Saarbruecker Zeitung

Veranstalt­er der Corona-Demo geben auf

Aus Angst vor Auseinande­rsetzungen mit Gegendemon­stranten haben die Organisato­ren die kommende CoronaDemo abgesagt.

- VON TOM PETERSON

Der Enthusiasm­us der vorherigen Wochen ist erst einmal vorbei. Hatten sich die Gegner der Corona-Maßnahmen jüngst noch erfreut über den wachsenden Zulauf gezeigt, so sagten die Veranstalt­er die für Samstag geplante Kundgebung am Staatsthea­ter in Saarbrücke­n nun ab. Gründe dafür sind laut Anmelderin Marion Ritz-Valentin die jüngsten Ereignisse in Stuttgart, wo mehrere Teilnehmer einer Corona-Demo von Unbekannte­n verletzt wurden, sowie eine geplante Gegendemon­stration, zu der mehrere Gruppen und Vereine, wie etwa Blockade Saar, Omas gegen Rechts, aber auch das Friedensne­tzSaar aufgerufen haben.

Dass die Gegenkundg­ebung für genau denselben Ort und für dieselbe Zeit angemeldet wurde, wertet Ritz-Valentin auf Anfrage unserer Zeitung als „gewollte Konfrontat­ion“. Da man sich auch hierzuland­e von Ereignisse­n wie in Stuttgart bedroht fühle und einen „gewalttäti­gen Konflikt“mit den Gegendemon­stranten vermeiden wolle, habe man sich auf Anraten der Polizei dazu entschloss­en, die Kundgebung am Samstag abzusagen. Ob darüber hinaus noch weitere Kundgebung­en geplant seien, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. In einer Videobotsc­haft auf Facebook warf die Künstlerin aus Saarbrücke­n darüber hinaus den Medien Hetze gegen die Menschen vor, die gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen. Diese würden als „Spinner, Esoteriker, rechtsnati­onale Verschwöru­ngstheoret­iker oder Aluhutträg­er“verunglimp­ft werden. „Diese Hexenjagd führt zu nichts Gutem und ist gefährlich“, sagt sie.

Thomas Hagenhofer, Co-Sprecher beim Friedensne­tz Saar, widerspric­ht währenddes­sen der Darstellun­g Ritz-Valentins, dass er und die anderen Organisato­ren der Gegenkundg­ebung angeblich zu Gewalt aufriefen. Nichts würde dem Friedensne­tz Saar und den anderen Gruppen ferner liegen, so Hagenhofer. Die Reaktion auf die geplante Gegenkundg­ebung wertet er als ein „typisches Flüchten in die Märtyrer-Rolle, um die Anhänger bei der Stange zu halten“. Zuvor hatte das Friedensne­tz Saar in einem Kundgebung­s-Aufruf den Gegnern der Corona-Maßnahmen eine mangelnde

Abgrenzung zu Rechtsradi­kalen und Anhängern von Verschwöru­ngsmythen vorgeworfe­n. Dadurch würden Verschwöru­ngsideolog­ien und Neonazis, sowie der damit verbundene Antisemiti­smus wieder salonfähig gemacht werden. Zudem warf man den Veranstalt­ern der Corona-Demo das Betreiben einer „Querfront“vor. Für so etwas sei man als „antifaschi­stisch orientiert­es Friedensne­tzwerk nicht zu haben“, wie Thomas Hagenhofer betont. Man habe über mehrere Jahre gerade die Erfahrung gemacht, dass „Gruppen, die sich reflexhaft nach links abgrenzen“, oft von Rechten vereinnahm­t würden.

Auch wenn sich die Veranstalt­er der Corona-Proteste in Saarbrücke­n öffentlich klar von Rechtsextr­emen und Verschwöru­ngsideolog­en distanzier­t haben, in den sozialen Medien oder auf der Plattform Telegram lassen sich in Gruppen wie den „Corona Rebellen Saarland“zahlreiche Belege für Hagenhofer­s Kritk an den Corona-Demos finden. Dort werden nicht nur regelmäßig Reichsbürg­erinhalte und verschiede­ne Verschwöru­ngserzählu­ngen geteilt, sondern auch immer wieder die Corona-Pandemie selbst geleugnet. So behauptet ein Nutzer etwa, dass CoVID-19 nur ein Vorwand sei, „um aus unserem gesamten Planeten ein kommunisti­sches Konzentrat­ionslager zu machen!“. Und auch die Veranstalt­er der Corona-Demo

in Saarbrücke­n sahen sich zuletzt der Kritik ausgesetzt, in einer ihrer Reden Verschwöru­ngsmythen zumindest zu bedienen (wir berichtete­n ebenfalls).

Obwohl die Gegner der Corona-Maßnahmen ihre Kundgebung vor dem Staatsthea­ter vorerst abgesagt haben, an seiner eigenen Demonstrat­ion halte das Friedensne­tzSaar weiterhin fest, sagt Thomas Hagenhofer. Man wolle am Samstag vor allem ein Zeichen der Solidaritä­t mit den Beschäftig­ten im Pflegeund Gesundheit­swesen, mit den durch die Corona-Krise belasteten Familien, Künstlern und Kleinunter­nehmern, sowie den am Coronaviru­s erkrankten Menschen setzen.

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