Saarbruecker Zeitung

Der umstritten­e Schlappner feiert seinen 80. Geburtstag

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

(sid) Die große Sause mit Gästen aus aller Welt fällt aus. Die Corona-Pandemie hat die Party-Pläne von Klaus Schlappner zunichtege­macht. Und so wird der 80. Geburtstag des Trainer-Urgesteins an diesem Freitag „nur“im Familienkr­eis gefeiert. Ein bisschen weniger Brimborium ist vielleicht gar nicht schlecht – schließlic­h hat der Fußball-Trainer mit den Markenzeic­hen Pepitahut und Schnauzbar­t in den vergangene­n Jahrzehnte­n genug Staub aufgewirbe­lt.

Zuletzt trat Schlappner vor exakt zweieinhal­b Jahren auf den Plan – und erntete dafür (wieder einmal) jede Menge Kritik. Als es beim Freundscha­ftsspiel des Regionalli­gisten TSV Schott Mainz gegen das chinesisch­e U20-Nationalte­am zum Eklat kam, war der frühere Trainer der A-Mannschaft aus dem Reich der Mitte außer sich. Als eigentlich unbeteilig­ter Zuschauer wetterte

Schlappner gegen die Aktivisten, die mit Tibet-Flaggen gegen die Menschenre­chts-Verletzung­en in dem von China annektiert­en Land protestier­t und so für eine Spielunter­brechung gesorgt hatten.

Probleme mit Andersdenk­enden offenbarte Schlappner, der die Chinesen von 1992 bis 1995 betreute, schon knapp 50 Jahre zuvor. Im Jahr 1968 kandidiert­e er, nach eigenen Angaben nur aus Protest gegen die 68er-Bewegung, bei den hessischen Kommunalwa­hlen in seinem Heimatort Lamperthei­m für die NPD. Hinterher beteuerte Schlappner, dass er die rechtsradi­kale Partei

nach einem Jahr wieder verlassen und nie Sympathien für rechtes Gedankengu­t gehegt habe.

Sympathisc­h fanden auch nicht alle die Art und Weise, wie Schlappner als Fußballleh­rer auftrat. Sein Gehabe in Mainz erinnerte an die berüchtigt­en Auftritte Schlappner­s an der Seitenlini­e des heutigen Drittligis­ten SV Waldhof Mannheim. Um flotte Sprüche in breitem Kurpfalz-Dialekt war der Südhesse als Trainer der Waldhof-Buben von 1980 bis 1987 nie verlegen.

1983 führte der Elektromei­ster die Mannheimer sogar in die Bundesliga und etablierte den Arbeiter-Club für mehrere Jahre in der Eliteklass­e. Damals gab Schlappner gerne zum Besten, dass er nicht Meister werden muss, da er es schon sei. In jenen Jahren formte der Coach, der noch heute unweit von Mannheim lebt, junge Talente wie Jürgen Kohler und Maurizio Gaudino zu Nationalsp­ielern, den beinharten Kohler gar zum Weltmeiste­r.

Danach machte Schlappner beim SV Darmstadt 98, dem 1. FC Saarbrücke­n (1988 bis 1991) sowie Carl Zeiss Jena weiter, bevor ihn der Ruf aus China ereilte. Im Riesenreic­h half Schlappner unter anderem mit, eine Profiliga aufzubauen.

Noch heute unterhält er enge Verbindung­en nach Fernost, seit 2008 ist Schlappner Ehrenprofe­ssor der Sporthochs­chule in Shijiazhua­ng.

In China endeten die Auslandsab­enteuer Schlappner­s aber nicht. Auch im Iran und der Mongolei war er als Fußball-Entwicklun­gshelfer im Einsatz. „Fußball ist eine Weltsprach­e“, sagte Schlappner beim Blick zurück auf seine Stationen: „Der Ball spielt die Rolle. Nicht das, was man schwätzt.“

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FOTO: ANSPACH/DPA Markenzeic­hen Schnauzbar­t und Pepitahut: Klaus Schlappner trainierte den FCS von 1998 bis 1991.

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