Mallorca hat mit Corona besonders zu kämpfen
Normalerweise beginnt auf der Insel zu Ostern die Saison. Doch nun sind dort alle Hotels geschlossen – und Hunderttausende Jobs von der Krise betroffen.
Es gibt kaum Flüge nach Mallorca, alle Hotels sind geschlossen. Da die Insel vor allem vom Tourismus lebt, bedroht die Krise dort Hunderttausende Arbeitsplätze.
(dpa) Die Stille fällt auf. Kein Klappern von Tassen aus den Cafés, kein vielsprachiges Gemurmel auf den sonst an jeder Ecke installierten Terrassen von Mallorcas Hauptstadt. Die Straßen und Plätze der Altstadt von Palma sind ausgestorben. Die strenge Ausgangssperre zum Corona-Schutz, die seit gut zwei Wochen in Spanien gilt, hat nicht nur dem Treiben der Einheimischen ein vorübergehendes Ende gesetzt. Mittlerweile sind auch die letzten Touristen, die zu Beginn des Notstandes hier ihre Ferien verbrachten, abgereist.
Wie lange es dauert, bis die ersten wieder zurückkehren, ist die große Frage. Das Virus zeigt, dass die Stärke der Insel zugleich auch ihr Schwachpunkt ist: „Ein Großteil unserer Wirtschaft hängt direkt oder indirekt von Tourismus ab – das macht die Balearen
zu einer der Regionen Spaniens, die am schwersten von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise betroffen ist“, erklärt Ökonom Antoni Riera.
Der Professor hat ausgerechnet, wie hoch die Verluste sein werden. Als Kalkulatiosnsgrundlage dienten ihm die Zahlen von März, April und Mai 2019. Der Totalausfall entspricht demnach 1,4 Milliarden Euro, die nun in den Taschen von Hoteliers, Transportfirmen und Restaurantbesitzern fehlen.
„Anders als in industriellen Wirtschaftsräumen wird es hier deutlich länger dauern, bis die Wirtschaft wieder in Gang kommt: Es muss ja zuerst wieder Nachfrage herrschen“, erklärt Riera. Er befürchtet eine langanhaltende Angst der Urlauber vor Reisen mit dem Flugzeug, zudem prophezeit er eine größere Sparsamkeit der Verbraucher, die sich vor allem auf das Reisebudget auswirken werde.
Den Schätzungen der Landesregierung zufolge sind auf Mallorca 200 000 Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen, die Gewerkschaft UGT schätzt gar, dass 400 000 Menschen, also 80 Prozent aller Arbeitnehmer der Balearen, auf staatliche Hilfe angewiesen sein werden. Saisonarbeiter, deren Verträge nun auf dem Spiel stehen, Selbstständige, denen die Aufträge wegbrechen, Haushaltshilfen, deren Gehälter sich Familien künftig nicht mehr leisten können – die Liste, die UGT-Sprecherin Ana Köhler aufzählt, ist lang.
Zu den unmittelbar Betroffenen gehören jene Hotelmitarbeiter, die erst Anfang März eingestellt worden
„Wir haben die Krise nach dem 11. September 2001 überstanden, wir werden auch diese Krise überstehen.“
Andreu Serra
Mallorcas Dezernatsleiter für Tourismus
waren und nun wieder nach Hause geschickt wurden. Seit vergangenem Donnerstag sind alle Hotels auf Mallorca geschlossen. 13 Hotelbesitzer machten aus ihrer Not eine Tugend: Sie spendeten an der bei deutschen Urlaubern beliebten Playa de Palma insgesamt drei Tonnen verderbliche Lebensmittel an Hilfsorganisationen. Auch Hygieneartikel wie das dieser Tage schwer gefragte Toilettenpapier waren dabei. Der mallorquinische Hotelverband Fehm zeigte sich ebenfalls solidarisch und spendete Handschuhe, Mundschutzmasken, Reinigungsalkohol und Duschhauben an Krankenhäuser.
Im spanienweiten Vergleich liegen die Balearen sowohl bei der Zahl der Infizierten als auch bei den Todesfällen am unteren Ende des Skala. 37 Tote, rund 1000 Erkrankte und immerhin 100 Patienten, die bereits wieder gesund sind, verzeichneten die Inseln am Montag. Die Zahl der Neuansteckungen ist leicht rückläufig. Die Insellage dürfte helfen, das Virus schneller unter Kontrolle zu bekommen. Fähr- und Flugverbindungen sind auf das Minimum beschränkt.
Die Sorgen von Ökonom Antoni Riera über eine drohende Reise-Unlust teilt Andreu Serra indes nicht. Er ist der Dezernatsleiter für Tourismus des Inselrates von Mallorca. „Wir haben die Krise nach dem 11. September 2001 überstanden, wir werden auch diese Krise überstehen.“