Erinnerungen an nie Geschehenes
Manchmal, zwischen Wachen und Schlafen, wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich noch die Gedanken schweifen lasse oder schon träume, erinnere ich mich an Dinge, die nie geschehen sind. Und je tiefer ich sie mit in die Nacht nehme, desto wahrer werden sie. Manchmal schwappen solche Erinnerungen an nie Geschehenes auch aus einem Traum in den erwachenden Tag. Und manchmal traue ich dem, was mein Unterbewusstsein mir als Wirklichkeit schmackhaft gemacht hat, so sehr, dass ich eine ganze Weile brauche, um zu erkennen, wie absurd das alles ist.
Irgendwann werde ich mich beim Wandern zwischen Wahn und Wirklichkeit vermutlich daran erinnern, dass mein Vater mir damals im Mai eine WhatsApp-Nachricht geschickt hat. Er habe gerade ein gezapftes Bier getrunken, schrieb er. Aber das habe er erst bekommen, nachdem die Formalitäten erledigt waren. „Ohne Angabe von Adresse und Telefonnummer kein Bier“stand auf dem Handydisplay unter dem Absender „Vadder“. Ich werde mich an diese kurze Botschaft erinnern. Und dann werden meine Gedanken wie eine Flipperkugel hin und her springen zwischen der Gewissheit, dass es genau so war, und der Gewissheit, dass das so nie passiert sein kann.