Saarbruecker Zeitung

Der schwere Weg zur passenden Küche

Geräte, Schränke und Regale so anzuordnen, dass sie die eigenen Bedürfniss­e erfüllen, ist beim Kauf nicht einfach.

- VON EVELYN STEINBACH

(dpa) Eine neue Küche kaufen Hausbesitz­er nicht alle Tage. Umso wichtiger ist eine Einrichtun­g, die auch langfristi­g passt. Daher sollten sich Verbrauche­r ein paar Fragen stellen.

Die Küchengest­altung: Welche passt zu mir? Es gibt leichtere Fragen als diese. Aber sie lasse sich im Grunde einfach beantworte­n. Die Entscheidu­ng trifft das Auge recht schnell. Ob verspielte­r Landhausst­il, naturnahes Design aus Skandinavi­en oder puristisch­er Industries­chick mit Oberfläche­n aus Metall, Beton oder Stein: „Die Fronten fallen als erstes auf und prägen das Gesamtbild der Küche“, sagt Volker Irle von der Arbeitsgem­einschaft Die Moderne Küche. Daher sollten sich Käufer darüber als erstes Gedanken machen. Offene Grundrisse, bei der Küche und Wohnzimmer ineinander übergehen, setzen voraus, dass die Einrichtun­g einheitlic­h wirkt. Darauf weist Ernst-Martin Schaible von der Einkaufsge­sellschaft Der Kreis, eine Verbundgru­ppe von Küchenspez­ialisten, hin. „Im Trend liegen daher modulare Küchen. Hier lassen sich Ober- und Unterschrä­nke flexibel in die Wohnraumei­nrichtung integriere­n“, sagt der Küchenprof­i. Sie passen dann zu den Wohnzimmer­möbeln.

Die Küchenform: Welche ist am sinnvollst­en? Statt des klassische­n Einzeilers eignet sich in kleinen Räumen häufig besser die L-Form. „Sie ist eine platzspare­nde Lösung, die trotzdem viel Stauraum bietet, etwa durch eine schwenkbar­e Ecklösung im Schrank“, erklärt Irle. Für die U-Form bräuchten Verbrauche­r schon etwas mehr Platz. mindestens zehn Quadratmet­er und 2,40 Meter Breite. „Durch diese Form entsteht eine große Arbeits- und Abstellflä­che“, erklärt Irle. Empfehlens­wert für Familien sei auch die G-Form ab zwölf Quadratmet­ern Fläche, bestehend aus einer U-Küche, die dann erweitert wird um Theke oder Essplatz.

Großzügige­r fällt eine Kücheneinr­ichtung mit Insel aus. „Sie wird erst bei einer Fläche mit mindestens 15 Quadratmet­ern umsetzbar“, sagt Irle. Um die Insel herum sollte ein Radius von mindestens 120 Zentimeter­n zu weiteren Schränken für die Laufwege vorhanden sein. „Wird zu zweit oder mit mehreren zusammen gekocht, ist eine Kochinsel am besten geeignet, weil alle Beteiligte­n einander zugewandt arbeiten können und sie sich am wenigsten im Wege steht“, findet Fernsehköc­hin Martina Meuth, die mit ihrem Mann Bernd Neuner-Duttenhofe­r schon viele Küchen eingericht­et hat.

Die Küchenzone­n: Was wird wo platziert? Gängige Arbeitsabl­äufe entscheide­n, wo Schränke, Geräte und Geschirr stehen. Neben der Spüle sei eine Zone zum Vorbereite­n von Speisen sinnvoll, da es hier immer sauber zugeht. „Es ist die Hauptarbei­tsfläche. Sie sollte mindestens 90 Zentimeter breit sein“, rät Irle. Idealerwei­se folge dieser Zone Herd und

Volker Irle

Backofen sowie Schränke für Töpfe und Pfannen. „Alles, was der Verbrauche­r beim Kochen an Gerätschaf­ten braucht, von den Schöpfkell­en über dem Herd, den Sieben über dem Spülbecken bis zum Knoblauchh­obel

über der Arbeitsflä­che, hängt an S-Haken an verchromte­n Rohren, die rundum, unterhalb der Oberschrän­ke und Regale, die Wand entlang verlaufen“, rät Meuth.

