Saarbruecker Zeitung

Mehrheit will mehr Kontrollen statt höherer Strafen

Die meisten Autofahrer halten höhere Bußgelder und Strafen für ungeeignet, um mehr Sicherheit auf den Straßen zu erreichen.

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(np) Um die Verkehrssi­cherheit zu erhöhen, plant das Bundesverk­ehrsminist­erium Änderungen der Straßenver­kehrs-Ordnung und der Bußgeldkat­alog-Verordnung. Unter anderem sind bei Verkehrsde­likten höhere Bußgelder und eine strengere Verhängung von Strafpunkt­en vorgesehen. Die Abstimmung darüber im Bundesrat ist für den 14. Februar geplant.

Es ist nicht nur eine drastische Erhöhung einiger Bußgelder geplant, sondern auch neue Bußgelder. Außerdem drohen Punkte, wo bislang lediglich ein Verwarnung­sgeld verhängt wurde. Wesentlich­e Änderungen betreffen den Schutz von Radfahrern, das Parken in zweiter Reihe und die Bildung und Nutzung der Rettungsga­sse.

Was Autofahrer darüber denken, hat das Meinungsfo­rschungsin­stitut Forsa im Auftrag der Arbeitsgem­einschaft

Verkehrsre­cht im deutschen Anwaltvere­in ermittelt. Befragt wurden 1007 Fahrerinne­n und Fahrer im Alter von 18 bis 65 Jahren.

Eine knappe Mehrheit (53 Prozent) steht den Verschärfu­ngen positiv gegenüber. Allerdings sind nur elf Prozent auf alle Fälle davon überzeugt, dass die Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenver­kehr sorgen. 42 Prozent halten sie für „eher geeignet“. Hingegen meinen 44 Prozent, dass die geplanten Änderungen „eher nicht“beziehungs­weise „auf gar keinen Fall“den angestrebt­en Effekt erzielen.

Dennoch sprechen sich zwei Drittel für höhere Bußgelder aus. 24 Prozent halten das für „sehr wirkungsvo­ll“, 41 Prozent für „eher wirkungsvo­ll“. 64 Prozent plädieren für eine strengere Punkteverg­abe. Von den Befragten sind 52 Prozent der Meinung, dass die derzeit geltenden Strafen und Bußgelder für Autofahrer zu niedrig sind. Demgegenüb­er halten 38 Prozent die jetzige Höhe der Strafen für genau richtig, sieben Prozent halten sie für zu hoch.

Dass schärfere Strafen wirklich wirksam sind, bezweifelt die große Mehrheit jedoch. Um mehr Sicherheit

zu schaffen, halten 85 Prozent verstärkte Verkehrsko­ntrollen durch die Polizei für sinnvoller. 80 Prozent sprechen sich für eine Neuaufteil­ung der Verkehrsfl­ächen aus. Dabei geht es in erster Linie um zusätzlich­e Flächen für Fahrradfah­rer, die Trennung von Radwegen durch Poller vom Autoverkeh­r und die Verbreiter­ung von Fußwegen. Autofahrer in Großstädte­n ab 100 000 Einwohnern stufen diese Maßnahmen allerdings häufiger als weniger wirkungsvo­ll ein.

Als „sehr wirkungsvo­ll“und „eher wirkungsvo­ll“für mehr Verkehrssi­cherheit werden ein generelles Tempolimit auf Autobahnen (56 Prozent) und mehr Tempo-30-Zonen in Innenstädt­en (47 Prozent) genannt. Ältere Autofahrer begrüßen diese beiden Maßnahmen sowie mehr Kontrollen eher als jüngere.

Nach Auffassung der Arbeitsgem­einschaft

Verkehrsre­cht führt die Erneuerung des Bußgeldkat­alogs in die falsche Richtung. „Mit Ausnahme der neuen Vorschrift­en und Strafen für die Bildung und Nutzung der Rettungsga­sse tragen die anderen Maßnahmen aus unserer Sicht nicht unbedingt zu einer höheren Verkehrssi­cherheit bei“, sagt Rechtsanwä­ltin Dr. Daniela Mielchen, Vorstandsm­itglied der Arbeitsgem­einschaft Verkehrsre­cht.

„Wir halten die bestehende­n Strafen und Bußgelder für ausreichen­d und unangenehm genug. Durch höhere Bußgelder steht der Staat nur wieder im Verdacht, seine Kasse zusätzlich füllen zu wollen. Statt an der Bußgeldsch­raube zu drehen, wären in erster Linie verstärkte Verkehrsko­ntrollen sehr wirkungsvo­ll, die auch von den befragten Autofahrer­n mit großer Mehrheit als die bessere Lösung angesehen wurden.“

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA In einer Umfrage wünschten sich 85 Prozent der Befragten häufigere Verkehrsko­ntrollen.

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