Saarbruecker Zeitung

Jugendherb­ergen hoffen auf Hilfe vom Land

Die Häuser profitiere­n nicht von den Hilfen für die Gastronomi­e, zudem dürfen sie keine Schulklass­en und Gruppen empfangen. Das wird zunehmend zum Problem.

- VON DOMINIK DIX

Die Jugendherb­ergen im Saarland stecken finanziell in der Krise. Obwohl sie seit dieser Woche wieder öffnen dürfen, sind sie wegen der Corona-Auflagen nur wenig ausgelaste­t. Einnahmeau­sfälle beliefen sich auf rund 1,3 Millionen Euro. Das Land soll helfen.

Die Corona-Pandemie hat die fünf Jugendherb­ergen im Saarland hart getroffen. Derzeit sind die Mitarbeite­r aller Häuser in Kurzarbeit, die Einnahmeau­sfälle belaufen sich laut Jacob Geditz, Vorstandsv­orsitzende­r des Jugendherb­ergsverban­des Rheinland-Pfalz und Saarland, auf 1,3 Millionen Euro, Tendenz steigend. „Die Schließung der Jugendherb­ergen im Saarland stellt die Jugendherb­ergen vor existenzie­lle Probleme“, resümiert Geditz. Die Häuser hoffen jetzt auf staatliche Hilfen, ähnlich wie in Rheinland-Pfalz. Dort stellt die Landesregi­erung neun Millionen Euro für die angeschlag­enen Häuser bereit. Auch im Saarland hat sich der Verband an die Landesregi­erung gewandt, eine Antwort stehe laut Geditz aber noch aus. Trotz mehrfacher Anfragen unserer Zeitung in den vergangene­n Tagen hat sich das zuständige Sozialmini­sterium bislang nicht geäußert.

Seit Montag, 18. Mai, dürfen die Herbergen wieder Gäste empfangen. Allerdings gelten dieselben strengen Hygienevor­schriften wie in der Gastronomi­e und der Hotellerie (wir berichtete­n). Dazu zählen strikte Vorgaben für Gäste wie für Mitarbeite­r. Unter anderem schreiben die Regelungen einen Mindestabs­tand von 1,50 Meter zwischen Besuchergr­uppen, eine Mund-Nasenschut­z-Pflicht und einen Hygiene- und Reinigungs­plan für Tische, Handläufe und Gästezimme­r vor. Damit etwaige Infektions­ketten nachvollzo­gen werden können, muss je eine Person pro Gästegrupp­e ihre vollständi­gen Kontaktdat­en hinterlege­n. Die Jugendherb­ergen – ebenso wie die Gastronome­n und Hotelbetre­iber – sind verpflicht­et, die Daten einen Monat lang aufzubewah­ren. Laut Geditz seien die Jugendherb­ergen „gut vorbereite­t, so dass sich die Gäste bei uns sicher und gut aufgehoben fühlen“könnten.

Trotz aller Maßnahmen bleiben die notwendige­n Buchungen bisher aus. Andrei Lehene, Betriebsle­iter der Hochwald-Jugendherb­erge in Weiskirche­n, kann bis zum

„Die Personalko­sten haben sich verdoppelt, die Einnahmen

halbiert.“

Andrei Lehene

Betriebsle­iter Hochwald-Jugendherb­erge

ersten Juni insgesamt 30 Gäste verzeichne­n. Die Herberge verfügt eigentlich über Platz für 124 Besucher, derzeit sind aufgrund der Hygiene-Beschränku­ngen maximal 66 erlaubt. „Wir mussten zu kreativen Lösungen greifen, weil wir im Moment nur Zimmer mit eigener Dusche und eigenem WC vermieten dürfen“, sagt Lehene. Deshalb habe man die Gemeinscha­ftsduschen

und die Toilettenr­äumen umgebaut und sie einzelnen Zimmern zugewiesen. Auch bei der Bewirtung der Gäste hat sich einiges verändert, die Jugendherb­ergen dürfen nämlich kein Buffet mehr anbieten, sondern müssen auf Tischservi­ce umstellen. „Die Personalko­sten haben sich verdoppelt, die Einnahmen halbiert“, sagt Lehene. Ohne Unterstütz­ung vonseiten der Landesregi­erung sei die Hochwald-Jugendherb­erge deshalb mittelfris­tig nicht überlebens­fähig. Auch die Jugendherb­erge in Homburg klagt über fehlende Gäste. Nur knapp die Hälfte der derzeit buchbaren 18 Zimmer ist dort bis Anfang Juni ausgebucht.

Schulklass­en und größere Gruppen – eigentlich das Kerngeschä­ft der Herbergen – dürfen bis auf Weiters

nicht anreisen. Verbandsvo­rsitzender Jakob Geditz hofft stattdesse­n auf Besuche von Familien. Es gebe bereits erste Buchungen, „wenn auch noch lange nicht in dem Umfang wie vor der Krise“. Auch Geditz ist davon überzeugt, dass diese zu überstehen wegen der hohen finanziell­en Einbußen „ohne Hilfe der saarländis­chen Regierung“nicht möglich sein werde.

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FOTO: TINA LEISTENSCH­NEIDER Die Jugendherb­erge in Weiskirche­n ist trotz Wiederöffn­ung nur spärlich belegt. Der Jugendherb­ergsverban­d hofft auf staatliche Hilfen.

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