Jugendherbergen hoffen auf Hilfe vom Land
Die Häuser profitieren nicht von den Hilfen für die Gastronomie, zudem dürfen sie keine Schulklassen und Gruppen empfangen. Das wird zunehmend zum Problem.
Die Jugendherbergen im Saarland stecken finanziell in der Krise. Obwohl sie seit dieser Woche wieder öffnen dürfen, sind sie wegen der Corona-Auflagen nur wenig ausgelastet. Einnahmeausfälle beliefen sich auf rund 1,3 Millionen Euro. Das Land soll helfen.
Die Corona-Pandemie hat die fünf Jugendherbergen im Saarland hart getroffen. Derzeit sind die Mitarbeiter aller Häuser in Kurzarbeit, die Einnahmeausfälle belaufen sich laut Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender des Jugendherbergsverbandes Rheinland-Pfalz und Saarland, auf 1,3 Millionen Euro, Tendenz steigend. „Die Schließung der Jugendherbergen im Saarland stellt die Jugendherbergen vor existenzielle Probleme“, resümiert Geditz. Die Häuser hoffen jetzt auf staatliche Hilfen, ähnlich wie in Rheinland-Pfalz. Dort stellt die Landesregierung neun Millionen Euro für die angeschlagenen Häuser bereit. Auch im Saarland hat sich der Verband an die Landesregierung gewandt, eine Antwort stehe laut Geditz aber noch aus. Trotz mehrfacher Anfragen unserer Zeitung in den vergangenen Tagen hat sich das zuständige Sozialministerium bislang nicht geäußert.
Seit Montag, 18. Mai, dürfen die Herbergen wieder Gäste empfangen. Allerdings gelten dieselben strengen Hygienevorschriften wie in der Gastronomie und der Hotellerie (wir berichteten). Dazu zählen strikte Vorgaben für Gäste wie für Mitarbeiter. Unter anderem schreiben die Regelungen einen Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen Besuchergruppen, eine Mund-Nasenschutz-Pflicht und einen Hygiene- und Reinigungsplan für Tische, Handläufe und Gästezimmer vor. Damit etwaige Infektionsketten nachvollzogen werden können, muss je eine Person pro Gästegruppe ihre vollständigen Kontaktdaten hinterlegen. Die Jugendherbergen – ebenso wie die Gastronomen und Hotelbetreiber – sind verpflichtet, die Daten einen Monat lang aufzubewahren. Laut Geditz seien die Jugendherbergen „gut vorbereitet, so dass sich die Gäste bei uns sicher und gut aufgehoben fühlen“könnten.
Trotz aller Maßnahmen bleiben die notwendigen Buchungen bisher aus. Andrei Lehene, Betriebsleiter der Hochwald-Jugendherberge in Weiskirchen, kann bis zum
„Die Personalkosten haben sich verdoppelt, die Einnahmen
halbiert.“
Andrei Lehene
Betriebsleiter Hochwald-Jugendherberge
ersten Juni insgesamt 30 Gäste verzeichnen. Die Herberge verfügt eigentlich über Platz für 124 Besucher, derzeit sind aufgrund der Hygiene-Beschränkungen maximal 66 erlaubt. „Wir mussten zu kreativen Lösungen greifen, weil wir im Moment nur Zimmer mit eigener Dusche und eigenem WC vermieten dürfen“, sagt Lehene. Deshalb habe man die Gemeinschaftsduschen
und die Toilettenräumen umgebaut und sie einzelnen Zimmern zugewiesen. Auch bei der Bewirtung der Gäste hat sich einiges verändert, die Jugendherbergen dürfen nämlich kein Buffet mehr anbieten, sondern müssen auf Tischservice umstellen. „Die Personalkosten haben sich verdoppelt, die Einnahmen halbiert“, sagt Lehene. Ohne Unterstützung vonseiten der Landesregierung sei die Hochwald-Jugendherberge deshalb mittelfristig nicht überlebensfähig. Auch die Jugendherberge in Homburg klagt über fehlende Gäste. Nur knapp die Hälfte der derzeit buchbaren 18 Zimmer ist dort bis Anfang Juni ausgebucht.
Schulklassen und größere Gruppen – eigentlich das Kerngeschäft der Herbergen – dürfen bis auf Weiters
nicht anreisen. Verbandsvorsitzender Jakob Geditz hofft stattdessen auf Besuche von Familien. Es gebe bereits erste Buchungen, „wenn auch noch lange nicht in dem Umfang wie vor der Krise“. Auch Geditz ist davon überzeugt, dass diese zu überstehen wegen der hohen finanziellen Einbußen „ohne Hilfe der saarländischen Regierung“nicht möglich sein werde.