Saar-Kliniken verschärfen Regeln für Neuaufnahmen
Das Coronavirus ist vor allem für Seniorenheime und Geriatrie-Zentren eine Gefahr – das zeigt nicht nur der jüngste Fall in Wallerfangen.
(gda) Die saarländischen Kliniken wollen stärker darauf achten, dass sich das Coronavirus nicht durch neu aufgenommene Patienten in den Häusern verbreitet. Seit Kurzem gelte die Richtlinie, wonach Neuankömmlinge – sofern eine Infektion nicht ausgeschlossen werden kann – zunächst in gesonderten Bereichen untergebracht werden, so der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Dr. Thomas Jakobs. Anschließend werde der Patient getestet.
(SZ/ afp) Einige alte Menschen sitzen am Montagmittag auf Balkonen des Wallerfanger Seniorenheims in der Frühlingssonne. Auch in der nahegelegenen Psychiatrie sowie Geriatrie scheint auf den ersten Blick alles wie immer zu laufen. Doch an allen Eingangstüren kleben Zettel, die einen unmissverständlichen „Besucherstopp“verkünden. „Zum Schutz der Patienten und Mitarbeiter“. Denn seit Mittwoch vergangener Woche ist die Geriatrie des St.-Nikolaus-Hospitals in Wallerfangen vom neuen Coronavirus betroffen (wir berichteten).
Stand Montag sind vier Mitarbeiter infiziert und sieben Patienten, von denen einer inzwischen ins Klinikum Saarbrücken verlegt wurde. Die übrigen sechs Patienten seien „teilweise symptomfrei, teilweise zeigen sie leichte Symptome“, berichtet der geschäftsführende Klinik-Direktor Manfred Klein. Der genaue Infektionsweg liege im Unklaren. Zwar war eine Mitarbeiterin positiv getestet worden, aber möglich sei auch, dass die Infektion über Besucher ins Haus kam oder über neu aufgenommene Patienten. Immerhin: Die anderen Einrichtungen von St. Nikolaus sind offenbar nicht betroffen.
Das besondere Problem an der Geriatrie in Wallerfangen: Vielfach geht es um Patienten mit Vorerkrankungen und wenig belastbarem Immunsystem. Denn in der Fachklinik werden ältere Menschen nach Erkrankungen oder Operationen behandelt.
Doch wie kann man diese Hoch-Risiko-Gruppe zugleich vor Corona-Infektionen schützen? Diese Frage stellt sich nicht nur in Wallerfangen, sondern in ganz Deutschland – nicht nur in Geriatrie-Zentren, sondern etwa auch in Pflegeheimen, wo sich Nähe und Körperkontakt oft nicht vermeiden lassen. Zuletzt gab es mehrere Fälle, in denen sich das Virus in solch sensiblen Einrichtungen verbreitete. Im niedersächsischen Wolfsburg starben zum Beispiel bis Montag 17 Bewohner eines Pflegeheims an Covid-19. Das Land Niedersachsen hat inzwischen einen sofortigen Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt. Ausnahmen gibt es nur für Einrichtungen, die eine 14-tägige Quarantäne für neue Bewohner garantieren könnten.
Einen solchen Aufnahmestopp befürwortet Harald Kilian, Vorsitzender der Saarländischen Pflegegesellschaft, hierzulande bisher noch nicht. „Man kann die Leute ja nicht im Regen stehen lassen“, sagt er. Kilians Empfehlung ist dennoch, neue Pflegeheim-Bewohner möglichst für 14 Tage zu separieren, damit sie andere Senioren nicht anstecken. Weitgehende Besuchsverbote und -einschränkungen gelten ohnehin schon.
Bleibt trotzdem das Risiko einer Übertragung durch Pflegekräfte – sei es in Seniorenheimen oder in Kliniken. Hier gibt es vor allem aufgrund des Personalmangels ein Dilemma: Kommt eine Pflegekraft in Kontakt mit einem Infizierten, kann man sie nicht einfach nach Hause schicken – da sie dringend gebraucht wird. Für medizinisches Personal hat das Robert-Koch-Institut (RKI) deshalb bereits vor gut einer Woche die Quarantäne-Empfehlungen gelockert:
Demnach dürfen etwa Pflegekräfte – sofern an der Einrichtung Personalmangel herrscht – auch nach einem Kontakt zu einem Corona-Patienten weiterarbeiten, solange keine Symptome auftreten.
Der Landkreis Saarlouis betont allerdings, dass Pflegepersonen bei einem Corona-Fall in ihrer Einrichtung
„in regelmäßigen Abständen getestet“werden. Das geschehe derzeit auch in Wallerfangen.
So oder so, ein Rest-Risiko bleibt immer, sagen auch die Träger von besonders sensiblen Einrichtungen: „Leider ist es trotz aller streng eingehaltener Vorsichtsmaßnahmen, Richtlinien des RKI sowie interner Vorgaben nicht möglich, ein Infektionsrisiko komplett auszuschließen. Umso wichtiger ist es auch weiterhin, zum Wohle der Bewohner, der Patienten und der Mitarbeitenden die Schutzmaßnahmen strikt einzuhalten“, sagt Bianca Bienmüller, Hygienemanagerin bei der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken, die unter anderem Kliniken und Seniorenheime im Saarland betreibt. Ein großes Problem seien zudem fehlende Schutzkittel und -masken.
Ähnlich äußert sich Dr. Thomas Jakobs, Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft. Nur mit genügend Schutzausrüstung könnten Ansteckungen wirksam vermieden werden. Die 50 000 Masken, die das Saarland am vergangenen Freitag bekommen hat, seien „nicht ausreichend“.
Für den Bereich der Pflegeheime gelte das gleiche, sagt Kilian. Hier müssten die Mitarbeiter, die Kontakt zu Corona-Patienten hatten, außerdem viel schneller getestet werden, um wieder einsatzfähig zu sein. Unter diesen Voraussetzungen wäre es aus seiner Sicht durchaus möglich, die Alten und Kranken zu schützen.