„Kita-Öffnung für Kinder ganz wichtig“
Gerade die Kleinen brauchen den Kontakt zu ihren Freunden, sagt das Jugendamt, und plädiert dafür, die Kitas jetzt schnell zu öffnen. Denn sie seien auch eine wichtige Kontrollinstanz für den Kinderschutz.
Obwohl viele Familien wochenlang auf engem Raum zusammenleben mussten und noch müssen, sind die Zahlen der Inobhutnahmen während der strengen Ausgangsbeschränkungen im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen, sondern gesunken. Zumindest war das im April im Regionalverband so. 17 Kinder und Jugendliche holte das Amt aus den Familien, im Vorjahresmonat waren es 51. „Die Zahl für den April kann sich noch um ein paar wenige erhöhen. gewesen, sagt Deckert. Viele sonst übliche, oft tägliche Hausbesuche seien ausgefallen. Deshalb sei der telefonische Kontakt sehr wichtig gewesen. Das Jugendamt habe flexibel reagiert, um Familien zu helfen, meint Deckert und nennt ein Beispiel: Ein infizierter alleinerziehender Vater habe weiter mit seinen fünf Kindern zusammenleben dürfen. Sie wurden also nicht getrennt, aber alle standen unter Quarantäne. Mitarbeiter des Jugendamts hätten die Familie mit Lebensmitteln versorgt.
Aus Sicht des Kinderschutzes plädiert Deckert dafür, die Kindergärten schnell zu öffnen und die Öffnung der Grundschulen auszuweiten. „Soziale Kontakte zu pflegen, ist für kleine Kinder und Grundschüler ganz wichtig“, sagt Deckert. Er vermutet, dass die lange Isolation in den Wohnungen Folgen haben wird. Ob das zu mehr Inobhutnahmen in den nächsten Monaten führen wird, ist aber noch offen.
Seine Arbeit habe sich seit den Lockerungen etwas normalisiert, berichtet Deckert. „Persönliche Kontakte sind aber weitestgehend zu vermeiden. In Einzelfällen finden Gespräche unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.“Kürzlich habe es wieder eine Inobhutnahme gemeinsam mit der Polizei gegeben. Die Kommunikation mit der Maske ohne Mimik sei dabei für alle, aber gerade für Kinder und Eltern in einer Ausnahmesituation, sehr befremdlich, sagt Deckert. Das „Notfallteam“habe das Jugendamt mittlerweile aufgelöst, es könne aber bei neuen Beschränkungen schnell wieder seine Arbeit aufnehmen.
Auch die Kinderhäuser in Malstatt und Völklingen konnten in den vergangenen Wochen keinen Anstieg der Gewalt gegen Kinder feststellen. Sie betreuen Jungen und Mädchen aus Familien, die Unterstützung brauchen. Einige Kinder werden ihnen auch direkt vom Jugendamt zugewiesen. Im Kinderhaus Malstatt sind das 7 von 25 Kindern, sagt der Leiter Carsten Freels. Er habe mit seinen Mitarbeitern während der Corona-Beschränkungen eine Notbetreuung für einige Kinder aus Familien angeboten, in denen es hätte kritisch werden können. Sonst hätten er und sein Team telefonisch Kontakt gehalten und die Kinder an der Haustür besucht. Um Probleme zu besprechen, habe er auch Familien ins Kinderhaus kommen lassen, berichtet Freels. „Ich habe keinen Anstieg von Gewalt festgestellt. Ich bin selbst überrascht, dass es so gut lief.“Den Kindern hätten die Freunde, aber auch das gemeinsame Essen im Kinderhaus gefehlt. Nachdem
die Viertklässler wieder in die Schule gehen, würden jetzt wieder zehn Kinder betreut.
Auch das Team des Kinderhauses in Völklingen hat die Familien an der Haustür besucht und die Kinder mit Spiel- und Bastelmappen versorgt. An der Haustür könne man aber nicht über ernste Probleme reden, sagt Ebora Schneider, Mitarbeiterin im Kinderhaus. Es habe keine konkreten Hinweise auf Gewalt gegeben. Mittlerweile würden einige Viertklässler im Kinderhaus wieder unterstützt – auch bei den Hausaufgaben. Zehn Kinder und ihre Familien werden dort betreut. Beim Projekt Kita-Einstieg für Kinder, die noch keinen Platz in einer Einrichtung haben, hofft Mitarbeiterin Eliza Shibilova, dass es nach der Lockerung der Beschränkungen Anfang Juni wieder mit einer Zehnergruppe losgehen kann.