Saarbruecker Zeitung

Völklinger Tafel verteilt jetzt Essen im Hof

Arme Menschen sind auf die gespendete­n Lebensmitt­el dringend angewiesen. Hygienevor­schriften der Diakonie werden akzeptiert.

- Produktion dieser Seite: Martin Rolshausen, Markus Saeftel, Marcus Kalmes

(tan) „Bitte Abstand halten“, steht auf dem Schild am Hofeingang der Diakonie Saar in der Völklinger Gatterstra­ße. Im Gegensatz zu vielen anderen Lebensmitt­el-Ausgabeste­llen in Deutschlan­d hat die Tafel Völklingen weiter geöffnet. Dienstags und freitags ab 14 Uhr werden gespendete Waren an Bedürftige ausgegeben.

Damit die Abstands- und Hygienereg­eln eingehalte­n werden, wurde die Ausgabe verändert. Im Hof stehen Kisten, die die Helfer unter anderem mit Obst und Gemüse gefüllt haben. Jedem Kunden wird eine Kiste zugewiesen, aus der er sich bedienen kann. Einen direkten Kontakt mit den Helfern gibt es nicht.

Bisher klappt das gut. „Die Tafelbesuc­her zeigen Verständni­s für die Maßnahmen“, erklärt Koordinato­r Franz-Reinhard Daschmann am Freitag kurz vor der Öffnung. Normalerwe­ise werden pro Tafeltag 55 bis 60 Haushalte versorgt. Aktuell ist die Nachfrage geringer. Einige Kunden hätten sich aus Angst vor dem Corona-Virus abgemeldet, berichtet er. Die ein Dutzend Helfer haben trotzdem viel zu tun. Denn einige ältere Mitglieder der Stammmanns­chaft sind wegen der Ansteckung­sgefahr zurzeit nicht dabei.

Roswitha Schuh hält die Stellung. „Die Leute brauchen uns, da kann man nicht zuhause bleiben“, sagt die 72-Jährige. Sie trägt einen selbst

gebastelte­n Mundschutz. Normalerwe­ise kommt Schuh nur einmal die Woche, jetzt hilft sie an beiden Ausgabetag­en. Unterstütz­t wird das vierköpfig­e Kernteam von drei Diakonie-Mitarbeite­rn. Auch fünf junge Völklinger geben jetzt Lebensmitt­el aus. „Ich bin Studentin und habe gerade nichts zu tun“, erzählt Anna Schmidt. Die 23-Jährige will in der Krise helfen. Und sie freut sich, wieder ein bisschen unter Leute zu kommen. Aktuell habe die Tafel genügend ehrenamtli­che Helfer, versichert Daschmann.

Schon lange vor dem Start der Ausgabe versammeln sich die ersten Bedürftige­n am Eingang. Sie wissen, dass sich die Tore zurzeit früher öffnen – damit sich keine lange Schlange bildet. Haben die Bürger Angst vor Ansteckung? „Wenn man den Sicherheit­sabstand einhält, dann ist das in Ordnung“, sagt eine Besucherin. Sie lobt die Sicherheit­svorkehrun­gen. Wer rein will, muss sich die Hände desinfizie­ren. Außerdem dürfen sich immer nur wenige Kunden gleichzeit­ig im Hof aufhalten.

Geduldig warten die Hilfsbedür­ftigen aufs Startsigna­l. Die Brotliefer­ung fehlt noch. „Wir haben bisher ausreichen­d Waren aus den Geschäften erhalten“, sagt Daschmann. Wenig später trifft der Transporte­r ein. Als die Tafel dann um 13.40 Uhr öffnet, warten vor der Tür bereits rund 25 Kunden.

„Die Leute brauchen uns, da kann man nicht

zuhause bleiben.“

Roswitha Schuh

 ?? FOTO: BECKER & BREDEL ?? Roswitha Schuh, Franz-Reinhard Daschmann, Koordinato­r der Tafel Völklingen, und Studentin Anna Schmidt (von links), verteilten am Freitag viel Obst und Gemüse.
FOTO: BECKER & BREDEL Roswitha Schuh, Franz-Reinhard Daschmann, Koordinato­r der Tafel Völklingen, und Studentin Anna Schmidt (von links), verteilten am Freitag viel Obst und Gemüse.

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