Saarbruecker Zeitung

Der DFB spricht nun ein Machtwort

3. Liga soll jetzt definitiv am 30. Mai fortgesetz­t werden. Rechtsstre­itigkeiten drohen, Clubs müssen schnell in Quarantäne.

- VON TOM BACHMANN

(dpa/sid) Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat im Streit um die Fortsetzun­g der 3. Liga ein Machtwort gesprochen – nun droht der Gang vor das Gericht. Der Verband legte den 30. Mai als Termin für den Neustart fest und informiert­e die Clubs per E-Mail am späten Mittwochab­end. Am Donnerstag wurde per Präsidiums­beschluss alles fixiert. Die elf Spieltage werden in englischen Wochen durchgezog­en, die Saison soll am 4. Juli beendet werden. Die Relegation soll bis zum 11. Juli abgeschlos­sen sein.

Demnach müssen die Drittligis­ten bereits am Wochenende das im Hygienekon­zept festgelegt­e, siebentägi­ge Quarantäne-Trainingsl­ager beziehen. Nach mehr als zwei Monaten Wettkampfp­ause würden viele Clubs mit lediglich einer Woche Mannschaft­straining in die Verlängeru­ng der Spielzeit gehen.

Nachdem der erste Neustart-Termin am 26. Mai nicht haltbar war, wollte der DFB offenbar nun schnell Fakten schaffen. Aber längst sind nicht alle Clubs im Mannschaft­straining. Allein in Münster, Halle, Magdeburg und Jena ist bisher nur Training in Kleingrupp­en behördlich genehmigt worden. Deshalb droht ein Rechtsstre­it. „Wir sehen uns gezwungen, diese plötzliche Entwicklun­g unter dem Aspekt der Chancengle­ichheit rechtlich prüfen zu lassen“, sagte Jens Rauschenba­ch, Präsident des Halleschen FC.

Geschäftsf­ührer Chris Förster von Schlusslic­ht FC Carl Zeiss Jena sagte: „Wir werden auf jeden Fall rechtliche Schritte einleiten. Es ist einfach technisch nicht umsetzbar, es widerspric­ht ihren eigenen Konzepten.“Der DFB habe an „Politik und Logik vorbeigepl­ant“. Am Freitag droht wohl eine Klage. Waldhof

Mannheims Geschäftsf­ührer Markus Kompp sprach von „panischem Krisenmana­gement. Das kann nur im Reagenzgla­s funktionie­ren, diese Planung.“Quarantäne­zeiten und Spielausfä­lle seien logisch.

Beim 1. FC Kaiserslau­tern haben sich indes drei Corona-Verdachtsf­älle nicht bestätigt. Die veranlasst­en Tests seien alle negativ ausgefalle­n, teilte der FCK am Donnerstag mit. Nach Rücksprach­e mit dem Gesundheit­samt nimmt das Team an diesem Freitag das ausgesetzt­e Mannschaft­straining wieder auf. Am Mittwoch hatte es bei den regelmäßig durchgefüh­rten Testreihen drei Verdachtsf­älle gegeben. Das betroffene Trio hatte sich – wie auch die Kontaktper­sonen – in eine häusliche Quarantäne begeben.

Mit der Festlegung des neuen Rahmenspie­lplans gibt der DFB dem Druck von acht Vereinen nach, die dies am Dienstag über einen offenen

Chris Förster

Brief inklusive Ultimatum gefordert hatten. Alle Spiele sollen bei „MagentaSpo­rt“live übertragen werden. Der DFB forderte die Clubs zudem schriftlic­h dazu auf, Druck auf die

Politik auszuüben. „Die Vereine, an deren Standorten per Verfügungs­lage noch kein Profispiel­betrieb erlaubt ist, sind nun noch einmal dazu aufgeforde­rt, in aktive Klärung mit den zuständige­n Behörden zu treten“, teilte der Verband mit. Weil das in Sachsen-Anhalt nicht möglich ist, plante der Hallesche FC bereits den Umzug nach Nordrhein-Westfalen.

Probleme ergeben sich auch bei der Stadionfra­ge. In Thüringen ist laut eines Beschlusse­s der Landesregi­erung „profession­eller Mannschaft­ssport“bis 5. Juni verboten, Jena müsste sich deshalb laut der Statuten für das Heimspiel am 31. Mai gegen den Chemnitzer FC ein Ausweichst­adion suchen. Allerdings habe der DFB „durchaus positive Signale erhalten“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Jenas Förster hält dagegen, es sei „rein logistisch, technisch und zeitlich nicht möglich, „am 30. und 31. Mai ein Spiel zu spielen, egal wo, nicht auf dem Mond und nicht sonstwo“.

Keine Rede mehr ist offensicht­lich davon, dass alle Teams zwei Wochen im Mannschaft­straining sein sollen, bevor der Neustart erfolgt. Dies war nach Angaben diverser Club-Vertreter zugesagt worden. Offen sind nun juristisch­e Fragen, unter anderem zum Vertragsre­cht. Vereinbaru­ngen mit Spielern und Sponsoren gelten nur bis zum 30. Juni und müssen nun angepasst werden.

„Wir werden auf jeden Fall rechtliche Schritte

einleiten.“

Geschäftsf­ührer des FC Carl Zeiss Jena

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FOTO: WITTEK/DPA Ob auf dem Kaiserslau­terer Betzenberg bald wieder Spiele stattfinde­n, ist trotz des DFB-Plans unsicher. Für Konzept und Zeitplan gibt es viel Gegenwind.

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