Schutzengel auf Stein gemalt
Nicole Cufaro verteilte in ihrer Quierschieder Nachbarschaft heimlich steinerne Gesten der Aufmunterung – und wurde „enttarnt“.
Nicole Cufaro hat ihren Nachbarn Schutzengel vor die Haustüren gelegt. Das soll Trost in der Corona-Krise spenden und löste auch Begeisterung aus. Die 54-jährige Außendienstmitarbeiterin in der Zahnmedizin arbeitet jetzt schon einige Tage im Home Office. Noch bevor das Virus Schlagzeilen machte, hatte sie vor einer Bäckerei im Ort
Nicole Cufaro
ihren ersten „Saarstein“gefunden: einen schön bemalten Kiesel, der von jemand anderem gestaltet und abgelegt worden war. Daraufhin hat sie sich „sofort die notwendigen Malutensilien besorgt, um selbst Saarsteine anzufertigen, denn die Idee mit den bunten Steinen gefiel mir“, schildert Nicole Cufaro.
Sie hatte noch nicht richtig mit der Produktion begonnen, als es mit der
Corona-Krise losging. „Angst machte sich breit. Auch unter Bekannten und Freunden. Menschen, die wir lieben, sorgen sich auf einmal um ihre Gesundheit. Ich habe dann Schutzengel auf meine Steine gemalt und sie heimlich meinen Nachbarn an die Haustüren gelegt, ohne einen Namen draufzuschreiben.“
Zwei Umstände sorgten dann aber dafür, dass die Aktion publik wurde. Zum einen ein Facebook-Post einer Nachbarin, die sich so über den Schutzengel gefreut hatte, dass sie es veröffentlichte. Nicole Cufaro schrieb einen Kommentar und bekannte sich zu der Aktion.
Zum anderen legte sie einer Nachbarin einen Stein vor die Tür, die chronisch krank ist und seit langer Zeit Engel sammelt. Cufaro wusste nichts von dieser Sammelleidenschaft, und die Sammlerin rätselte, wer denn wisse, dass sie Engel sammelt. Die Sammlerin forschte nach und rief eine Verwandte an. Die fand nach dem Anruf vor der Tür einen eigenen Schutzengel und erzählte das einer Nachbarin. Die wiederum war im Garten, als Cufaro ihre Engel verteilte und bekam ihn direkt – verbunden mit lieben Worten.
Über „drei Ecken“schloss sich also nun der Kreis. Die Aktion sprach sich herum. 30 Schutzengel hat Cufaro schon in Quierschied ausgelegt, täglich werden es mehr. „Ich mache mir vor allem selbst eine Freude damit, denn der Zuspruch ist Wahnsinn“, sagt die Mutter von drei Kindern, die selbst als Kleinuternehmerin von der Corona-Krise betroffen ist, da sie in der Saarbrücken Innenstadt auch ein Kosmetikstudio betreibt. Der Laden sei aufgrund der gesetzlichen Vorgaben geschlossen, sie habe zusammen mit ihrem Steuerberater Kleinunternehmerhilfen beantragt.
Sie frage sich jetzt immer öfter: „Was ist eigentlich wichtig im Leben?“Das seien „unsere Gesundheit und die Menschen, die wir lieben. Ohne dies ist alles nichts wert“. Alle erlebten momentan eine Zeit, „die uns Angst bereitet“, die uns zurückwerfe oder sogar krank mache. Aber sie sei sich sicher, „dass diese Zeit uns auch etwas gibt. Dass wir vielleicht wieder mehr geerdet werden, dass unsere Ellbogengesellschaft, die häufig von Egoismus und Hass geprägt ist, ihre Prioritäten neu setzt“.
Etwas Positives an der Krise sei doch zum Beispiel, dass man – natürlich im übertragenen Sinne – zusammenrücke und auch im Nachbarn wieder den Menschen sehe. Man verabschiede sich auf einmal ganz anders: „Mehr und mehr sagt man: ‚Passen Sie auch sich auf’ und ‚Bleiben Sie gesund!’. Und das finde ich ganz wundervoll.“
„Ich bin mir sicher, dass diese Zeit uns auch
etwas gibt.“