Neue Probleme, nächste Verzögerung
Das Ludwigsparkstadion in Saarbrücken wird nicht wie geplant und erhofft zur Saisoneröffnung der 3. Liga fertig sein.
Die beinahe unendliche Geschichte dauert nochmals länger als gedacht. Der Großbaustelle Ludwigsparkstadion droht eine weitere Verzögerung. Die Ausschreibung für die Neuanlage der Rasenspielfläche und die Rasenheizung musste zurückgenommen werden. Neuausschreibung, Vergabeverfahren und Umsetzung könnten nach SZ-Informationen bis in den Oktober andauern. Der Saisonstart des designierten Aufsteigers 1. FC Saarbrücken in der 3. Fußball-Liga wird damit ziemlich sicher nicht im Ludwigspark zelebriert werden können.
„Die Rasenarbeiten werden den Termin der Fertigstellung des Stadions nicht verzögern. Unabhängig davon prüfen wir, wie die Arbeiten am Rasen zeitlich optimieren können“, sagte Thomas Blug, der Sprecher der Stadt Saarbrücken, auf Anfrage der SZ, ohne sich auf einen Eröffnungs-Termin festzulegen. Sein Chef, Oberbürgermeister Uwe Conradt, musste beim Rundgang durchs Stadion am Dienstagabend, der öffentlichkeitswirksam live im Internet übertragen wurde, einmal mehr Fehler seines Hauses eingestehen: „Offenbar hat was in der Ausschreibung nicht gestimmt. Sie war nicht hinreichend gut beschrieben.“
Man will ihm glauben, wenn er zum wiederholten Male sagt, die Baustelle arbeite „unter Vollast“. Die Fortschritte bei Hochbauten wie Tribünen und deren Dächern sind durchaus erkennbar. Doch das liegt in der Natur der Sache. Gar nicht erst vorhanden waren in den Plänen dagegen ausreichend Kühl- und Lagermöglichkeiten für die Catering-Verkaufsstände. Vor allem bei der später 4500 Fans fassende Heimtribüne sorgte das notwendige „Nachsteuern“für erhebliche Probleme. „Wir haben bei denen nachgefragt, die es ursprünglich geplant haben“, erklärte Conradt: „Es wurde einfach vergessen. Das ist sehr ärgerlich.“
Der neue OB vermittelt zumindest den Eindruck, sich um die Belange des Stadions und der FCS-Fans zu kümmern. Er holt sich Prügel ab für Fehler, die auch vor seiner Amtszeit gemacht wurden. Nun sollen eigene „Kühlzellen“gebaut werden, dafür müssen aber weitere Teile des früheren E-Blocks abgerissen werden. Sie sollten eigentlich als Erinnerungsstätte an den „alten Park“erhalten bleiben. Viele Fans sind darüber enttäuscht und verärgert.
Die Nebengebäude, zu denen auch die Verkaufskioske gehören, sind ohnehin ein Problem. „Das aktuelle Verfahren der Nebengebäude ist noch nicht abgeschlossen“, erläuterte Blug: „Für die Frage, wann genau das erste Spiel stattfinden kann, sind die Nebengebäude weiterhin der kritische Faktor, da dort für den Spielbetrieb sicherheitsrelevante Technik untergebracht ist.“
Nach SZ-Informationen mussten die Ausschreibungen bereits zwei Mal aufgehoben werden. „Wenn wir die Angebote so angenommen hätten, wären wir in viele Nachträge reingelaufen“, formulierte OB Conradt
politisch korrekt, was übersetzt heißt: Das Stadion wäre teurer geworden. 16 Millionen Euro waren – zur Beruhigung der breiten Öffentlichkeit – zu Baubeginn für den Stadionumbau veranschlagt worden. Die zuletzt aufgerufenen 46,5 Millionen Euro könne man nun einhalten. Conradt betonte gar: „Wir liegen aktuell im Budget.“
Doch es gibt es nach wie vor kein Betreiberkonzept für die Stände und kein Betriebskonzept für Veranstaltungen über den Fußball hinaus. Der Mietvertrag mit dem Hauptmieter
1. FC Saarbrücken ist nicht ausgehandelt und schon gar nicht unterzeichnet. „Die Nachfrage nach Logen und Business-Plätzen ist sehr hoch“, erklärte FCS-Geschäftsführer David Fischer. Dass dem Verein allein durch die bisherige Bauverzögerung ein hoher sechsstelliger Betrag an Einnahmen verloren gegangen ist, wollte Fischer nicht bestätigen.
„Es bleibt unser Ziel, dass wir noch im Jahr 2020 hier spielen“, gehört zu Conradts Standardsätzen, der auch bei einer Eröffnung im Oktober ja noch richtig wäre. Wann im Ludwigspark
wirklich wieder Fußball gespielt werden kann, ist eben so offen wie die Frage, wann es im Saarland überhaupt wieder erlaubt sein wird, ein Fußballspiel zu bestreiten. Denn während die bayerische Landesregierung die Erlaubnis zur Austragung des DFB-Pokal-Halbfinales Bayern München gegen Eintracht Frankfurt erteilt hat, steht diese für die Partie des FCS gegen Bayer Leverkusen noch aus. Sie muss von der Stadt Völklingen erteilt werden.
„Es gab zuletzt einige Irritationen mit dem Austausch von Wirtschaftsgütern
aus Großbritannien“, sagt FCS-Geschäftsführer Fischer zu den zu organisatorischen Problemen vor dem Pokalspiel, das am 9. oder 10. Juni ausgetragen werden soll – wegen der Live-Übertragung in der ARD eigentlich um 20.45 Uhr.
Das in den bisherigen Runden bewährte Zusatz-Flutlicht für das Hermann-Neuberger-Stadion muss erneut aus England herangekarrt werden – was offenbar schwieriger wird als gedacht. Passt dieser Tage zur beinahe unendlichen Geschichte des Ludwigsparks.