Gewerkschafter beklagt „zynischen“Umgang mit Pflegekräften
(kir) Das Gesundheitssystem ist nach Ansicht des Verdi-Pflegebeauftragten Michael Quetting nicht auf die gewaltigen Herausforderungen in der Corona-Krise vorbereitet. „Ich habe den Eindruck, dass die angeblich Systemrelevanten nicht relevant zu sein scheinen“, sagte er der SZ.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spreche zwar davon, den Pflegekräften zu helfen. Die Realität
sei aber eine andere: „Wir erleben bei der Pflege, dass die Hilfe darin besteht, nicht genug Schutzmaterial zu haben, selbst die bescheidensten Schutzmechanismen wie die Untergrenzen werden ausgesetzt, die Arbeitszeiten ausgeweitet, und Regeln, die für andere gelten, gelten für diese Kräfte nicht. Sie sollen sogar weiterarbeiten, wenn sie sich angesteckt haben. Dafür nennt man sie dann Helden und lässt die
Menschen klatschen. Kann man das anders bezeichnen als zynisch?“
Es sei zwar erfreulich, dass nun endlich von den versprochenen Schutzmasken 50 000 im Saarland eingetroffen seien. Solche Masken müssten eigentlich alle zwei Stunden gewechselt werden. „Wenn man für 500 Beatmungsplätze täglich etwa 20 Masken benötigt, dann wäre allein der Bedarf dafür 10 000 täglich“, sagte Quetting. Das kaputtgesparte Gesundheitswesen sei offensichtlich doch „nicht so hervorragend“. Die Bereitstellung ausreichender Schutzkleidung sei von zentraler Bedeutung, die Betriebe müssten zur unverzüglichen Produktion gezwungen werden.
Die Beschäftigten in den Krankenhäusern brauchten dringend den größtmöglichsten Schutz. „Wir verlangen für alle Beschäftigten, die aktuell das Land am Laufen halten, eine steuerfreie Prämie von 500 Euro“, sagte Quetting.
Den Krankenhäusern seien alle entstehenden Kosten zu begleichen. Das Fallpauschalen-System müsse außer Kraft gesetzt werden, fordert der Gewerkschafter. Die Leitung der Häuser sei auf die Medizin und die Pflege zu übertragen. Auch im Reinigungsdienst müsse dringend mehr Personal eingesetzt werden, findet Quetting.