Computer, Internet und digitale Themen weiterbild­en zu wollen und sich für digitale Trends zu interessie­ren. Dennoch zeigten sich laut der Umfrage wieder geschlecht­erspezifis­che Unterschie­de. Gerade unter den Über-45-jährigen war der Unterschie­d zwischen Männern und Frauen am offensicht­lichsten.

So gaben gerade 15 Prozent der Frauen an, an neuesten digitalen Trends interessie­rt zu sein, während es bei den Männern noch 38 Prozent waren. Auch wenn es um neues Wissen geht, bildet die Altersgrup­pe ab 45 Jahren das Schlusslic­ht. Doch der Unterschie­d zwischen den Geschlecht­ern war dabei am geringsten ausgeprägt. 49 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen wollen sich demnach zu digitalen Themen weiterbild­en.

Dieses Wissen eigneten sich die Befragten auf unterschie­dliche Weise an. So gaben acht von zehn Männern an, mithilfe von Freunden, Familie und Kollegen, aus dem Internet oder durch Ausprobier­en Neues zu lernen. Auch drei Viertel der Frauen erweitern auf diese Art ihr Wissen. Vor allem junge Frauen bis 24 Jahre bringen sich selbst neue Fertigkeit­en im Internet bei (88 Prozent). Bei Männern probieren 81 Prozent neue Fertigkeit­en einfach aus. In der älteren Generation ab 45 Jahren erlerne die Hälfte der Frauen vor allem durch Familienmi­tglieder Neues. Während nur ein Viertel der gleichaltr­igen Männer Hilfe aus der Familie erhält. Zwischen 14 und 24 Jahren bitten die Befragten vorwiegend Freunde um Rat. 60 Prozent der Frauen und 52 Prozent der Männer gaben dies an, wobei 43 Prozent der weiblichen Teilnehmer erklärten, auch von ihrer Familie Ratschläge zu erhalten, bei Männern nur 30 Prozent.

Seit 2013 gibt die Initiative D21 den Digital-Index heraus, der den aktuellen Digitalisi­erungsgrad der Deutschen widerspieg­elt. Laut Angaben der Initiative liegt dieser aktuell bei 55 Punkten.

VON JESSICA BECKER

 ?? FOTO: NEMKE/GETTY IMAGES/ISTOCK ?? Was den Umgang mit moderner Technik angeht, sind Männer und Frauen nicht gleichauf.
FOTO: NEMKE/GETTY IMAGES/ISTOCK Was den Umgang mit moderner Technik angeht, sind Männer und Frauen nicht gleichauf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany