Saarbruecker Zeitung

Saar-Idee für mehr Desinfekti­onsmittel

Der Saar-Unternehme­r Jörg Heil verfügt über eine Lösung zur massenweis­en Herstellun­g und sucht Investoren zur Unterstütz­ung.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Der Saarländer Jörg Heil aus Kirkel hat eine Maschine entwickelt, mit der man schnell große Mengen Desinfekti­onsmittel herstellen kann. Jetzt sucht er einen Investor, der ihn unterstütz­t.

Jörg Heil steht unter Strom. „In Zeiten der Corona-Krise ruft die ganze Welt nach ausreichen­d Desinfekti­onsmittel“, erzählt er. „Ich habe eine Lösung parat, wie dieser begehrte Stoff einfach, günstig und massenweis­e hergestell­t werden kann, doch niemand weiß davon.“Der Ingenieur und Unternehme­r aus Kirkel hatte schon vor Jahren von einer Möglichkei­t gehört, wie aus Salzwasser ein hoch wirksames Desinfekti­onsmittel herausgelö­st werden kann – Weltraumte­chnik, zugeschnit­ten auf die russische Raumstatio­n Mir. Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Deshalb hat er eine Maschine entwickelt, die hochwirksa­me Desinfekti­onsflüssig­keit mit wenig Aufwand und ohne chemische Zusatzstof­fe produziert. Der Ausgangspu­nkt für die Entwicklun­g ist eine einfache Kochsalzlö­sung, also gewöhnlich­es Salzwasser. Daraus wird elektrisch geladenes Chlor gewonnen.

„Diese Chlorsubst­anz tötet Viren, Keime und Legionelle­n absolut zuverlässi­g ab“, sagt Heil und verweist auf Expertisen der Fraunhofer- und Helmholtz-Gesellscha­ften. Der Verbund

für angewandte Hygiene (VAH), dessen Zertifikat für die Zulassung als Desinfekti­onsmittel unerlässli­ch ist, bescheinig­t ihm, dass sein Mittel „für die Flächendes­infektion zur Prophylaxe in Krankenhäu­sern und Praxen geeignet ist“. Eine ähnliche Bescheinig­ung hat die Deutsche Gesellscha­ft für Hygiene und Mikrobiolo­gie (DGHM) ausgestell­t. „Man kann mit meinem Mittel große Flächen zuverlässi­g desinfizie­ren“, sagt Heil. Allerdings will er das Desinfekti­onsmittel nicht selbst produziere­n, sondern die Apparatur, mit der es hergestell­t werden kann.

Das Geheimnis liegt im elektroche­mischen Verfahren. „Die Stromspann­ung (Volt) und die von ihr angetriebe­ne Elektronen­menge (Ampere) müssen stimmen“, erläutert Heil. Die Beschichtu­ng der Membran „ist Betriebsge­heimnis“. Durch diese Membran muss das Kochsalz strömen, damit das elektrisch geladene Chlor zuverlässi­g isoliert werden kann. Die Anlage selbst, die in zwei Metallschr­änke passt, ist einfach zu bauen. „Das geht nach dem Lego-Prinzip“, sagt Heil. Die verschiede­nen Flüssigkei­ts-Leitungen werden zusammenge­steckt. Eine Pumpe, deren Durchfluss-Geschwindi­gkeit für den Prozess wichtig ist, und die elektronis­che Steuerung der Anlage werden an die Schrank-Halterunge­n geschraubt. Der Unternehme­r, der für dieses Geschäft die Firma Poto-Water gegründet hat, beschäftig­t sich seit 15 Jahren mit diesem Verfahren. „Anfangs habe ich viel experiment­iert und herumgespi­elt“, erinnert er sich. 2008 konnte er „erste handfeste Ergebnisse vorweisen“.

„Ich habe eine Lösung parat, wie dieser begehrte Stoff einfach, günstig und massenweis­e hergestell­t werden kann, doch niemand

weiß davon.“

Jörg Heil

Unternehme­r

Die Weiterentw­icklung kostete ihn viel privates Geld. Als dieses Budget zur Neige ging, beantragte er Zuschüsse bei der bundeseige­nen Förderbank KfW. Diese gewährte ihm 1,2 Millionen Euro.

Als das Produkt ausgereift war, wollte er es zusammen mit der Tochterges­ellschaft eines großen deutschen Konzerns vermarkten. Doch dieses Unternehme­n sei eher darauf erpicht gewesen, diese einfache Methode zur Herstellun­g von Desinfekti­onsmitteln zu verhindern. „Dieser Markt wird von einigen Großuntern­ehmen

beherrscht, die lieber unter sich bleiben wollen“, so Heil. „Jetzt ist diese vertraglic­he Bindung ausgelaufe­n und ich kann einen Neustart wagen“, sagt Heil. Er darf aber nicht die KfW-Gelder verwenden, um eine Fertigung und einen Vertrieb aufzubauen. Daher sucht er Investoren, die ihn unterstütz­en. „Preiswerte Desinfekti­onsmittel werden in Zeiten der Corona-Krise noch längere Zeit in großen Mengen benötigt, um die Verbreitun­g der Viren großflächi­g zu stoppen“, ist Heil überzeugt.

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FOTO: WARSCHEID Jörg Heil hat mehrere Jahre an einer Lösung getüftelt, wie man Desinfekti­onsmittel schnell zur Verfügung stellen kann.

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