Alles andere als Spießbürgerurlaub
Mit einem Rekordergebnis verlässt die deutsche Caravaningbranche einmal mehr das alte Jahr. Sowohl Reisemobile als auch Wohnwagen haben bei den Neuzulassungen zweistellig zugelegt. Der Trend geht zu kompakten Fahrzeugen.
motorisierte Reise gehen.
Laut einer Studie des Gfk-Marktforschungsinstituts hat die Zielgruppe der sogenannten Millennials, also Personen im Alter zwischen Mitte 20 und Mitte 30 Jahren, enormes Interesse am mitgeführten Zuhause für die beworbenen schönsten Wochen des Jahres. Dies gelte für Reisemobile und Wohnwagen – gerade Letztere haben nach einer langen Phase des „uncoolen, biederen Urlaubes“wieder in der Gunst der Millennials-Generation zugelegt.
Als ein Beleg dieser Betrachtungen gilt die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, wo die jüngeren Urlauber unter dem Hashtag #vanlife ihre vielfältigen Erlebnisse teilen. Abgesehen davon weist Pfaff darauf hin, dass sich nach aktuellen Erhebungen jeder fünfte Deutsche einen Caravaning-Urlaub vorstellen kann.
Neben bevorzugten Kompaktmaßen stehen individuell modellierbare Grundrisse – wie herausnehmbare Küchenzeilen – derzeit hoch im Kurs. Komfortabel darf es in den Einsteigermobilen ebenfalls sein, wobei es nach Meinung von diversen Caravaning-Herstellern hier weniger um goldene Wasserhähne oder ausladende Polstergarnituren geht. Vernünftige Matratzen und qualitativ möglichst naturnahes Material stünden auf der Wunschliste ganz oben.
Als selbstverständlich im gut ausgestatteten
„Wir gehen mit Zuversicht ins
Jahr 2020.“
Hermann Pfaff Freizeitmobil mit Zukunftspotenzial gelte zudem die fortschreitende Vernetzung – nicht nur in der Verbindung zur Außenwelt, sondern auch von der Anzeige der Wasserfüllstände bis hin zur zentralen Steuerung von Heizung und Co. per Smartphone.
Ins Reich der Zukunft gehört momentan noch eine fortschrittliche Antriebstechnik. Allerdings arbeiten die Entwickler bereits auf Hochtouren an entsprechenden Konzepten. Bislang lautet die Antwort bei der
Frage nach den verwendeten Motoren nach wie vor: Diesel. Vereinzelt tauchen Hybridlösungen auf, batterieelektrische Technologien existieren auf Studien-Basis. Hier dürfte nach CIVD-Auffassung in nicht allzu ferner Zukunft einiges in Bewegung geraten.
Finanziell kann man namentlich bei den Reisemobilen im Luxussegment die 100 000-Euro-Marke problemlos knacken. Aber normalerweise siedeln sich die Käufer mehrheitlich im preislichen Mittelfeld
an. So kostete nach CIVD-Erkenntnissen im vergangenen Jahr ein Wohnwagen durchschnittlich 21 456 Euro; für ein Reisemobil wurden im Schnitt 71 962 Euro ausgegeben. Wachsendes Interesse bestünde obendrein am gesamten Zubehörbereich. Als deutliches Zeichen gelte hier die Tatsache, dass es auf der Stuttgarter CMT in diesem Jahr eine eigene Halle für kleine und große Sonderausstattungen gäbe.
Wirft man einen Verkaufsblick der hiesigen Hersteller auf die europäischen Märkte, behauptet Deutschland in 2019 mit 81 000 Freizeitmobil-Neuzulassungen die Spitzenposition, gefolgt von 34 000 Exporten nach Großbritannien, 32 000 nach Frankreich und 9000 in die Niederlande.
Alles in allem geht die Branche davon aus, dass auch im laufenden Jahr mehrheitlich mit Zuwächsen zu rechnen sei, sowohl im Inland als auch bei den Exporten. In diesem Sinne erklärt Hermann Pfaff am Ende der Neujahrs-Pressekonferenz: „Ohne Euphorie, aber mit Zuversicht gehen wir ins Jahr 2020.“
Präsident des Caravaning-Industrie-Verbandes