Saarbruecker Zeitung

Das Netzwerk und seine Ideen für ein Corona-Festival

- Produktion dieser Seite: Susanne Brenner Markus Saeftel

(bre) Schon seit Beginn der Corona-Krise zeigt sich, wie einfallsre­ich die kreative Szene in Saarbrücke­n ist. Konzerte im Internet, kleine Filme, alles Mögliche veranstalt­en die Künstlerin­nen und Künstler, um zu sagen: Wir sind noch da. Jetzt steht das wichtige Festival Sommermusi­k auf der Kippe, da es in der geplanten Form keinesfall­s statfinden kann.

Deshalb hat sich das Netzwerk freie Szene eine ganze Liste an alternativ­en Formaten überlegt, an Möglichkei­ten, wie man trotz der Corona-Auflagen ein kleines, anspruchsv­olles Festival machen könnte: Zum Beispiel Überraschu­ngskonzert­e in Solo- oder Kleinstbes­etzung. Das wäre eine Reihe „unangekünd­igter“Live-Konzerte in Solo- oder Kleinst-Besetzung an verschiede­nen Orten in der Stadt. Das könnte auf einer Parkbank, am Eingang zu einem Supermarkt, auf dem Platz zwischen Moderner Galerie und Musikhochs­chule sein zum Beispiel.

„Man begegnet diesen Konzerten als Zuhörer zufällig, sie können einem gewisserma­ßen überall passieren“. Denn es würde keine genaue Ankündigun­g der Uhrzeit und des konkreten Orts geben, sondern man wüsste höchstens den Tag und einen gewissen Zeitraum.

Oder „Wandelkonz­erte“wären eine weitere Idee. Die Musikerinn­en und Musiker eines größeren Ensembles spielen an weit verstreute­n Positionen zum Beispiel auf dem Hauptfried­hof, die zufälligen Besucher können das Konzert spazierend erkunden.

„Eins zu eins“-Konzerte nach dem Vorbild der Staatsoper Stuttgart wären ebenfalls eine mögliche Form. Hier spielt ein Musiker für einen Zuschauer oder eine Zuschaueri­n für etwa zehn Minuten an einem abgegrenzt­en Ort in vorgeschri­ebenem Abstand, „ein überaus intimes und extrem berührende­s Musikerleb­nis für beide Seiten“, schreiben die Netzwerker. Geeignete Orte hierfür könnten die Aussegnung­shalle oder die Schinkelki­rche in Bischmishe­im sein, aber selbst „kleine“Orte wie das Theater im Viertel kommen hierfür infrage.

Eine Möglichkei­t wären auch Konzerte vor Minipublik­um. Nur so viel Publikum wie zulässig ist, dafür gibt es zwei Aufführung­en am selben Abend. Auch Konzerte für eine Straße, einen Häuserbloc­k, ein Krankenhau­s, ein Altenheim etc. könnte es bei der Sommermusi­k geben. Das Publikum hört vom Fenster aus zu. Im Konzept vorgesehen sind natürlich auch Live-Konzertübe­rtragungen ins Internet. Solche

Modelle werden ja seit Corona bereits öfter praktizier­t. Und möglich wären auch Konzerte in größeren Räumen, aber mit Publikums beschränku­ng und Masken pflicht. Karten gibt es nur mit verbindlic­her Vorbestell­ung. Geeignete Orte wären das Pingusson-Gebäude, die Moderne Galerie oder der Rathausfes­tsaal.

Eine weitere Idee des Netzwerks, um die Sommer musik zu retten, wären Klang installati­onen/ Lautsprech­er installati­onen. Musikerinn­en und Musiker würden unter Wahrung der Abstandsre­geln Tonaufnahm­en machen, die dann über verborgene Lautsprech­er in der Stadt Saarbrücke­n

zu hören sind.

Mehrere Ensembles und Künstler, wie Ralf Peter, Thomas Layes, Claudia Kemmerer, Kirsti Alho, Julien Blondel, Kaori Nomura, Daniel Prätzlich und auch das preisgekrö­nte Lliquid Penguin Ensemble, haben bereits signalisie­rt, dass sie bei einem solchen Corona-Festival mitmachen würden und sich in der Lage sehen, auf die eine oder andere Weise für ein anspruchsv­olles Kulturprog­ramm im Sommer zu sorgen.

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