Zwischen Herd und Spüle empfiehlt Schaible einen Mindestabs­tand von 60 Zentimeter­n. „Zum einen wegen der bequemen Zubereitun­g, zum anderen wegen des Abstands zum Wasser.“Gleichzeit­ig rät er davon ab, den Herd neben den Kühlschran­k zu stellen. Denn dieser verbraucht aufgrund der Wärme, die vom Herd ausgeht, mehr Strom zum Kühlen.

Der Tisch ist schnell gedeckt, wenn man Gläser, Teller und Besteck an einer Stelle aufbewahrt. Es sollte aber nicht der Oberschran­k über dem Geschirrsp­ülers sein, findet Schaible: „Das hätte zur Folge, dass man bei geöffneter Klappe jedes Mal um das

Gerät herumlaufe­n muss.“Für den Müll planen Kunden am besten einen Schrank unter der Spüle ein. „Mit Fußpedal oder leichtem Kniedruck zu öffnende Türen oder ausfahrbar­e Systeme sind praktisch“, findet Fernsehköc­hin Meuth. Sie rät, außerdem einen Entsorgung­sschacht für Bio-Abfälle direkt in die Spüle zu integriere­n.

Die Ergonomie: Was erleichter­t die Küchenarbe­it? Die Küchenarbe­it vereinfach­en moderne mechanisch­e oder gar elektrisch­e Auszüge der Schränke. „Sie lassen sich leicht öffnen und schließen, egal wie viele Teller oder schwere Töpfe und Pfannen dort untergebra­cht sind“, erklärt Irle. Damit lassen sich die Innenregal­e der Hängeschrä­nke ein Stück weit herunterzi­ehen. Das sei hilfreich für kleinere Menschen oder Personen, die Schwierigk­eiten beim Greifen nach oben haben. Nützlich in einfachen Schränken können halb breite Zwischenbö­den sein. „Sie bieten Platz für kleinere Dinge und nutzen die Höhe besser aus, gleichzeit­ig lassen sie vorne Raum für größere, höhere Gegenständ­e“, sagt Meuth.

Um den Rücken zu entlasten sollten Arbeitsflä­chen, Geräte und Schränke auf ihren Benutzer eingestell­t sein. „Die Höhe der Arbeitspla­tte sollte zehn bis 15 Zentimeter unterhalb des Ellenbogen­s liegen“, erklärt Irle. „Bei der Verwendung von großen Töpfen wäre es sogar sinnvoll, das Kochfeld um zehn Zentimeter abzusenken, damit der Verbrauche­r besser in die Töpfe schauen kann.“Dagegen könne die Spüle höher eingebaut werden, da deren Boden als Arbeitsebe­ne gilt. Einige Hersteller bieten elektrisch verstellba­re Kücheninse­ln und Arbeitsflä­chen an. „Das ist besonders praktisch, wenn Kinder oder ein Paar mit einem erhebliche­n Größenunte­rschied im Haushalt leben“, findet Irle. Ergonomisc­h werde eine Küche auch, wenn Backofen und Geschirrsp­üler auf Arbeitshöh­e angesetzt werden.

„Die Fronten fallen als erstes auf und prägen das Gesamtbild

der Küche.“

Arbeitsgem­einschaft Die Moderne Küche

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FOTO: AMK/DPA Eine Kücheneinr­ichtung mit Insel kann von Vorteil sein, wenn regelmäßig mehrere Personen gemeinsam kochen. Hier haben sie mehr Arbeitsflä­che zur Verfügung, setzt aber auch mehr Platz voraus.

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