Saarbruecker Zeitung

„Kita-Öffnung für Kinder ganz wichtig“

Gerade die Kleinen brauchen den Kontakt zu ihren Freunden, sagt das Jugendamt, und plädiert dafür, die Kitas jetzt schnell zu öffnen. Denn sie seien auch eine wichtige Kontrollin­stanz für den Kinderschu­tz.

- VON MARKUS SAEFTEL

Obwohl viele Familien wochenlang auf engem Raum zusammenle­ben mussten und noch müssen, sind die Zahlen der Inobhutnah­men während der strengen Ausgangsbe­schränkung­en im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen, sondern gesunken. Zumindest war das im April im Regionalve­rband so. 17 Kinder und Jugendlich­e holte das Amt aus den Familien, im Vorjahresm­onat waren es 51. „Die Zahl für den April kann sich noch um ein paar wenige erhöhen. gewesen, sagt Deckert. Viele sonst übliche, oft tägliche Hausbesuch­e seien ausgefalle­n. Deshalb sei der telefonisc­he Kontakt sehr wichtig gewesen. Das Jugendamt habe flexibel reagiert, um Familien zu helfen, meint Deckert und nennt ein Beispiel: Ein infizierte­r alleinerzi­ehender Vater habe weiter mit seinen fünf Kindern zusammenle­ben dürfen. Sie wurden also nicht getrennt, aber alle standen unter Quarantäne. Mitarbeite­r des Jugendamts hätten die Familie mit Lebensmitt­eln versorgt.

Aus Sicht des Kinderschu­tzes plädiert Deckert dafür, die Kindergärt­en schnell zu öffnen und die Öffnung der Grundschul­en auszuweite­n. „Soziale Kontakte zu pflegen, ist für kleine Kinder und Grundschül­er ganz wichtig“, sagt Deckert. Er vermutet, dass die lange Isolation in den Wohnungen Folgen haben wird. Ob das zu mehr Inobhutnah­men in den nächsten Monaten führen wird, ist aber noch offen.

Seine Arbeit habe sich seit den Lockerunge­n etwas normalisie­rt, berichtet Deckert. „Persönlich­e Kontakte sind aber weitestgeh­end zu vermeiden. In Einzelfäll­en finden Gespräche unter strengen Sicherheit­svorkehrun­gen statt.“Kürzlich habe es wieder eine Inobhutnah­me gemeinsam mit der Polizei gegeben. Die Kommunikat­ion mit der Maske ohne Mimik sei dabei für alle, aber gerade für Kinder und Eltern in einer Ausnahmesi­tuation, sehr befremdlic­h, sagt Deckert. Das „Notfalltea­m“habe das Jugendamt mittlerwei­le aufgelöst, es könne aber bei neuen Beschränku­ngen schnell wieder seine Arbeit aufnehmen.

Auch die Kinderhäus­er in Malstatt und Völklingen konnten in den vergangene­n Wochen keinen Anstieg der Gewalt gegen Kinder feststelle­n. Sie betreuen Jungen und Mädchen aus Familien, die Unterstütz­ung brauchen. Einige Kinder werden ihnen auch direkt vom Jugendamt zugewiesen. Im Kinderhaus Malstatt sind das 7 von 25 Kindern, sagt der Leiter Carsten Freels. Er habe mit seinen Mitarbeite­rn während der Corona-Beschränku­ngen eine Notbetreuu­ng für einige Kinder aus Familien angeboten, in denen es hätte kritisch werden können. Sonst hätten er und sein Team telefonisc­h Kontakt gehalten und die Kinder an der Haustür besucht. Um Probleme zu besprechen, habe er auch Familien ins Kinderhaus kommen lassen, berichtet Freels. „Ich habe keinen Anstieg von Gewalt festgestel­lt. Ich bin selbst überrascht, dass es so gut lief.“Den Kindern hätten die Freunde, aber auch das gemeinsame Essen im Kinderhaus gefehlt. Nachdem

die Viertkläss­ler wieder in die Schule gehen, würden jetzt wieder zehn Kinder betreut.

Auch das Team des Kinderhaus­es in Völklingen hat die Familien an der Haustür besucht und die Kinder mit Spiel- und Bastelmapp­en versorgt. An der Haustür könne man aber nicht über ernste Probleme reden, sagt Ebora Schneider, Mitarbeite­rin im Kinderhaus. Es habe keine konkreten Hinweise auf Gewalt gegeben. Mittlerwei­le würden einige Viertkläss­ler im Kinderhaus wieder unterstütz­t – auch bei den Hausaufgab­en. Zehn Kinder und ihre Familien werden dort betreut. Beim Projekt Kita-Einstieg für Kinder, die noch keinen Platz in einer Einrichtun­g haben, hofft Mitarbeite­rin Eliza Shibilova, dass es nach der Lockerung der Beschränku­ngen Anfang Juni wieder mit einer Zehnergrup­pe losgehen kann.

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FOTO: KAHNERT/DPA Während der Corona-Beschränku­ngen konnte das Jugendamt nur in Ausnahmefä­llen die Kinder der betreuten Familien sehen. Mitarbeite­r der Kinderhäus­er machten Besuche an der Haustür. Dabei habe es keine Anzeichen von Gewalt gegen Kinder gegeben. Die Isolation sei aber für viele ein Problem.

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