Saarbruecker Zeitung

Neuer Streit um deutlich höheren Mindestloh­n

Saar-Gewerkscha­fter fordern eine starke Anhebung des Mindestloh­ns. Arbeitgebe­r warnen vor dem Verlust von Arbeitsplä­tzen.

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(dpa/ine) Die Gewerkscha­ft Verdi hat am Freitag in Berlin ihre Forderung nach einer Erhöhung des Mindestloh­ns von derzeit 9,35 Euro auf zwölf Euro pro Stunde bekräftigt. Vize-Chefin Andrea Kocsis verlangte dazu eine neue Geschäftso­rdnung für die Mindestloh­nkommissio­n, nach der die Anpassung des Mindestloh­ns nicht wie bisher gemäß der durchschni­ttlichen Tariferhöh­ungen festgelegt wird. Stattdesse­n soll die Kommission freier über die Lohnunterg­renze entscheide­n können. Die SPD hatte bereits im Dezember einen entspreche­nden Vorstoß gemacht. Die Union warnte vor einem politisch festgelegt­en Mindestloh­n.

Unterstütz­ung erhält Verdi vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund DGB. Im Saarland begründet DGB-Landeschef Eugen Roth die Forderung damit, den Mindestloh­n „armutsfest zu machen“. Außerdem bringe die Erhöhung Staat und Sozialkass­en hohe Mehreinnah­men. Angesichts der Tariffluch­t vieler Unternehme­n hält es Roth auch für angebracht, wenn der Staat beim Mindestloh­n nachjustie­rt. Dies befürworte­t auch Thomas Otto, Chef der Arbeitskam­mer des Saarlandes: Wenn die Kommission aufgrund der erforderli­chen Zwei-Drittel-Mehrheit keine Einigung

erziele, „sollte die Politik gestaltend eingreifen“.

Kritisch reagiert hingegen Martin Schlechter, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände (VSU). Die Politik habe zu Recht die Verantwort­ung für die Festlegung des Mindeslohn­s in die Hände einer Kommission aus Arbeitgebe­rn, Gewerkscha­ften und Wissenscha­ftlern gegeben. Eine „politisch diktierte Anhebung des Mindestloh­ns auf zwölf Euro“sieht er als Angriff auf die Tarifauton­omie, da dadurch viele von den Sozialpart­nern ausgehande­lte Tarifvertr­äge hinfällig würden. Zudem gefährde eine abrupte Anhebung des Mindestloh­ns in Zeiten rückläufig­er Konjunktur Arbeitsplä­tze.

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