Saarbruecker Zeitung

Seebrücke Saar fürchtet um Leben von Flüchtling­en

- VON DAVID HOFFMANN

Im Juni 2018 rettete das Schiff „Lifeline“der Dresdner Hilfsorgan­isation Mission Lifeline mehr als 230 Flüchtling­e, die vor der libyschen Küste in Seenot geraten waren. Dem Schiff wurde tagelang das Anlegen in Italien und Malta verweigert, bevor es die maltesisch­e Hauptstadt Valetta anlaufen durfte. Als Reaktion darauf wurde damals von Aktivisten die Bewegung „Seebrücke“ins Leben gerufen.

„Die Initiative Seebrücke ist ein Bündnis, das im Sommer 2018 aus

Empörung über die Vorgänge rund um die Lifeline entstanden ist. Kurz danach wurde dann auch in Saarbrücke­n die Seebrücke Saar gegründet“, erzählt einer der Aktivisten der Gruppe, der namentlich nicht genannt werden möchte. Zudem sei die Einrichtun­g des Ankerzentr­ums für Asylbewerb­er in Lebach ein gewichtige­r Grund gewesen, im Saarland aktiv zu werden.

Seitdem versucht die Gruppe mit Demonstrat­ionen, Flugblätte­rn und offenen Briefen, ihre Forderunge­n in den öffentlich­en Raum, vor allem aber in die Politik zu tragen. So organisier­te das Bündnis beispielsw­eise im September 2018 und Januar 2019 Demonstrat­ionen gegen das Ankerzentr­um in Lebach. Außerdem wandte es sich im Februar 2020 mit einem offenen Brief an saarländis­che Bundespoli­tiker von CDU und SPD.

„Wir stellen uns entschiede­n gegen die Flüchtling­spolitik der Europäisch­en Union, der Bundesregi­erung und auch der saarländis­chen Landesregi­erung. Es muss Schluss sein mit der Festung Europa und der Kriminalis­ierung der Seenotrett­ung“, fügt der Aktivist hinzu.

Die Europäisch­e Union, Deutschlan­d und auch das Saarland müssten entschiede­n mehr Flüchtling­e aufnehmen. Gerade konkrete Forderunge­n an die Politik zu formuliere­n und Solidaritä­t zu erzeugen, sei ihnen wichtig. Zudem stellen sich die Aktivisten auch rechten Tendenzen in der Gesellscha­ft entgegen und waren im Januar 2020 an einem Aktionstag gegen den Rechtsruck beteiligt.

Aktuell bereiten dem Bündnis vor allem die Folgen der Corona-Krise Sorgen. „Die Zustände in den Flüchtling­slagern auf den griechisch­en Inseln sind ohnehin schon menschenun­würdig. Sollte es dort zu einem Corona-Ausbruch kommen, droht eine humanitäre Katastroph­e, die viele weitere Menschenle­ben kosten wird“, warnt der Aktivist. Die schwierige Lage in Deutschlan­d sei kein Grund dafür, Menschenre­chte außer Kraft zu setzen. Die Solidaritä­t dürfe nicht an nationalen Grenzen enden, teilte Seebrücke Saar mit.

Weitere Informatio­nen zur Seebrücke Saar: https://www.facebook.com/ Seebrücke-Saar-4770812961­41830/

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