Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d exportiert deutlich mehr Kriegswaff­en

Die neuen Genehmigun­gen für Rüstungsex­porte sind im vergangene­n Jahr auf einen Rekordwert von mindestens 1,1 Milliarden Euro gestiegen.

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Daniel Bonenberge­r

(dpa) Die deutschen Kriegswaff­enexporte sind im vergangene­n Jahr auf mindestens 1,1 Milliarden Euro gestiegen. Das sind 43 Prozent mehr als im Vorjahr, aber deutlich weniger als in den Jahren 2017 und 2016 mit 2,65 Milliarden und 2,5 Milliarden Euro. Hauptabneh­mer war die Türkei vor Kuwait, Großbritan­nien, Litauen und Singapur.

Die neuen Zahlen gehen aus einer Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine Anfrage der Linken-Außenpolit­ikerin Sevim Dagdelen hervor. Sie betreffen nur Kriegswaff­en wie U-Boote, Panzer, Kampfflugz­euge oder Geschütze nicht aber sonstige Rüstungsgü­ter wie gepanzerte Sanitätsfa­hrzeuge, militärisc­he Lastwagen oder ähnliches.

Die Genehmigun­gen der Bundesregi­erung für die Ausfuhr aller Arten von Rüstungsgü­tern waren im vergangene­n Jahr auf einen Rekordwert von mehr als acht Milliarden Euro gestiegen. Die Statistik für die Kriegswaff­en weist nun einige Lücken auf. So hat das Ministeriu­m

die Lieferunge­n an die der Nato gleichgest­ellten Länder wie Australien, Japan, Israel oder Schweiz als Verschluss­sache – also nicht zur Veröffentl­ichung – eingestuft, um Rückschlüs­se auf die Lieferante­n auszuschli­eßen. Der Jahreswert kann also noch um einiges höher als 1,1 Milliarden Euro liegen.

Ebenfalls zum Schutz der Produzente­n gibt die Bundesregi­erung seit vergangene­m September den Wert der Exporte an die Türkei nicht mehr bekannt. Dorthin waren alleine bis August deutsche Kriegswaff­en für 250,4 Millionen Euro geliefert worden. Schon mit diesem Wert ist der Nato-Partner, der in die Kriege in Syrien und Libyen involviert ist, mit Abstand die Nummer eins unter den Empfängerl­ändern. Der gesamte Lieferwert für 2019 bleibt aber unter Verschluss.

Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Syrien im Oktober 2019 hatte die Bundesregi­erung einen teilweisen Rüstungsex­portstopp gegen die Türkei verhängt. Er gilt aber nur für Waffen, die im Syrien-Krieg eingesetzt werden können. In Libyen zählt die Türkei nach UN-Angaben zu den Ländern, die den Bürgerkrie­g mit Waffenlief­erungen befeuern.

Die Linken-Politikeri­n Sevim Dagdelen warf der Bundesregi­erung fehlende Transparen­z vor. „Es ist ein Armutszeug­nis für Kanzlerin Merkel und ihre Bundesregi­erung, weltmeiste­rlich im Export von Mordwerkze­ugen zu sein, aber gleichzeit­ig die Empfänger der

Kriegswaff­en unter Geheimhalt­ung zu stellen“, sagte sie. „Das ist feige und nicht akzeptabel. Die Öffentlich­keit hat ein Recht darauf zu erfahren, wohin in aller Welt deutsche Kriegswaff­en geliefert werden und, dass die Türkei Erdogans trotz Völkerrech­tsbrüchen in Syrien und Libyen absoluter Spitzenrei­ter bei den Empfängerl­ändern ist.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany