Corona als Prüfstein für guten Journalismus
(sop) Wann kommt der Impfstoff, was macht das Nachbarland und wie weit greifen Regierungen in Grundrechte ein? Die Covid-19-Pandemie nimmt seit Monaten in den Medien viel Raum ein. Vor welche Herausforderungen die Pandemie die Medien stellt, war unter anderem Thema der Onlinediskussion „Nachrichten in Zeiten von Corona – Warum es gerade jetzt Qualitätsjournalismus braucht!“. Auf Initiative der Union Stiftung diskutierten Ruth Meyer, Direktorin der Landesmedienanstalt Saarland (LMS), Sabine Ertz, SR-Journalistin und Vorstandsmitglied der Stiftung, sowie Peter Stefan Herbst, Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung, am Dienstagabend.
„Ein funktionierender Rechtsstaat ist die beste Grundlage für Qualitätsjournalismus“, schickte LMS-Direktorin Meyer vorweg, und erklärte, dass Qualitätsjournalismus bereits vor der Corona-Krise in einer schwierigen Situation gewesen sei. Es sei ein strukturelles Problem, dass Informationen im Netz kostenlos zur Verfügung stünden, zudem stelle die Vermischung der Kanäle einen Nährboden für Fake News dar. „Seriöser Journalismus“, so Meyer, „weiß gerade jetzt auf verantwortungsvolle Weise mit elementarer Unsicherheit umzugehen, dieses Gütesiegel will ich SR und SZ ausstellen.“Dass sowohl bei SZ wie SR die Klickzahlen zweioder gar dreifach gestiegen seien, spreche für das Vertrauen der Nutzer.
Die Reichweiten seien „explodiert“, erklärte SZ-Chefredakteur Herbst, und nannte für März auf Basis von Google Analytics 27 Millionen Zugriffe für den Internetauftritt der SZ und des Partnerportals sol.de. „Wir freuen uns über den Zuspruch, aber es ist schwer, den Menschen klar zu machen, dass solche Angebote nicht kostenlos sein können“, erklärte er angesichts der Konkurrenz mit dem Öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der mit Rundfunkbeiträgen auch nicht kostenlos sei. Begleiten, kommentieren und einordnen seien die Aufgaben der Medien. Aber auch „in einer Gesellschaft eine Brücke zwischen denen zu bauen, die sich gegenüberstehen und sich nicht mehr viel zu sagen haben“.
„Auch eine Berichterstattung abseits von Corona ist wichtig“, merkte SR-Journalistin Ertz an. „Eine Herausforderung, die ich im Moment sehe, ist, eine Balance zwischen Überinformation und Alternativangeboten zu finden.“Und auch wenn die Pandemie positive Begleiteffekte wie etwa eine forcierte Digitalisierung in vielen Bereichen oder eine erfinderische Kreativität aus der Not heraus, mit sich bringe, würden die digitalen Möglichkeiten laut Ertz bei der journalistischen Recherche an Grenzen kommen. „Der persönliche Kontakt ist immer vorzuziehen“, bilanzierte sie.
SZ-Chefredakteur Herbst erklärte dazu: „Wenn ich einen Ministerpräsidenten nicht persönlich befragen kann, merkt man schnell, wie fragil demokratische Kontrollinstanzen sind und Rechte der Medien angegriffen werden können.“Doch selbst wenn digital nicht alles machbar sei, müsse man es Eltern leichter machen, auf die Möglichkeit des Homeoffice zurückzukommen. „Corona hat ja gezeigt, dass die Arbeit erbracht wurde.“
Meyer betonte zudem, dass auch der private Rundfunk im Saarland systemrelevant sei. Die LMS werde „alles tun, um Unterstützung zu leisten“und die Medienvielfalt im Saarland zu erhalten.