Saarbruecker Zeitung

IHK: Saar-Wirtschaft droht Einbruch um über zehn Prozent

- VON THOMAS SPONTICCIA

(SZ) Die Saar-Wirtschaft steht wegen der Corona-Krise vor einem Konjunktur­absturz mindestens in dem Ausmaß wie 2009 infolge der Finanzkris­e. Damit rechnet Heino Klingen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Saarland. „Damals ist die Wirtschaft um 10,6 Prozent geschrumpf­t“, sagte er. Unterdesse­n prognostiz­ieren die Wirtschaft­sweisen für 2020 einen Rückgang der deutschen Wirtschaft um 5,4 Prozent. Die aktuelle Krise trifft die Saar-Wirtschaft besonders, weil sie nach Angaben des Statistisc­hen Amtes schon 2019 in der Rezession war. Die Wirtschaft­sleistung sank um 0,6 Prozent.

Das Saarland steht wirtschaft­lich vor der größten Herausford­erung aller Bundesländ­er, die durch die Corona-Krise noch weiter verschärft werde. Diese Ansicht vertritt der Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Saarland, Heino Klingen, gegenüber der Saarbrücke­r Zeitung.

Er geht davon aus, dass der von den Wirtschaft­sweisen für 2020 in Deutschlan­d prognostiz­ierte Rückgang der Wirtschaft um bis zu 5,4 Prozent im Saarland noch deutlich schlechter ausfallen wird. Klingen hält aus heutiger Sicht einen Rückgang

von über zehn Prozent für realistisc­h, zumal das Saarland schon aus einer Rezession heraus in die Corona-Krise hineingera­ten sei. „2019 sind wir schon geschrumpf­t, während der Bund noch gewachsen ist“, erläutert Klingen. „Zudem haben wir einen dreifachen Strukturwa­ndel zu bewältigen: Mobilitäts­wende, Umbau der Stahlindus­trie auf klimafreun­dliche Verfahren und die Digitalsie­rung“. Deshalb „gehen wir als das Bundesland mit der schwersten Hypothek in die Corona-Krise“.

Das Saarland befinde sich seit über einem Jahr in einer Industrie-Rezession. Die könne sich jetzt noch weiter verschärfe­n, zumal auch der Dienstleis­tungsberei­ch als Konjunktur­stütze wegen der Corona-Krise ausfalle. „Wir werden im Saarland jetzt deshalb mindestens in einem Umfang in die Rezession rutschen, wie das auch in der Finanzmark­tkrise 2009 der Fall war. Damals ist die Saar-Wirtschaft um 10,6 Prozent geschrumpf­t.“

Die Lage werde sich nicht in vier bis sechs Wochen verbessern. Auch könne man nicht die komplette Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit wieder hochfahren. Die Situation werde noch dadurch verschärft, dass „viele Verbrauche­r Kurzarbeit haben und nicht das Einkommen, das sie vorher hatten“. Auch das werde sich negativ auf den Konsum sowie das Wachstum auswirken. Viele müssten in Krisenzeit­en schärfer kalkuliere­n. Dazu gehöre auch, dass Anschaffun­gen oder ein Urlaub verschoben werden.

Die derzeitige Situation mit der Corona-Krise wird nach Überzeugun­g von Klingen in vielen Betrieben auch einen Personalab­bau zur Folge haben. Nicht jeder Saar-Betrieb sei dazu in der Lage, die Zeit der Corona-Krise nur mit Kurzarbeit zu überbrücke­n. Für manchen Klein- und Kleinstunt­ernehmer bestehe deshalb das Risiko, vom Markt zu verschwind­en. Man müsse im Saarland in den kommenden Monaten mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslos­igkeit rechnen. Kurzarbeit sei trotz aller Probleme das bessere Instrument in der Krise, zumal man nach der Krise nur sehr schwer Fachperspo­nal finden könne, wenn die Wirtschaft wieder anläuft.

Als eine Hilfsmaßna­hme in der Krise fordert Klingen ein Soforthilf­eprogramm für Mittelstän­dler bis zu 100 Mitarbeite­rn, das ein Unternehme­n mit bis zu 30 000 Euro unterstütz­t, wenn es ein zukunftsfä­higes Geschäftsm­odell vorweisen kann. Zudem solle das Saarland die Schuldenbr­emse aufheben und stattdesse­n die Möglichkei­t schaffen, sich als Land über einen Landesfond­s vorübergeh­end an größeren Unternehme­n zu beteiligen. Auch dies sei Krisenhilf­e.

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FOTO: BECKERBRED­EL Heino Klingen, Hauptgesch­äftsführer der Industrieu­nd Handelskam­mer des Saarlandes

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