Der umstrittene Schlappner feiert seinen 80. Geburtstag
(sid) Die große Sause mit Gästen aus aller Welt fällt aus. Die Corona-Pandemie hat die Party-Pläne von Klaus Schlappner zunichtegemacht. Und so wird der 80. Geburtstag des Trainer-Urgesteins an diesem Freitag „nur“im Familienkreis gefeiert. Ein bisschen weniger Brimborium ist vielleicht gar nicht schlecht – schließlich hat der Fußball-Trainer mit den Markenzeichen Pepitahut und Schnauzbart in den vergangenen Jahrzehnten genug Staub aufgewirbelt.
Zuletzt trat Schlappner vor exakt zweieinhalb Jahren auf den Plan – und erntete dafür (wieder einmal) jede Menge Kritik. Als es beim Freundschaftsspiel des Regionalligisten TSV Schott Mainz gegen das chinesische U20-Nationalteam zum Eklat kam, war der frühere Trainer der A-Mannschaft aus dem Reich der Mitte außer sich. Als eigentlich unbeteiligter Zuschauer wetterte
Schlappner gegen die Aktivisten, die mit Tibet-Flaggen gegen die Menschenrechts-Verletzungen in dem von China annektierten Land protestiert und so für eine Spielunterbrechung gesorgt hatten.
Probleme mit Andersdenkenden offenbarte Schlappner, der die Chinesen von 1992 bis 1995 betreute, schon knapp 50 Jahre zuvor. Im Jahr 1968 kandidierte er, nach eigenen Angaben nur aus Protest gegen die 68er-Bewegung, bei den hessischen Kommunalwahlen in seinem Heimatort Lampertheim für die NPD. Hinterher beteuerte Schlappner, dass er die rechtsradikale Partei
nach einem Jahr wieder verlassen und nie Sympathien für rechtes Gedankengut gehegt habe.
Sympathisch fanden auch nicht alle die Art und Weise, wie Schlappner als Fußballlehrer auftrat. Sein Gehabe in Mainz erinnerte an die berüchtigten Auftritte Schlappners an der Seitenlinie des heutigen Drittligisten SV Waldhof Mannheim. Um flotte Sprüche in breitem Kurpfalz-Dialekt war der Südhesse als Trainer der Waldhof-Buben von 1980 bis 1987 nie verlegen.
1983 führte der Elektromeister die Mannheimer sogar in die Bundesliga und etablierte den Arbeiter-Club für mehrere Jahre in der Eliteklasse. Damals gab Schlappner gerne zum Besten, dass er nicht Meister werden muss, da er es schon sei. In jenen Jahren formte der Coach, der noch heute unweit von Mannheim lebt, junge Talente wie Jürgen Kohler und Maurizio Gaudino zu Nationalspielern, den beinharten Kohler gar zum Weltmeister.
Danach machte Schlappner beim SV Darmstadt 98, dem 1. FC Saarbrücken (1988 bis 1991) sowie Carl Zeiss Jena weiter, bevor ihn der Ruf aus China ereilte. Im Riesenreich half Schlappner unter anderem mit, eine Profiliga aufzubauen.
Noch heute unterhält er enge Verbindungen nach Fernost, seit 2008 ist Schlappner Ehrenprofessor der Sporthochschule in Shijiazhuang.
In China endeten die Auslandsabenteuer Schlappners aber nicht. Auch im Iran und der Mongolei war er als Fußball-Entwicklungshelfer im Einsatz. „Fußball ist eine Weltsprache“, sagte Schlappner beim Blick zurück auf seine Stationen: „Der Ball spielt die Rolle. Nicht das, was man schwätzt.“