Steht den USA das Schlimmste noch bevor?
Experten rechnen damit, dass die Zahl der Corona-Todesfälle bis Juni auf 3000 pro Tag steigen könnte.
(dpa) US-Präsident Donald Trump und die Gouverneure einiger Bundesstaaten drängen auf eine rasche Wiederöffnung der Wirtschaft – obwohl die Corona-Pandemie längst nicht unter Kontrolle gebracht ist. „Es ist aufregend zu sehen, wie sich unser Land wieder öffnet!“, schrieb Trump am Dienstag auf Twitter. Dabei hat sich die Prognose für den Verlauf der Corona-Pandemie in den USA gerade wieder eingetrübt: Zwei verschiedene Modelle gehen davon aus, dass die Zahl der Coronavirus-Infektionen und Todesfälle in den USA diesen Monat deutlich ansteigt.
In Bundesstaaten wie Florida, Utah, South Carolina und Texas öffneten viele Restaurants und Geschäfte unter bestimmten Auflagen. In Florida etwa dürfen Restaurants maximal nur noch ein Viertel ihrer früher maximal zugelassenen Gäste begrüßen. Auch für Geschäfte gibt es in den meisten Bundesstaaten neue Obergrenzen. Die Schließungen seit März haben in den USA zu einem Konjunktureinbruch und hoher Arbeitslosigkeit geführt. Auch der von Trumps Republikanern kontrollierte Senat trat in Washington wieder zusammen.
Das am Montag aktualisierte Modell des Instituts IHME der Universität Washington in Seattle geht davon aus, dass die Zahl der Toten in den USA von aktuell fast 69 000 bis Ende des Monats noch auf rund 110 000 Tote ansteigen wird. Erst Ende Juli soll sich die Opferzahl demnach bei rund 134 000 stabilisieren. Noch vor wenigen Wochen war die Universität davon ausgegangen, dass im Hochsommer bei etwa 90 000 Toten ein
Plateau erreicht würde. Professor Chris Murray erklärte im Gespräch mit dem Sender NBC die veränderte Prognose mit Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen in einigen Staaten und damit, dass Menschen zuletzt öfter rausgegangen seien und sich weniger an die soziale Distanz gehalten hätten. Trumps Regierung hat das IHME-Modell mehrfach für ihre eigenen Prognosen herangezogen.
Die „New York Times“veröffentlichte am Montag ein internes Dokument der Regierung, in dem ein dramatischer Anstieg der bekannten Infektionen befürchtet wird. In der vom Gesundheitsministerium und der Katastrophenschutzbehörde Fema zusammengestellten Präsentation geht aus einem Diagramm hervor, dass die Zahl der neuen Infektionen bis Juni auf rund 200 000 pro Tag steigen könnte. Zuletzt lag der tägliche Anstieg bei rund 30 000 bestätigten Neuinfektionen.
Die Experten der Regierung erwarten nach einem weiteren Diagramm, dass die Zahl der Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung bis zum 1. Juni auf etwa 3000 pro Tag steigen könnte, wie die Zeitung weiter berichtete – deutlich mehr als derzeit. Das Weiße Haus wies die Prognosen zurück. Sie spiegelten weder die Modelle der Coronavirus-Arbeitsgruppe noch die von ihr analysierten Daten, erklärte ein Sprecher. Trumps Richtlinien für eine schrittweise Öffnung der Wirtschaft orientierten sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit denen die Gesundheitsexperten in der Regierung übereinstimmten, hieß es.