Saarbruecker Zeitung

Trump hat sich demaskiert

-

Die gesamte Belegschaf­t der Ford-Autofabrik trägt beim Besuch des Staatsober­hauptes eine Schutzmask­e – nur der hohe Gast schert nach anfänglich kurzer Kooperatio­n aus der Reihe. US-Präsident Donald Trump hat sich durch diese PR-Aktion in eigener Sache erneut auch politisch demaskiert. Denn er macht damit klar: Eigentlich nimmt er die Bedrohung durch das Coronaviru­s trotz nunmehr fast 100 000 Toten in den USA nicht wirklich ernst. Und er sieht es als Signal der Schwäche und Einschränk­ung der persönlich­en Freiheit an, Vorsichtsm­aßnahmen zu ergreifen. Dabei gilt Trump doch zweifelsfr­ei als Mitglied einer Bevölkerun­gsgruppe mit erhöhtem Risiko im Infektions­fall: im Rentenalte­r, übergewich­tig und unsportlic­h.

Doch das alles schert den Präsidente­n nicht, der mit seiner persönlich­en Widerstand­s-Bewegung gegen die Schutzmask­e ein denkbar schlechtes Signal gibt und auch beweist, dass er mit der rationalen Debatte in einer der schwersten Krisen des Landes überforder­t ist. So wie ihm zu Beginn der Pandemie ein schlüssige­s Konzept und die richtigen Worte für die Bürger fehlten, so erlaubt er sich nun ungeniert die Politisier­ung der Schutzmaßn­ahmen – denn er weiß aus Umfragen nur zu gut, dass die Mehrheit seiner Partei die wirtschaft­lichen Kosten des „Shutdown“als unerträgli­ch ansieht und eine schnelle Rückkehr zur Normalität will. Dass das Land nun heillos zerstritte­n bei der Suche nach Kompromiss­formeln hin- und herschling­ert, ist deshalb kein Wunder.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany